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Todesfracht im Jaguar

Todesfracht im Jaguar

Titel: Todesfracht im Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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können sie also
nichts aufbewahren. Und eine alte Bude wie Villa Isolde — wer würde da was
vermuten? Hast recht, Karl. Um die beiden kümmern wir uns. Bald!“

9. Mit Speck fängt man Mäuse
     
    Franco Leppich zupfte an seinem
weißen Seidenschal. Mit einer Hand. Die andere lag auf dem Lenkrad des roten
Alfas.
    Ludwig Frese, sein Komplice,
saß auf dem Beifahrersitz. Sein hartes Boxergesicht wirkte dösig. Für ihn, den
Langschläfer, war es noch zu früh am Tag.
    Der Wagen rollte durch den
Wollfellner-Weg. Leppich hielt vor der Villa Isolde. Ein Grinsen breitete sich
über sein braunes Geiergesicht.
    Frese gähnte. „Diese Bruchbude
hast du mir gestern schon gezeigt. Also was ist damit?“
    „Wie ich dir sagte, gehört sie
einer gewissen Kriemhilde Nüsch. Die ist 94 Jahre alt und befindet sich im
Altersheim.“
    „Davon hast du mir nichts
gesagt. Du hast nur erwähnt, du sollst die Bude im Auftrag verkaufen. Sozusagen
als Makler.“
    „Stimmt. Kriemhilde hat mir den
Auftrag gegeben. Sie hält mich für einen netten, ehrlichen, jungen Mann. Und
ich habe ihr nicht widersprochen.“
    „Jung bist du“, nickte Frese.
„Die Alte will also auf ihre alten Tage einen Reibach (Gewinn) machen.
Weshalb? Reicht ihre Rente nicht?“
    „Mit der kommt sie aus, wie sie
mir versichert hat. Aber sie braucht 100 000 Mark. Dringend. Damit will sie
sich eine begehbare Gruft kaufen — obwohl sie keinerlei Verwandte mehr hat. Ihr
graust jedenfalls vor einem gewöhnlichen Grab. Sie will eine Gruft. Mit Treppe
und marmorverkleideten Wänden. Und einem prächtigen Steinsarg. Wie findest du
das?“
    Frese hob die Achseln. „Jeder
spinnt anders.“ Er starrte hinüber. „Das Haus, würde ich sagen, ist keinen
Pfennig wert. Das macht nur Kosten. Nämlich den Abriß. Und das Grundstück? In
dieser Gegend, wo alles vergammelt und nichts saniert wird. Also, die alte
Nüsch spinnt wirklich heftig.“
    „Sie bekommt ihre 100 000.“
    „Ach nee.“
    „Und 200 000 lenke ich in
unsere Taschen.“
    Frese sah ihn an. „Du willst
also diesen Schrottplatz samt Bruchbude für 300 000 Mark verkaufen?“
    „Werde ich“, nickte Leppich.
„Du hilfst dabei.“
    „Soll ich den Käufer
chloroformieren (betäuben) oder ihm die Augen zuhalten?“
    „Du sollst nur die Gemälde
wieder wegschaffen — sobald er den Kaufvertrag unterschrieben und mir den
Scheck ausgehändigt hat. Innerlich wird er feixen, der Blödmann, weil er
glaubt, er hätte mich reingelegt.“
    „Du wirst es nicht glauben —
aber ich verstehe kein Wort.“
    „Gleich verstehst du alles.
Zwei glückliche Umstände kommen zusammen. Sie sind die Voraussetzung für unser
Geschäft. Erstens: Von Heino Podblitzki — kennst du, ja? — hörte ich, daß Anton
Söppner einen Baugrund am Rande der Stadt sucht. Dir ist Söppner ein Begriff?
Nein? Der Mann hat einen Namen als Kunst- und Gemäldesammler. Ist schwerreich,
hatte eine Fabrik für Fertighäuser und eine Handvoll anderer Firmen — alle im
Baugewerbe. Söppner macht jetzt auf Privatmann und widmet sich nur seiner
Sammelleidenschaft. Andererseits ist er ein ziemlich gewissenloser Fuchs. Der
würde um des Vorteils willen auch ein linkes Geschäft machen, will sagen, heiße
Ware günstig erwerben: Sore also, Diebesgut.“
    „Wer kauft die nicht?“
    „Du würdest staunen, wie viele
ehrliche Leute es gibt.“
    „Müssen das Idioten sein!“
    Leppich hatte nicht die
Absicht, das Gespräch in diese Richtung zu lenken, und kam auf Söppner zurück.
    „Ich werde ihn also übers Ohr
halbieren, indem ich aus der Villa Isolde einen Köder mache: Genauer: einen
Kunsttempel.“
    „Aha.“
    „Du kennst Friedhelm Kuhn?“
    „Den Namen habe ich schon
gehört.“
    „Kuhn hat eine Kfz-Werkstatt.
Damit tarnt er sich. Hauptsächlich handelt er nämlich mit geklauten Wagen. Er
spritzt sie um, verändert, was verändert werden muß, besorgt neue Papiere und
liefert die Autos ins Ausland. Vor ‘nem Jahr hat er eine Beute besonderer Art
in Zahlung genommen — von zwei Typen, die ihm eine Menge Geld schuldeten.
Inzwischen ist der eine bei’nem Verkehrsunfall umgekommen. Der andere hat sich
nach Südafrika abgesetzt. Auf ihr Konto geht der Kunstraub im Nationalmuseum.
Erinnerst du dich? Damals waren die Zeitungen voll davon. 13 äußerst wertvolle
Gemälde wurden geklaut. Sie sind bis heute nicht aufgetaucht. Kein Wunder. Sie
stehen bei Friedhelm Kuhn im Keller, und er weiß nicht, was er damit anfangen
soll. Denn verhökern kann er

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