Todesfracht im Jaguar
überreden.
Klößchen stöhnte. Ihm war das
viel zu weit. Hunger wühle in ihm, behauptete er. Außerdem hätte er Blasen an
den Füßen — vom Radfahren.
„Wir fahren“, meinte Gaby. „Du
kannst langsam nachkommen.“
„Und wann kriegt deine Torte
den Schokoladenüberzug?“
„Das mache ich schon noch.“
„Es wäre blamabel, wenn meine
Eltern zurückkommen — und die Torte nicht fertig ist.“
„Keine Sorge!“ lachte Gaby.
„Und jetzt sei mal ein lieber Junge und vergiß deine Blasen. Dann darfst du zur
Belohnung die Schüssel auslecken.“
„Endlich ein Angebot“,
brummelte Klößchen, „über das man reden kann. Ich nehme es an — vorausgesetzt,
daß genug Überzugsmasse in der Schüssel bleibt. Also nicht unter 200 Gramm!“
„Ich werde keine Schüssel
nehmen“, versprach Gaby, „sondern die Schoko-Masse in der Badewanne zubereiten.
Dann kannst du dich reinlegen in den Rest.“
Sie radelten los.
Es war eine weite Strecke zur
Fersengelder Landstraße.
Die Gegend galt als anrüchig.
Arbeitsscheue Tagediebe, Gammler und Familienbetriebe, die von Schwarzarbeit
lebten, waren dort zu Hause.
Die Kfz-Werkstatt bestand aus
verschachtelten Flachbauten. Im Hintergrund stand eine Halle. Sie wirkte
windschief und nicht sehr stabil. Das Tor zum Hof war geschlossen.
Über dem Eingang hing ein
Schild: Leppich und Frese — Kfz-Werkstatt.
Ohne das Schild, dachte Tim,
könnte man den Laden auch für einen umzäunten Müllplatz halten.
Von dem roten Alfa war nichts
zu sehen. Kein Mensch ließ sich blicken. Hier war total tote Hose.
„Wußte ich’s doch“, meinte
Klößchen. „Villa Isolde ist der Knackpunkt. Den Weg hierher hätten wir uns
sparen können. Zwei neue Blasen hat mir das eingebracht. Aber diesmal nicht an
den Füßen, sondern am...“
„Denk an die Schoko-Badewanne“,
warnte Gaby.
Tim sagte: „Immerhin können wir
jetzt deinem Gedanken nähertreten, Willi. Fahren wir zu dem Gespensterhaus. Ist
gar nicht weit von hier.“
17. Kunstschatz im Keller
Als sie die Villa Isolde
erreichten, war es trockner als am Vortag. Kein Gewitter grummelte. Staubig und
voller Schlaglöcher erstreckte sich der Wollfellner-Weg.
Das alte Haus döste seinem
Abbruch-Ende entgegen. Die Strahlen der Spätnachmittags-Sonne spiegelten sich
in staubigen, teils auch zerbrochenen Scheiben.
„Ich sehe keine Menschenseele“,
meinte Gaby. „Entweder Leppich und Frese waren schon hier, oder du bist auf dem
Holzweg, Willi. In beiden Fällen finden wir kein Rauschgift, sondern stehen mit
unseren Nachforschungen vor einer hohen Mauer.“
„Keine Mauer ist
unüberwindlich“, lachte Tim. „Nur klettern muß man können.“
Sie parkten ihre Drahtesel und
sockten zum Eingang. Tim rüttelte an der Tür. Sie war verschlossen wie gestern.
„Aha!“ rief Karl. Er bückte
sich und hob einen zentimeterlangen Zigarettenrest auf. „Ziemlich frisch. Keine
Glut mehr, aber noch mundwarm. Das könnte bedeuten, irgendwer war vorhin oder
eben hier. Leppich und Frese sind garantiert Raucher. Von Typen wie denen
kannst du nichts anderes erwarten. Richtig?“
„Detektivischer Spürsinn!“
stellte Gaby fest.
Tim ging zur Hausecke vor und
blickte in beide Richtungen die Straße entlang.
„Wir sind unbeobachtet. Es wäre
geradezu hirnrissig, wenn wir jetzt rechts-frömmelig und gesetzestreu-doof tun.
Damit meine ich: Wenn wir hier eindringen, ist das kein Einbruch. Wir klauen
nicht. Wir wollen lediglich feststellen, ob hier Rauschgift lagert. Außerdem sind
etliche Fenster bereits im Eimer. Worauf warten wir?“
Sie entschieden sich für ein
Parterrefenster auf der Rückseite. Holunderbüsche schirmten es ab.
Tim griff durch das Loch in der
Scheibe und öffnete den Fensterriegel. Er quietschte. Tim kletterte hinein.
Es war ein leerer Raum.
Geblümte Tapeten erzählten von besseren Tagen. Auf den staubigen Dielen
zeichneten sich Fußspuren ab. Aber die konnten alt sein.
Tim half seiner Freundin beim
Hereinklettern. Sie strauchelte auf dem Fensterbrett und fiel ihm in die Arme.
Natürlich hielt er sie länger
fest, als unbedingt nötig war. Dann räusperten sich Karl und Klößchen, die noch
im Freien warteten.
„Dürfen wir reinkommen?“ fragte
Karl.
„Dachtest du, wir suchen
allein“, pfiff Gaby ihn an.
„Ich dachte, ihr hättet
vergessen, daß wir suchen wollen.“
„Hahahah!“
„Lange dürfen wir nicht
suchen“, meinte Klößchen. Er stemmte sich auf die Fensterbank. „Sonst wirft
mich der
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