Todesfracht
Funkspruch auffingen, und da keiner von ihnen der koreanischen Sprache mächtig war, würden sie noch nicht einmal erfahren, ob das Patrouillenboot um Erlaubnis bat, eine Wasserbombe abzuwerfen – oder sich nur zur Wetterlage äußerte.
»Ich bekomme nichts herein«, gab Kasim nach einigen Sekunden Bescheid.
Das nordkoreanische Patrouillenboot überquerte das Mini-U-Boot abermals, und die Männer hörten, wie die Maschinen gedrosselt wurden.
»Sie bestimmen unser Tempo«, stellte Eddie fest.
Das leistungsfähige Sonar fing zwei Eintauchlaute auf, die jedoch zu leise waren, um von Wasserbomben erzeugt worden zu sein. Juan wusste sofort, was nun kommen würde: »Haltet euch bereit!«
Die Granaten waren Weiterentwicklungen der sowjetischen RGD-5er. Sie enthielten zwar nur vier Unzen Sprengstoff, doch das Wasser verstärkte ihre Explosivkraft noch. Die beiden Granaten zündeten nahezu gleichzeitig nur wenige Meter hinter der Discovery. Das U-Boot stieg ruckartig mit dem Heck hoch, wodurch Hali Kasim gegen eine Reihe Batterien geschleudert wurde. Eddie hatte Mühe, den Bug wieder hochzubringen, als durch das Acrylfenster des Bullauges lediglich brauner Bodenschlamm zu sehen war. Während ihre Ohren noch summten, konnte keiner von ihnen hören, wie ein zweites Paar Granaten abgeworfen wurde. Sie explodierten dicht über dem U-Boot und drückten es tief in den Schlamm, als Eddie gerade geschafft hatte, es wieder auf ebenen Kiel zu legen. Schlammwolken wallten rings um das Boot herum auf und sorgten für Nullsicht. Funken sprühten an einer Stelle, wo sich ein Stromkabel gelöst hatte, und Blitze flackerten auf, die sie kurzzeitig blendeten.
Eddie fuhr die Leistung des Bootes sofort herunter, damit Max die Verbindung wieder herstellen konnte. Im Schein einer Minitaschenlampe, die er sich zwischen die Zähne geklemmt hatte, versuchte der Ingenieur, die beschädigte Reihe Batterien zu überbrücken. Doch der Schaden war bereits geschehen. Die elektrischen Entladungen waren von der Wasseroberfläche aus zu sehen und erschienen wie ein gespenstisches blaues Leuchten aus der Tiefe.
»Jetzt haben sie uns«, sagte Hali. »Sie senden irgendetwas.
Nur eine kurze Nachricht, aber ich glaube, die Jagd ist eröffnet.«
»Wie kommst du weiter, Max?«, wollte Cabrillo mit einer Gelassenheit wissen, als erkundigte er sich, wann der Kaffee fertig sei.
»Nur noch einen Moment.«
»Schon was vom Land zu hören, Hali?«
»Nichts. Die hohen Tiere beraten sicherlich über die Meldung des Patrouillenbootes.«
»Ich hab’s«, verkündete Max. »Eddie, wirf die Kiste wieder an.«
Eddie drückte auf einen Knopf, und die Bildschirme erwachten zu ihrem matten Schimmer.
»Okay, Eddie, Alarmblasen. Bring uns nach oben.«
»Aber das Boot ist direkt über uns, Boss.«
»Damit erlischt unsere Garantie«, murmelte Eddie und drückte dann mit komprimierter Luft den Ballast aus den Tanks der Discovery. Das kleine U-Boot schien regelrecht vom Meeresgrund hochzuspringen. Er beobachtete den Tiefenmesser und gab mit lauter Stimme die Werte durch. Als er meldete, dass über dem Oberdeck der Discovery nur noch höchstens anderthalb Meter Wasser waren, drückten sich alle vier Männer instinktiv tiefer in ihre Sitze und zogen die Köpfe ein.
Der stählerne Rumpf krachte mit einem betäubenden Kreischen gegen die Unterseite des koreanischen Schiffes. Das U-Boot war einige Tonnen leichter als das Patrouillenboot, aber der aufwärts gerichtete Schwung ließ die Koreaner so weit auf die Seite kippen, dass die Reling an Steuerbord ins Wasser eintauchte. Einem Matrosen wurden die Beine zerquetscht, als er von einem rollenden Benzinfass über die Reling gedrückt wurde. Juan griff an Eddie vorbei und gab das Kommando für ein Alarmtauchen, ehe das Oberdeck die Wasseroberfläche durchbrach.
Expresspumpen füllten die Ballasttanks in weniger als fünfzehn Sekunden, und die Discovery sank wie ein Stein.
»Das dürfte sie für ein paar Minuten in Atem halten«, sagte Max.
»Mehr brauchen wir auch nicht. Okay, Leute, setzt eure Kopfhörer auf und schnallt euch an.«
Die Männer stülpten sich klobige Headsets über, die sie an eine elektronische Anlage anschlossen, die eigens für diese Mission installiert worden war. Konstruiert und gebaut von Sound Answers, nahm der experimentelle Nebengeräuschfilter Klangwellen auf, ermittelte ihre Frequenz und Amplitude und spielte den genau entgegengesetzten Klang wieder zurück, allerdings mit einer um 99 Prozent
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