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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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hatte.
    Sie reagierte mit einem Blick, als wollte sie sagen:
Können Sie mich angesichts meiner augenblicklichen Lage nichts Dämlicheres fragen?
Dann nickte sie aber, um ihm anzudeuten, dass sie nicht verletzt war. Er deutete auf sie und hielt einen Finger hoch, dann deutete er auf andere Stellen des Schiffs und zeigte ihr weitere Finger. Sie brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass er wissen wollte, ob noch andere Überlebende bei ihr seien.
    Sie schüttelte traurig den Kopf. Dann hob sie die Hand und verschwand für einen kurzen Moment. Als sie zurückkehrte, hatte sie einen Notizblock und einen schwarzen Filzschreiber in der Hand. Ihre Hand zitterte so heftig, dass ihre Schrift kaum zu lesen war. »Ich bin die Einzige. Können Sie mich rausholen?«
    Juan nickte, ja, das könne er, allerdings wusste er in diesem Augenblick noch nicht wie. Sie konnten Seile von den Kränen der
Oregon
herunterlassen, an dem Forschungsschiff befestigen und versuchen, es zur Wasseroberfläche zu hieven, nur hatten die Kräne auch nicht annähernd die Kraft, um ein sinkendes Schiff hochzuziehen, und falls dabei die Balance des Wracks gestört wurde, könnte es kippen und sich noch schneller mit Wasser füllen, als es ohnehin bereits geschah. Allerdings wäre es trotzdem sinnvoll, die
Avalon
an einige Seile zu hängen, damit man ihr Absinken stoppte oder wenigstens vorübergehend verzögerte.
    Die anderen Taucher erreichten Juan. Er notierte einige Anweisungen auf einer Schreibtafel, die einer der Männer bei sich hatte, und schickte ihn zurück zu
Oregon
. Er wandte sich wieder zu der eingesperrten Frau um und zwinkerte ihr aufmunternd zu.
    Sie schrieb etwas auf ihren Notizblock und hielt ihn vors Bullauge. »Wer sind Sie?«
    Er schrieb seinen Namen. Sie schaute ihn enttäuscht an und schrieb: »Sind Sie bei der Navy?«
    Oh-oh. Wie konnte er ihre Anwesenheit erklären? Er schrieb, dass er Chef einer privaten Sicherheitsfirma und engagiert worden sei, um den Piraten das Handwerk zu legen und sie vors Gericht zu bringen. Damit war sie offenbar zufrieden. Er bat sie, ihm mitzuteilen, wo das Wasser die
Avalon
noch nicht vollständig überflutet hatte. Sie schrieb, dass das Brückendeck, die Bilge und der Maschinenraum mit Wasser gefüllt seien, und dass seit zwölf Stunden das Wasser bei ihr ständig steige. Er fragte, ob es irgendwelche Außentüren gebe, die man öffnen könne und die nur einen kleinen Raum fluten würden, eine Art Vorraum vielleicht, der vom Rest des Schiffs abgetrennt werden könne. Sie schrieb, sie wisse es nicht, und sank dann auf das Bett zurück. Wasser drückte sich an ihrem Rücken und den Schultern durch die Matratze hoch. Die Frau schien es nicht zu bemerken, oder sie hatte nicht mehr die Kraft, darauf zu reagieren. Juan klopfte mit dem hinteren Ende seiner Taucherlampe gegen den Schiffsrumpf, um sie wach zu rütteln. Sie schlug die Augen auf, nahm seine Anwesenheit jedoch nur vage zur Kenntnis. Sie verlor offenbar das Bewusstsein. Er klopfte abermals gegen den Schiffsrumpf, und die Frau kroch zum Bullauge. Ihre Augen waren glasig, ihr Unterkiefer zitterte so heftig, als würde sie von einem Presslufthammer durchgeschüttelt werden. Er konnte sie ohne ihre Hilfe nicht herausholen, und im Augenblick sah es so aus, als wäre sie nur Minuten von einer Ohnmacht entfernt.
    »Wie heißen Sie?«, schrieb er.
    Sie starrte einen Moment lang auf die Worte und formte mit dem Mund etwas, das Juan nicht verstand. Er schüttelte seine Schreibtafel, um sie daran zu erinnern, wie sie miteinander kommunizierten. Sie brauchte zwanzig Sekunden äußerster Konzentration, um ihren Namen zu schreiben. »Tory.«
    »Tory, Sie müssen wach bleiben!!! Wenn Sie einschlafen, sterben Sie. Gibt es einen kleinen Raum, der eine Außentür hat und den Sie zum Schiff hin verschließen können?« Er befürchtete, dass sie schon zu sehr weggetreten war, um die Frage zu verstehen, aber ihre Schultern strafften sich plötzlich, und sie schaffte es, die Zähne aufeinanderzubeißen und das Zittern ihres Unterkiefers zu stoppen. Sie nickte und schrieb. Auf Cabrillos Chronograph vergingen ganze vier Minuten, denn sie musste zahlreiche Worte durchstreichen und wieder von vorn anfangen.
    Schließlich hielt sie ihren Notizblock vor das Bullauge. Die Buchstaben sahen aus wie von einem Kind geschrieben, das gerade erst Schreiben lernt: »ie n acht gelegne teubotür frt u ner Trep, d bgepert rden ann.« Juan brauchte eine wertvolle Minute, um das

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