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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Informationen versorgt, gaben sich Mühe, das Schiff so lange wie möglich stabil zu halten. Doch es war ein vergeblicher Kampf.
    Cabrillo hatte sich in den ersten hektischen Sekunden vom Deck gelöst, ließ sich aber schnell wieder zur Tür herabsinken.
    Der Werkzeugkorb war bis zum Speigatt hinuntergerutscht. Er gab einem der Männer ein Zeichen, den Korb zu bergen, während er weiter an dem festsitzenden Schott zerrte.
    Tory war sicherlich in der Kammer umgeworfen worden, als das Schiff sich drehte, und seine neue Lage hatte gewiss zur Folge, dass sie jetzt Wasser treten musste, bis sich die Tür öffnen ließ. Es war ein Wettrennen gegen die Uhr, und der Ablauf hatte sich beschleunigt.
    Die Kabelschlinge am Bug war um einen der pilzförmigen gussstählernen Poller gelegt worden. Das freie Ende befand sich in einem Strom aufsteigender Luftblasen und tanzte zwischen den Leinen, die den vorderen Mast der
Avalon
aufrecht hielten.
    Aufgrund der ungleichmäßig verteilten Ladung zog das Kabel an der Spitze des Pollers und drohte abzurutschen. Die Stahlfäden quietschten, als sie über die Kuppe des Pollers gezogen wurden. Es klang wie der verzweifelte Schrei eines Bergsteigers, der in einer Felswand hängend den Halt verliert.
    Als Wasser in den vorderen Frachtraum drückte, blieb das Kabel noch einige Sekunden lang gespannt, ehe es endgültig vom Poller rutschte. Der Bug der
Avalon
sackte ab, sodass das Schiff um neunzig Grad abkippte, bis es mit dem Bug nach unten an den Kabeln der
Oregon
hing und ihr messerscharfer Bug in den Abgrund wies. Ausgelegt auf sechzig Tonnen Tragkraft, musste der Kran in diesem Moment das dreifache Gewicht halten, und mit jeder Sekunde nahm die Last noch zu.
    Dank des Wasserwiderstands hatte die Neunzig-GradDrehung ein paar Sekunden in Anspruch genommen, lange genug für Juan, um den Türgriff zu packen, während das Deck zu einer vertikalen Wand wurde und der Rumpf die Funktion des Bodens übernahm. Ein scharrender Laut erklang, der sich durch das Wasser fortsetzte und aus jeder Richtung zu kommen schien. Juan sah sich gehetzt um und suchte seine Quelle. Die Scheinwerfergestelle, die seine Männer errichtet hatten, rutschten und taumelten immer noch über das Deck und erzeugten einen albtraumhaften Wechsel von Helligkeit und grundloser Schwärze. Das Geräusch wurde lauter. Juan hob den Kopf und erblickte ein Rettungsboot, das sich von seinen Davits losgerissen hatte und am Schiff entlang abwärtsschoss. Er drückte sich zur Seite weg, während es an ihm vorbeirauschte, wobei sein Schwung ihn wie ein Strudel mitsog. Die Haltekabel der Davits, die dem Boot folgten, hatten sich zu einem dichten Knäuel verschlungen, das ihn erwischte, während er sich vergewisserte, dass seine Männer dem absinkenden Rettungsboot hatten ausweichen können. Der Seilknoten traf seinen Hinterkopf und riss die Tauchermaske von seinem Gesicht.
    Er kämpfte gegen den Schmerz und die kurzzeitige Trübung seiner Sicht, während er wild nach der Maske tastete, die in der Wasserströmung herumtanzte. Er schlug die Augen auf, und das salzige Brennen darin war schlimmer als je zuvor. Aber dort, dicht vor seinen Fingern, rutschte die orangenfarbene Maske in die Tiefe. Er fing sie auf, zog sie sich wieder über den Kopf und vors Gesicht und leerte sie, indem er den Kopf in den Nacken legte, sodass die Luft aus seinem Reglerventil das Wasser hinausdrückte. Er schwamm zurück zur Tür und zog seinen Minicomputer am Handgelenk zu Rate. Die
Avalon
sank jetzt mit zehn Fuß pro Minute und wurde schneller. Er wusste, dass Max jeden Zentimeter Kabel auf der
Oregon
abwickeln würde, um das Sinken zu verzögern, aber es gab feste Grenzen, bis in welche Tiefe ein Mensch komprimierte Luft atmen konnte.
    Der andere Taucher war heftig herumgeschleudert worden, als sich das Schiff auf den Kopf stellte. Er brauchte ein paar Sekunden, um sich zu orientieren und den Werkzeugkorb zu finden, der an der Reling in der Nähe des Jackstags des Schiffes hängen geblieben war. Er hielt sich nicht mit der Bohrmaschine auf und brachte stattdessen die Reserveluftflasche und einen Gerätesack zu seinem Chef hinauf.
    Gemeinsam rückten sie der Tür mit der Brechstange zu Leibe. Ein dichter Blasenvorhang schoss explosionsartig vom Türrahmen in die Höhe. Sie schafften es, sie einen Spaltbreit zu öffnen. Doch der Wasserdruck ließ sie wieder zuschlagen. Sie verstärkten ihre Bemühungen. Juan hatte das Gefühl, als würden seine Rückenmuskeln jeden

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