Todesfracht
anzündete.
Juan nahm einen Zug, behielt den Rauch eine Sekunde lang im Mund und stieß ihn dann in einem heftigen Hustenanfall so explosionsartig aus, als wäre der Tabak stärker, als er erwartet hatte. Der Wächter lachte spöttisch über Cabrillos Reaktion und blickte zu seinem Partner hin, um eine Bemerkung zu machen.
Er bemerkte nicht, dass Cabrillos Hustenanfall ihm gestattet hatte, seinen Körper wie eine Sprungfeder zu verdrehen, sodass der Schlag, mit dem Juan ihn attackierte, jede Unze Kraft seiner eins achtzig großen Gestalt enthielt. Die Faust landete genau auf dem Punkt am Kinn des Wächters und schickte ihn zu Boden, als wäre er von einem tödlichen Schuss getroffen worden. Juan konnte über die Reflexe des zweiten Wächters nur ungläubig staunen. Er hatte mit wenigstens zwei Sekunden gerechnet, die er brauchen würde, um überhaupt zu begreifen, was geschah. Stattdessen stürmte der Mann bereits die kurze Treppe hinauf und griff in sein Schulterhalfter, als Cabrillo hinter ihm herhechtete. Juan nahm zwei, drei Stufen und streckte sich nach den Füßen des Mannes. Der Lauf der Automatik glitt aus dem Halfter, als sich Cabrillos Hände um die Unterschenkel des Koreaners schlossen. Cabrillo prallte mit seinem ganzen Gewicht auf die Stahltreppe, krachte mit dem Kinn auf die scharfe Kante einer Stufe, doch sein Schwung riss den Nordkoreaner von den Füßen und ließ ihn rückwärts die Treppe hinunterstürzen. Dabei landete die Pistole klappernd auf dem oberen Absatz.
Cabrillo kämpfte sich auf die Füße. Blut sickerte aus der Wunde an seinem Kinn, und Adrenalin rauschte durch seine Adern. Selbst wenn der Koreaner mit seiner Pistole nicht richtig zielen konnte, der Knall eines einzigen Schusses würde Kim aufscheuchen und eine ganze Armee von Sicherheitsleuten zum Schiff rufen. Hinter den kämpfenden Männern war Max Hanley zu der Rakete gerannt, die das heilige Mekka in Schutt und Asche legen sollte. Er musste die Bombe dicht genug am Gefechtskopf platzieren, um eine zweite Detonation auszulösen.
Hali Kasim zog ein Stilett aus dem Einband seines Korans und rannte zur Treppe. Er wusste, dass der Kampf beendet wäre, ehe er den Chef der Corporation erreichte, aber er sprintete trotzdem los.
Juan versuchte, seinen Ellbogen in den Unterleib des Koreaners zu rammen, während er sich auf allen vieren die Treppe hinauf schob. Der Stoß ging daneben, als sich der geschmeidige Wächter wegdrehte, und Juan spürte, wie sein Arm vom Ellbogen abwärts taub und gefühllos wurde, während er auf den Boden krachte. Er fluchte und schaffte es schließlich, das rechte Handgelenk des Mannes zu packen, ehe seine Finger sich um die Pistole schließen konnten. Trotz seiner überlegenen Größe und Kraft befand sich Cabrillo in einer ungünstigen Position und spürte, wie der Koreaner der Waffe immer näher kam. Hali war drei Meter von der Treppe entfernt, als sich der Wächter ruckartig nach der Pistole streckte. Juan ließ sich von dem Mann mitziehen, und sein nutzloser Arm prallte wie ein Uhrpendel seitlich gegen den Kopf des Koreaners und betäubte ihn für einen kurzen Moment. Der Wächter schüttelte unwillig den Kopf und stieß Juans rechtes Bein mit einem Tritt gegen das Treppengeländer. Ein scharfes Krachen, als wäre ein Knochen gebrochen, überlagerte das heftige Keuchen der Kämpfenden.
Der Wächter war sicher, dass der Syrer außer Gefecht war, und konzentrierte sich wieder darauf, an seine Waffe zu kommen.
Aber Cabrillo war noch nicht einmal angekratzt. Während der Koreaner den Lauf seiner Pistole ergriff, packte Juan sein Handgelenk und schmetterte es mehrmals auf den Boden. Beim dritten Aufprall flog die Automatik davon und hüpfte klappernd die Treppe hinunter. Hali fing sie auf und rannte, immer drei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf und erwischte den Wächter mit dem Griff der Pistole seitlich am Kopf. Die Augen des Koreaners verdrehten sich, er streckte sich einmal und rührte sich dann nicht mehr.
»Bist du okay, Boss?«, fragte Kasim und half Cabrillo beim Aufstehen.
Max kam die Treppe schneller heraufgestürmt als jemand, der nur halb so alt war wie er. »Frag ihn später. Die Bombe tickt, wir haben nicht mehr als fünfzehn Minuten.«
Vertraut mit den Lageplänen aller Arten von Schiffen, eilten die drei Männer mit schlafwandlerischer Sicherheit zum Hauptdeck, wo sie einen Augenblick innehielten, um sich zu vergewissern, dass in diesem Bereich keine Wächter Dienst taten. Sie
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