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Todesfracht im Jaguar

Todesfracht im Jaguar

Titel: Todesfracht im Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ihn an über die
brennende Kerze, die Alberto soeben angezündet hatte.
    „Du meinst, ich soll nicht
soviel Wein trinken?“
    „Das sowieso. Und halt dich
bitte an gesunde Kost. Kein Fleisch! Nur Pflanzliches!“
    „Im italienischen Fleisch
steckt viel Pflanzliches, Schatz. Die italienischen Rinder sind reine
Grasfresser. Und die italienischen Hasen nehmen nichts als Rüben und Kohl.“
    „Ich merke schon, du willst
wieder alle guten Vorsätze vernachlässigen. Ein Glück, daß wir bald heim
fahren. Sonst platzt du aus allen Nähten. Ich werde auch darauf achten, daß
Willi jetzt in den Ferien eine Schlankheitskur macht. Er ist wirklich zu dick.“
    Hermann grinste, nahm von
Alberto die Speisekarte entgegen und entschied sich für das Gourmet-Menü.
    Erna blieb bescheidener, nippte
nur am Wein und sprach sehr dem Tomatensaft zu. Auf diese Weise wurde es für
beide ein befriedigendes Abendessen.
    Als es um den Nachtisch ging,
ließ sich Erna sogar zu einer Torta Milano lamponi cioccolata (Schokoladentorte
mit Himbeercreme) überreden.
    „Der Abend ist herrlich mild“,
sagte Erna. „Wir könnten noch einen kleinen Spaziergang machen.“
    „Wie wäre es mit einer
Spazierfahrt? Das schont die Füße.“
    „Du bist zu faul zum Laufen,
Hermann.“
    „Stimmt.“
    Erna seufzte. „Meinetwegen.
Aber ich fahre. Du hast Wein getrunken.“
    Hermann winkte dem Kellner, um
die Rechnung abzuzeichnen. Selbstverständlich würde er — wie immer — ein
großzügiges Trinkgeld dazulegen. Ist doch in Bella Italia nichts so wichtig wie
das.
    Mit zunehmender Nervosität
suchte er seine Taschen ab. Erna hob die Brauen. „Fehlt was?“
    „Mein Portemonnaie. Ich weiß
genau, daß ich’s eingesteckt habe. Verdammt! Auch die Autoschlüssel sind weg.“
    „Bestimmt liegt alles oben im
Zimmer.“
    „Nein! Ich weiß genau...“
    Er begann, unterm Tisch zu
suchen. Aber da lagen nur die Krümel von den Gästen, die hier mittags gegessen
hatten.
    Erna öffnete ihre Handtasche
und versorgte Alberto mit Trinkgeld. Dann stürmten die Sauerlichs zum Lift und
fuhren in den dritten Stock hinauf, wo sie eine Suite bewohnten.
    Auch dort: kein Portemonnaie,
keine Autoschlüssel.
    „Ich ahne was Fürchterliches“,
sagte Hermann. „Wir waren doch vorhin unter den Kolonnaden — in diesem
ölsardinen-engen Gedränge. Das ist eine Hochburg für Taschendiebe. Weiß man ja.
Du, man hat mich bestohlen.“
    „Wenn du das mit den
Taschendieben weißt — warum paßt du dann nicht auf?“
    „Weil ich sieben Kartons
schleppen mußte — mit Mailänder Mode-Firlefanz. O Gott! Der Wagen!“

    „Was?“
    „Unser Jaguar parkt hinter dem
Hotel. Wenn uns der Dieb beobachtet hat — und jetzt im Besitz der Schlüssel
ist... Mir schwant, wir werden für die Rückreise einen Flieger nehmen — müssen.“
    Erna war blaß geworden. Die
Schnittlauchcreme-Suppe lag ihr plötzlich schwer im kleinen Magen.
    Hermann fluchte, wie nur ein
deutscher Unternehmer fluchen kann, und rannte hinaus.
    Zwei Minuten später stellte er
fest: Autodiebe hatten den Jaguar, den Zwölfzylinder, gestohlen. Dort, wo er
vorhin noch geparkt hatte, war nur ein klitzekleiner Ölfleck auf dem heißen
Asphalt.

7. Suleikas gefährlicher Schatten
     
    Mücken schwirrten in der Luft.
Tim sah sie nicht. Dafür war es zu dunkel. Aber sie klatschten ihm ins Gesicht,
während er im höllischen Tempo über die Zubringer-Straße jagte, die vom
Festplatz zu den Vororten führt.
    Tief beugte er sich über den
Rennlenker. Teils wegen der Mücken, teils um durch windschlüpfrige Haltung
Höchstgeschwindigkeit zu erzielen.
    Wo war der Raubtäter, der
rothaarige Typ mit den Sommersprossen im Grobgesicht?
    Viel Vorsprung hat er nicht,
dachte Tim, aber offenbar Saft in den Waden. Weiß er sich entdeckt? Sicherlich.
Und jetzt fährt er wie um sein Leben. Aber ich hole ihn ein.
    Die Straße war wenig belebt.
Gewitterwolken bedeckten den Himmel. Mindestens anderthalb Stunden früher als
sonst zu dieser Sommerzeit war die Nacht angebrochen, die Sonne längst
untergegangen oder hinter schwarzen Schleiern verschwunden. Kein Mond, keine
Sterne. Nur die Laternen brannten.
    Tim spähte voraus.
    Da war er. Tatsächlich. Und der
Kerl strampelte, als müsse er eine Stadtrundfahrt gewinnen.
    Tim holte auf. Meter um Meter
kämpfte er sich heran.
    Jetzt sah der Verfolgte sich
um. Für einen Moment war Tim der helle Klecks eines Gesichtes zugewandt.
    Auch in der Groth-Straße, durch
die sie jetzt preschten, war

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