Todesfracht
probierte sein Mobiltelefon aus, bekam jedoch keine Netzverbindung und konnte mit den beiden Männern im Führerhaus nur kommunizieren, indem er gegen die Wand hämmerte, die sie voneinander trennte.
Für eine Dreiviertelstunde spürten sie die Bewegung, während der Transporter die Stadt hinter sich ließ. Sie konnten hören und spüren, wie der Truck beschleunigte, als er die Autobahn erreichte, und dass er später bremste und sich durch mehrere Kurven schlängelte, als er die Schnellstraße verließ. Kurz danach stoppte die Bewegung. Wo immer die Russen – Yuri Zayysev und diese Frau, Ludmilla, die Karas Rolle gespielt hatte – ihn hinbrachten, Isphording vermutete, dass sie am Ziel eingetroffen waren.
Er und sein Wächter warteten schweigend, dass irgendetwas geschah. Die Minuten schleppten sich dahin.
Was der Anwalt vom Heck des gepanzerten Fahrzeugs aus nicht sehen konnte, war, dass Linc und die anderen auf Juans Eintreffen warteten. Sobald er seinen Mercedes-Geländewagen zwischen den Sattelschlepper und Julias Volkswagen lenkte, schloss Hali die hohen Tore. Wegen des bedeckten Himmels schuf das spärliche Licht, das durch die undurchsichtigen Oberlichter hereindrang, in der Lagerhalle eine düstere, unheimliche Atmosphäre. Hali knipste ein paar Deckenlampen an, doch diese trugen wenig dazu bei, die triste Aura des Gebäudes aufzulockern.
Cabrillos Geländewagen war mit Zementstaub bedeckt, und er selbst war ebenfalls beschmutzt. Dankbar nahm er einen feuchten Lappen von Julia an, um sich den schlimmsten Staub aus dem Gesicht zu wischen. Außerdem trank er einen halben Liter Wasser. »So weit, so gut«, gratulierte er seinen Leuten.
»Es sieht so aus, als hätte niemand Probleme gehabt herzukommen, also öffnen wir diese Blechbüchse und bringen die Angelegenheit zu Ende. Linc, als ich den Wagen in den Kasten hinunterlieft, konnte ich nicht feststellen, in welcher Richtung er stehen würde.«
»Er steht mit der Motorhaube zur Hecktür.«
»Das macht das Ganze ein wenig einfacher.« Juan angelte sich eine Heckler&Koch-MP5-Maschinenpistole von einer Werkbank und schob sich ihren Tragriemen über die Schulter.
Er nahm auch zwei runde Granaten zur Hand. Es waren lediglich Übungsgranaten, aber die Wächter im Wagen würden sie von echten Granaten nicht unterscheiden können. Er verteilte schwarze Skimasken an alle und zog sich seine über den Kopf, sodass von seinem Gesicht nur noch die Augen und der Mund zu sehen waren. Die anderen hatten sich mittlerweile mit einer Kollektion Pistolen und Maschinenpistolen bewaffnet.
Sobald jeder schussbereit am Heck Position bezogen hatte, entriegelte er die Tür. Er zählte für seine Leute bis fünf und schwang dann so schnell wie möglich die Türen auf. Alle fünf stürmten hinein, sprangen auf die lange Motorhaube des Gefangenentransporters, fuchtelten mit den Waffen herum und stießen lautstark unverständliche Befehle hervor. Der Schweizer Fahrer und der Wächter neben ihm hatten Dienstpistolen in den Händen, aber angesichts des schusssicheren Glases waren sie nutzlos. Ehe der Fahrer den Motor anlassen und versuchen konnte, aus dem Aufleger herauszufahren, grinste Juan in die Windschutzscheibe und zeigte ihnen seine Handgranaten. Er deutete auf jeden Mann und dann auf die Türen, ehe er den Sicherungsstift einer der Granaten herauszog. Seine Absicht war sonnenklar.
Die Wächter behielten ihre trotzigen Mienen bei, wussten jedoch, dass sie nichts tun konnten. Sie legten die Waffen auf die Ablage über dem Armaturenbrett und griffen langsam nach den Türgriffen. Sobald die Türen entriegelt waren, stand ein Mitglied des Teams mit Fesselbändern aus Plastik, Augenbinden und Knebeln bereit. Hali hakte den Schlüsselbund vom Ledergürtel des Fahrers los und warf ihn Juan zu.
Dieser kletterte über das Dach des gepanzerten Trucks und sprang leichtfüßig herunter auf den Boden des Auflegers. Beim fünften Versuch schob er den richtigen Schlüssel ins Schloss, nickte jedoch warnend einem seiner Männer zu, ehe er ihn umdrehte.
Falls irgendetwas schiefging, gab es keinen Grund für Kara und Rudolph Isphording, die gleiche Beschreibung von Yuri Zayysev liefern zu können, daher ließ er Michael Trono, die menschliche Allzweckwaffe des Teams, mit russischem Akzent rufen: »Ich wende mich an den Wächter von Herrn Isphording.
Ihre beiden Kameraden haben sich bereits ergeben. Denen wird nichts geschehen und Ihnen auch nicht. Ich öffne jetzt die Tür gerade so weit,
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