Todesflut: Thriller
einem Asteroideneinschlag zu reden.«
»Gut«, sagte Brad. »Warum sollten wir voreilige Schlüsse ziehen? Uns bleiben noch ganze dreiundfünfzig Minuten. Kein Grund zur Panik.«
»Ich habe nicht gesagt, dass wir nicht eine weitere Warnung aussprechen sollten.«
»Beruhigt euch, ihr zwei«, sagte Kai leise, aber bestimmt. »Reggie, du übernimmst die Aktualisierung. Wir haben den Kontakt mit Johnston Island und der Weihnachtsinsel verloren und glauben, dass ein großer Tsunami die Küste von Hawaii bedroht. Wir empfehlen allen Küstenanwohnern, sich so weit wie möglich ins Inselinnere zurückzuziehen.«
»Ein großer Tsunami?«, fragte Reggie.
»Okay, ein massiver Tsunami.«
»An vertikale Evakuierung ist wohl nicht mehr zu denken?«
Die Innenstadt von Honolulu und der Stadtteil Waikiki waren so dicht besiedelt, dass Massen-Evakuierungen unweigerlich starke Verkehrsstaus auslösten, die Behinderungen der Rettungswagen und Busse nach sich zogen. Deshalb riet man Einwohnern, die sich nicht zu Fuß in Sicherheit bringen konnten, in der dritten Etage oder noch höher Zuflucht zu suchen.
Aber in diesem Fall stand zu erwarten, dass die höchste Welle einem zwanzigstöckigen Hochhaus entsprach. Wer die Anweisungen befolgte, würde sich selbst zum Tod verurteilen.
Kai nickte. »Die Leute sollen sich auf höher gelegenem Gelände in Sicherheit bringen. Es ist nicht auszuschließen, dass sie selbst in hohen Gebäuden gefährdet sind.«
»Wie wäre es, wenn wir von einem Mega-Tsunami sprechen?«
In den Medien wurde dieser Begriff zwar verwendet, wissenschaftlich definiert war er jedoch nicht. Man sprach im Allgemeinen von einem Tsunami, wenn die Welle über dreißig Meter hoch war. Es wäre ein großer Schritt, den Mega-Begriff zu gebrauchen. Eine Tsunami-Warnung war eine Sache, aber vor einem Mega-Tsunami war noch nie gewarnt worden. Die Medien würden sich sofort darauf stürzen.
»Nicht bevor die Bojenmessungen eingegangen sind oder die NASA uns informiert hat. Sag einfach, dass es ein gewaltiger Tsunami ist und wir seine Höhe noch nicht abschätzen können.«
»Kapiert. Toller Feiertag, was?«
Brad tippte Kai auf die Schulter.
»Kai, ich habe den Satellitendienst NESDIS und Brian Renfro an der Strippe.«
»Gut, vielleicht haben sie Neuigkeiten.«
»Harry Dupree, George Huntley und Mary Grayson wollen dich auch sprechen. Sie haben sofort angerufen, als sie die Warnung hörten.«
»Wo sind sie?« Kai hoffte, dass seine Kollegen George und Mary so nahe waren, dass sie ins Center kommen konnten. Zwei weitere Leute wären eine enorme Hilfe.
»Harry ist bei der Polizei in Maui. George und Mary sind an der Nordküste, mindestens eine Stunde Fahrt entfernt von hier.«
»Okay«, sagte Kai. »Dann können sie uns nicht helfen. Stell den Anruf von der NASA zu mir rüber, und bitte die anderen zu warten.«
Wenige Sekunden später läutete das Telefon neben Kais Monitor. Kai wandte sich schnell an Reggie.
»Reggie, wenn du die neue Warnung abgesetzt hast, behalte die Daten im Auge, die von der Boje kommen. Sag mir sofort Bescheid, wenn sie eintreffen.«
»Hallo, Brian, bist du das?«
»Ja, Kai. Ich bin auch mit einer Mitarbeiterin der NASA verbunden.«
»Hallo. Ich heiße Kai Tanaka und bin der stellvertretende Direktor des Tsunami-Warnzentrums auf Hawaii. Mit wem spreche ich?«
Eine muntere Frauenstimme meldete sich. »Hier spricht Gail Wentworth, die Wissenschaftlerin vom Dienst bei der Satellitenanalyse der NOAA . Mr. Renfro sagte, es sei wichtig. Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Es ist wirklich wichtig. Das Leben mehr oder weniger aller Menschen auf Hawaii könnte gefährdet sein. Ich muss wissen, ob Sie in der vergangenen Stunde Fotos oder Videomaterial vom Zentralpazifik aufgenommen haben. Insbesondere um 18:41 GMT.«
»Lassen Sie mich nachsehen. GOES -10 macht alle dreißig Minuten ein Bild. Ich habe ein Bild von 18:30 GMT. Dann ist da auch noch der MISAT von Japan.«
»Nein. Sie haben mich nicht verstanden. Ich brauche ein Bild von 18:41 GMT oder danach. Wir haben allen Grund anzunehmen, dass heute Morgen ein Asteroid eingeschlagen ist und ein gewaltiger Tsunami auf die Küste von Hawaii zurollt.«
Gail Wentworth schwieg, um die Nachricht zu verdauen, dann sagte sie langsam: »Was bringt Sie auf den Gedanken, dass es ein Asteroid gewesen sein könnte?«
»Es gibt mehrere Gründe, aber ich habe keine Zeit, sie zu erläutern«, antwortete Kai. »Haben Sie Bilder von einem Gebiet des Pazifiks mit
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