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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Augen sorgfältig darauf achtete, wohin er seine Füße setzte.
    »Ich glaube, du hast recht, mein Freund. Das Trockendock wird bald leer sein, und sie werden auch nicht lange brauchen, um die Scheideanlage vom Strand zu ziehen. Und ist dir aufgefallen, dass die Fischerboote schon lange nicht mehr hier waren?«
    »Wie könnte mir das nicht aufgefallen sein?«, erwiderte Tang mit erregter Stimme. »Das Einzige, das schlimmer ist als durchgedrehter Fischbrei, ist drei Tage alter durchgedrehter Fischbrei.« Sie umrundeten eine besonders unsichere Stelle am Berghang, ehe Tang meinte: »Und dann geschieht auch noch einiges in der Nähe des Schiffes, das die Wächter als Schlafstätte benutzen.«
    Während der letzten Tage hatte ein Leichter mehrere Fahrten zwischen dem Schlafschiff und dem Schlepper unternommen, mit dem sie die Scheideanlage vom Strand holen wollten. Der Bereich um das Schlafschiff war für die Chinesen schon immer gesperrt gewesen, aber seit die Kurierfahrten begonnen hatten, war die Anzahl der Wachen verdoppelt worden. Die meisten waren Indonesier, doch es gab auch eine Handvoll hart und brutal aussehender Europäer, die ausschließlich unter Savichs Befehl standen und nichts mit dem Sikh zu tun hatten. Ihrer Disziplin nach zu urteilen tippte Eddie auf ehemalige Angehörige einer Spezialeinheit, zum Beispiel der Spetsnaz, jener berüchtigten russischen Elitetruppe. Außerdem konnte er beobachten, dass die Russen den indonesischen Wächtern mindestens genauso misstrauisch gegenüberstanden wie den Arbeitern.
    Man brauchte kein Genie zu sein, um zu erkennen, dass sie das Gold, das sie bereits hergestellt hatten, abtransportierten.
    Betrachtete man, wie tief der zehn Meter lange Leichter im Wasser lag, wenn er zum Schlepper hinausfuhr, schätzte Eddie, dass sie an die hundert Tonnen Goldbarren bewegt hatten. Das Gold wurde in zwei Frachtcontainer gestapelt, die auf dem Oberdeck des Schleppers verankert worden waren.
    »Was, meinst du, wird mit uns passieren?«, fragte Tang.
    »Ich hab dir doch gesagt, als ich das Gespräch zwischen Paulus und Anton Savich belauschte – sie werden uns zurücklassen.«
    »Demnach sterben wir an dieser gottverlassenen Küste, ob sie nun hierbleiben oder nicht.«
    Eddie konnte aus Tangs verzweifelten Worten heraushören, dass der junge Mann die Grenze seiner emotionalen und psychischen Belastbarkeit erreicht hatte. Wie in jeder Situation, in der es ums nackte Überleben ging, war das Aufrechterhalten einer positiven Einstellung sozusagen der halbe Sieg im Überlebenskampf. Während der vorangegangenen Woche hatte Eddie erlebt, wie Menschen unglaubliche Leiden ertrugen, weil sie sie nicht an ihre Seelen heranließen, während andere schon nach einigen Tagen starben, als hätten sie ihren Tod regelrecht herbeigesehnt. Eddie wusste, dass Tang, wenn er jetzt die Hoffnung verlor, den Tag nicht überleben würde.
    »Hör gut zu: Wir werden hier nicht sterben.«
    Tang quittierte Eddies Beteuerung mit einem müden Lächeln.
    »Vielen Dank für deine Kraft, aber ich fürchte, aus deinem Mund kommen nur leere Worte.«
    »Ich bin kein Chinese«, sagte Eddie und korrigierte sich dann. »Nun, ich bin Chinese, aber ich bin in New York City aufgewachsen. Ich bin Amerikaner und führe Ermittlungen gegen den organisierten Menschenschmuggel. Im Augenblick sind einige Leute auf der Suche nach mir.«
    »Ist das wahr?«
    Indem Eddie Robert de Niro imitierte, sagte er auf Englisch:
    »Hey, redest du mit mir? Passt dir was nicht?«
    Tang blieb stehen und starrte ihn an. Er konnte nicht glauben, was er soeben gehört hatte. »Ich kenne diesen Film!«, rief er.
    »Du hast
Taxi Driver
gesehen?«
    »Ja! Er wurde uns in der Schule gezeigt, weil er so dekadent war, dass er einen von euren Leuten dazu trieb, den Präsidenten zu töten.«
    Eddie musste innerlich lachen, als er sich vorstellte, wie irgendein chinesischer Parteifunktionär zu erklären versuchte, dass Hinckleys misslungenes Attentat auf Ronald Reagan als Zeichen für den bevorstehenden Zusammenbruch des Kapitalismus gedeutet werden müsse.
    »Bist du wirklich Amerikaner?«
    »Ja«, sagte Eddie. »Und schon bald wird ein Schiff in die Bucht einlaufen.« Tang blickte über die Schulter zu dem qualmenden Vulkan.
    Er war gut drei Kilometer von der Küste entfernt, schien jedoch den halben Horizont einzunehmen. Unheimlicherweise wurde keine Asche mehr aus dem Krater geschleudert, allerdings hing sie weiterhin als dunkle Wolke über dem

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