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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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musste sich die Mannschaft mit Fertiggerichten der U. S. Army, die liebevoll als recycelte Innereien bezeichnet wurden, sowie mit Kaffee zufriedengeben.
    Aber der Versuch zahlte sich aus. Die letzten meteorologischen Informationen besagten, dass sie sich der Sturmfront näherten, und das Barometer stieg bereits. Für sein erfahrenes Auge schien der eisige Regen seine Intensität zu verlieren, während die Brecher, immer noch einschüchternd hoch, allmählich seltener gegen das Schiff anrannten.
    Juan rief ihre Position über das GPS ab und führte im Kopf einige Berechnungen durch. Eddie war neunzig Kilometer weit entfernt, und sobald sie den Sturm hinter sich hatten, konnte er das Tempo wahrscheinlich auf vierzig Knoten steigern. Damit wäre die
Oregon
in anderthalb Stunden an der Küste und der Sturm noch mindestens sechs Stunden weit hinter ihnen. Wenn seine Vermutung zutraf, dass Tausende von Chinesen im Goldbergbau als Sklaven eingesetzt wurden, dann wäre das Zeitfenster, um sie alle zu retten, einfach zu klein. Sie könnten vielleicht ein paar Hundert auf die
Oregon
bringen, eintausend, wenn sie die Tauchboote zu Wasser ließen und den Robinson irgendwie von Bord brachten, aber angesichts der Heftigkeit des Sturms, des bevorstehenden Vulkanausbruchs und des geschwächten Zustands der Leute, die er dort zu finden erwartete, wäre die Sterberate erschreckend.
    Er hatte mit Männern bei der CIA zusammengearbeitet, vorwiegend leitenden Offizieren, die angesichts eines derartigen Verlusts an Leben mit der Gleichgültigkeit von Buchhaltern, die nichts als Zahlenkolonnen kennen, umgehen konnten. Er aber hatte dafür nie ein ausreichend dickes Fell entwickelt. Tatsächlich wollte er nicht zulassen, dass er so viel von seiner Menschlichkeit aufgab, selbst wenn er dafür mit Albträumen und Schuldgefühlen bezahlen musste.
    »Juan, ich habe einen Kontakt.« Lina Ross meldete es, ohne das Radargerät auch nur für den Bruchteil einer Sekunde aus den Augen zu lassen.
    »Was hast du?«
    Sie schaute kurz zu ihm hinüber, wobei ihr elfenhaftes Gesicht im Schein der Kampfbeleuchtung noch jünger aussah.
    »Der Sturm stört die Signale zwar erheblich, aber ich glaube, es ist das Schwestertrockendock der
Maus
. Ich habe zwei Treffer in sechzig Kilometern Entfernung und dicht nebeneinander. Eins ist größer als das andere, daher nehme ich an, es wird die
Souri
mit einem Schlepper sein.«
    »Kurs und Geschwindigkeit?«
    »Sie ist in südlicher Richtung von dem Punkt aus unterwegs, wo Eddies Sender sich gemeldet hat, und sie macht nicht mehr als sechs Knoten. Sie wird uns in mindestens fünfzehn Kilometern Entfernung an Steuerbord passieren, wenn wir den Kurs nicht ändern. Also werden wir mit ihr zusammentreffen.«
    Juan rief Hali Kasim, seinen Kommunikationsexperten. »Gibt es irgendwelche Veränderungen bei Eddies Signal?«
    »Die letzte Überprüfung war vor acht Stunden. Er hat sich nicht vom Fleck gerührt.«
    Erneut ging Juan alle Zahlen durch. Wenn er die Geschwindigkeit der
Souri
berücksichtigte und die Strecke, die sie zurückgelegt hatte, dann war es möglich, dass sich Eddie auf ihr befand, aber irgendein Gefühl in seiner Magengrube sagte ihm, dass sein Mannschaftskamerad und Freund immer noch am Strand ausharrte.
    »Ignoriere die
Souri

    »Wie bitte?«
    »Du hast mich gehört. Ignoriere sie.« Juan wusste, dass er es dabei belassen konnte und seine Befehle buchstabengetreu befolgt würden, aber er spürte, dass er ihnen etwas mehr geben musste. Seit seinem Gespräch mit Tory, ehe sie sich dem Sturm stellten, hatte er keinen Satz mehr von sich gegeben, der länger als fünf Worte gewesen war. Seine Sorge, sogar seine Furcht vor dem, was sie auf Kamtschatka antreffen würden, hatte ihn nachdenklich werden lassen. Nun, da sie sich diesem Punkt näherten, war es nötig, dass die Mannschaft seine Logik auch verstand.
    »Sobald sie vom Sturm eingeholt wird«, sagte er, »muss der Schlepper dieses Ungetüm gegen Windböen von dreißig Knoten schleppen, wobei das Trockendock die ganze Zeit wie ein riesiges Segel reagiert. Selbst wenn sie die Ballasttanks des Trockendocks fluten, damit es keinen allzu großen Luftwiderstand bietet, können sie bei diesem Seegang keinen Vorsprung herausholen. Es besteht sogar die berechtigte Chance, dass sie wieder nach Norden abgetrieben werden. All das verschafft uns genügend Zeit, um Eddie zu erreichen und dort zu tun, was immer wir tun können, um dann auf Kurs nach Süden zu gehen

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