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Todesformel

Todesformel

Titel: Todesformel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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Menschen haben es erlitten. Da gibt es einen Stoff, der selektiv nach Rasse tötet. Mein Kopf gibt mir die Resultate, ohne dass ich denken muss. Ich habe die Vorführung eines nach Hautfarbe selektiv wirkenden Biogifts gesehen, der zweite Teil auf der CD-ROM enthält die Formel, die Formel kann ich nicht entschlüsseln, wozu wollte ich auch.
    Wie ein Roboter nehme ich die CD aus dem Laptop, stecke sie ins gelbe Kuvert zurück. Ich klappe den Laptop zu, lehne meinen Kopf an Aljas Schulter. Jetzt weine ich. Ich fühle, dass auch Alja weint.
    Dann ist es Alja, die mir über den Kopf fährt, mich um die Schultern fasst, mich tröstet.
    »Du bist noch so jung. Du bist eine starke Frau. Der Mensch ist so stark, wie er sein muss. Denk, es ist vorbei, das auf dem Film ist schon geschehen. Es gibt schlechte Menschen, offensichtlich gibt es immer neue Waffen. Wir müssen damit leben, ohne dass es uns verrückt machen darf. Ich habe mir denken können, dass es etwas Schlimmes ist. Ich habe nicht gedacht, dass es in diese Richtung geht, habe mir nichts Konkretes vorgestellt. Wir werden uns überlegen, was damit zu tun ist. Komm, lass uns Tee trinken und etwas essen.«
    Alja, die noch vor einer Stunde krank war, ist wieder gesund. Ich realisiere es etwas später, als sie schnieft. Sie fährt sich mit der Hand über das Gesicht, durch den zerzausten roten Schopf, fast lächelt sie entschuldigend. Sie richtet sich gerade auf: »Du glaubst es nicht, die Grippe zumindest ist weg, ein positiver Effekt des Schocks, entweder es ›haut‹ dich um oder es macht dich stärker.«
    Sie steckt das Kuvert in ihren Shopper. »Das da nehme ich wieder mit. Ich weiß es jetzt und du weißt es. Für mich ist es richtig, ich bin in einem Alter, da darfst du die Augen vor dem, was wirklich ist, nicht verschließen. Dass du es weißt, ist falsch. Du bist zu jung und hast ein Kind.«
    »Und du meinst, ein Kind prädestiniert zum Wegsehen? Du meinst, ich soll nicht wissen, was hinter den glänzenden Fassaden einer ›Delton Biotec‹ vor sich geht?« Ich töne hysterisch, gehässig, zänkisch. Ich verkrafte das wirklich nicht.
    »Sag nicht ›Delton‹, sag gar nichts, du hast es schon vergessen.« Sie hat ihre Stimme erhoben. »›Du hast ein Kind‹ heißt, weil du deinen noch kleinen Jungen hast, musst du Sorge tragen zu deiner Gesundheit.« Sie lächelt schief. »Du kennst doch den Spruch aus dem ›Paten‹: ›Ich mache mir Sorge um deine Gesundheit.‹ Gerade Noël braucht dich in den nächsten Jahren. Überleg doch, Fred, Felix und dieser Leiter der Forschungsabteilung sind tot, es ist so naheliegend, dass diese CD-ROM nicht zufällig in der Gegend herumliegt. Sie ist anscheinend nicht bekömmlich.«
    Alja macht ein entschlossenes Gesicht: »›Du hast ein Kind‹ heißt, du hast Noël und sollst ihn großziehen, erziehen gehört dazu. Derartiges kann Angst machen. Es ist in jedem Jahrhundert oder auch Jahrtausend grässlich zu sehen, wozu Menschen imstande sind. Wie willst du Lebensmut und Lebensfreude weitergeben, wenn du auf das Schlechte in der Welt starrst? Ich rede jetzt gar nicht vom Sich-damit-Herumschlagen und ich rede nicht von der Angst. Ich rede von einer Gefahr, einem Dogma des ›New Age‹: Das, womit du dich beschäftigst, geht in dich über.«
    Das soll der Preis des Kinderhabens sein, Wegschauen, dem Kind zuliebe? Knut hat mich erzogen, ich bin Polizistentochter. Für Philosophie ist später Zeit, was tun wir jetzt? Keine Panik aufkommen lassen, jetzt bin ich wieder klar: »Die CD-ROM ist im Moment keine akute Gefahr für einen einzelnen Menschen, die wir abwenden müssten. Die Ur-CD-ROM wurde längst abgeholt, also ist rasches Handeln überflüssig. Andererseits sind da skrupellose Menschen dahinter, die sind gefährlich. Wir machen uns nicht bemerkbar. Wir könnten die CD-ROM anonym der Polizei zukommen lassen, dann sollen die sehen, wie sie mit ihrer Verantwortung zurechtkommen. Keinesfalls wenden wir uns an Knut, es würde ihm ergehen wie den andern. Wie ist es mit Sven?«
    »Sven ist zu hübsch, noch etwas jung. Was er taugt, werden erst die Jahre zeigen«, Alja schüttelt mehrmals den Kopf. »Jemand hat gestern, während ich schlief, in meinem Haus nach dieser CD gesucht, dringend, er konnte nicht warten, bis ich weg war.«
    »Dein Computer, er hat sie in dein Haus geführt! An einer CD-ROM lässt sich feststellen, ob, wann und womöglich sogar auf welchem Computer eine Kopie gemacht wurde. Sie brauchten nur heimlich

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