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Todesfracht im Jaguar

Todesfracht im Jaguar

Titel: Todesfracht im Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Abendruhe eingekehrt.
    Tim flog an Häuserreihen
vorbei. Einfahrten, Höfe, Hinterhöfe, kaum Gärten, kleine Betriebe,
Werkstätten, Licht hinter den meisten — straßenseitigen — Fenstern: So bot sich
die Straße dar. Und weit vorn war die erleuchtete Kreuzung.
    Dort parkte ein Streifenwagen.
    Das ist ja wie Sahne aufs
Himbeereis! Tim grinste. Wobei er aber — wegen der Mücken — nur wenig die Zähne
bleckte. Um sich die Viecher aus den Zahnzwischenräumen zu polken — dafür hatte
er wirklich keine Hand frei.
    Entkommen konnte er nicht mehr,
der brutale Saukerl. Nein! Er war sozusagen zwischen zwei Feuern. Umzingelt.
Dort der Streifenwagen, hier Tim, und...
    Heh! Was machte er denn?
    Auch der Räuber hatte den
Streifenwagen entdeckt.
    Ohne das Tempo zu mindern,
sprang er vom Rad.
    Er stolperte, fing sich aber,
blieb auf den Füßen.
    Sein Drahtesel rollte noch ein
Stück, kippte dann um.
    Wie von der Sehne geschnellt,
sauste der Kerl in eine Hofeinfahrt zwischen zwei Häusern.
    Dunkelheit verschluckte ihn.
    Tim war etwa 150 Meter
entfernt. Er setzte zum Spurt an.
    Er wußte: Entweder er erwischte
ihn sofort, oder der Kerl entkam — im Wirrwarr der Hinterhöfe des
verschachtelten Vorstadt-Viertels.
     
    *
     
    Edie machte sich keine
Illusionen: Es ging ums Ganze. Mit dem jugendlichen Verfolger wäre er ja noch
fertiggeworden — bildete er sich ein. Aber der Streifenwagen dort vorn — zum
Henker! Brauchte man die Bullen, war weit und breit keiner da. Aber wehe man wollte
sie meiden, dann standen sie sofort auf der Matte.
    Zwei saßen im Streifenwagen.
Das hatte er gesehen.
    Also nichts wie weg! Und zwar
querbeet durch die Hinterhöfe.
    Er schwitzte. Er war außer
Atem. Mücken hatten ihn gestochen; und sein Gummiknüppel, den er in den Gürtel
gesteckt hatte, behinderte ihn beim Laufen.
    Keuchend rannte er in die
Einfahrt — an der Seitenfront eines Hauses entlang.
    Fast hatte er jetzt die hintere
Ecke erreicht. Wie angewurzelt blieb er stehen. Eiskalt durchfuhr ihn der
Schreck.
    Der Hof vor ihm war nicht groß.
Gegenüber bildete die fensterlose Wand eines Gebäudes den Abschluß.
    Auf diese Wand fiel — groß wie
eine Kinoleinwand — grelles Licht aus einem Parterrefenster des Hauses, neben
dem er stand.
    Edie zitterte. Für einen Moment
mußte er sich gegen die Mauer stützen.
    Auf dem Lichtfeld nämlich hob
sich drohend ein Schatten ab: der Schatten eines Tigers. Die Raubkatze lauerte,
mit dem Kopf in seine Richtung, hinter der Hausecke. Sprungbereit, aber wie erstarrt
in ihrer Haltung. Edie vermeinte, die scharfe Ausdünstung des Raubtieres zu
riechen.

    Suleika! schoß es ihm durch den
Kopf.
    Höchstens zwei Meter trennten
ihn von dieser Bestie.
    Hier also war das Vieh... hier.
Und jetzt...
    Angst machte ihm Beine. Todesangst
fegte alle Überlegungen beiseite.
    Er warf sich herum, rannte
zurück, schrie wie ein Verrückter und prallte — vorn an der Straße — mit Tim
zusammen.
    Beide stürzten zu Boden.
     
    *
     
    Das gibt’s doch nicht! dachte
Tim.
    Der Anprall warf ihn um. Aber
als Judoka der Meisterklasse landete er elegant. Er federte ab, entschied
bereits, was günstiger sei: in der Bodenlage zu kämpfen oder stehend — und
schnellte wieder hoch.
    Der Räuber blieb liegen. Er
brüllte nicht mehr. Er stöhnte. Tim stand kampfbereit. Was war los? Weshalb kam
der zurück? Ein Trick?
    „Weg hier!“ wimmerte der Kerl.
„Hilf mir hoch! Wir müssen weg. Gleich ist die Bestie hier. Der Tiger! Der
Zirkustiger. Er ist auf dem Hof.“
    „Was?“
    Tim hörte, wie ein Wagen hinter
ihm hielt. Ein rascher Blick über die Schulter. Es war der Streifenwagen.
    Polizeimeister Kempf und sein
Kollege Bürgl hatten das seltsame Geländespiel beobachtet und sich auf ihre
Pflicht besonnen.
    „Was machst du mit dem Mann?“
fragte Kempf.
    „Er hat die Kassiererin vom
Zirkus Belloni überfallen“, erklärte Tim, „hat sie niedergeschlagen und die
Tageskasse geraubt. Ich konnte ihn bis hierher verfolgen. Dachte schon, er
würde entkommen, weil er zum Hof rannte. Aber er...“
    „Um Himmels willen, der Tiger!“
jaulte der Räuber. „Ich rieche ihn schon. Gleich fällt er über uns her.“
    „Er meint“, sagte Tim, „die
entschwundene Suleika wäre auf dem Hof.“
    „Ist ja toll!“ lachte Kempf.
    Er zog den Räuber in die Höhe
und legte ihm Handschellen an.
    „Den Tiger will ich sehen“,
grinste Bürgl. „Gibt’s hier etwa ein Nest?“
    Auch Tim grinste. Die beiden
wußten natürlich, daß

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