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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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gegangen und legte sich die Gurte seiner Zwillingsatemtanks über die Schultern. Als Nächstes kam der Auftriebskompensator, den er sich um den Hals legte. Er stand auf, um sich einen Bleigürtel um die Taille zu schnallen. Die beiden anderen Taucher folgten schnell seinem Beispiel. Er schnappte sich ein Paar Schwimmflossen und eine starke Taschenlampe.
    »Sagt Julia Huxley Bescheid«, sagte er, während er zum Moon-Pool watschelte, bepackt mit sechzig Pfund Ausrüstung.
    Er justierte seine Tauchmaske, überprüfte die Luftzufuhr und ließ sich dann rückwärts ins Wasser fallen.
    Während er durch den Luftblasenvorhang abwärts sank, schlüpfte Cabrillo in seine Schwimmflossen, dann blies er ein wenig Wasser aus, das in seine Tauchermaske eingedrungen war. Das Wasser war nicht so kalt, und sein Körper wärmte die dünne Schicht innerhalb seines Nasstauchanzugs sehr schnell an. Er wartete nur so lange, bis die beiden anderen Taucher ins Wasser sprangen, ehe er Luft aus seinem Auftriebskompensator ausströmen ließ und in der Dunkelheit verschwand, wobei er mit einer Hand an der Verbindungsleine zum ROV, die er als Orientierungshilfe benutzte, entlangfuhr.
    Wie hatte die Frau überleben können, fragte er sich. Den Spuren nach zu urteilen, die Fische an der Leiche auf der Kommandobrücke hinterlassen hatten, mussten die Piraten die Bodenventile der
Avalon
kurz nach dem Überfall geöffnet haben.
    Hatte sich trotzdem so viel Luft im Rumpf angesammelt? Offensichtlich lautete die Antwort ja. Die Frage war nur, ob sie noch so lange ausreichen würde, bis sie die Überlebende aus dem Schiff herausholen konnten.
    Unter sich erkannte er die Lichtkorona der Sonde sowie schemenhafte Details des Forschungsschiffs. Luft trat an mindestens einem Dutzend Stellen aus seinem Rumpf aus, als blutete es. Es rieselte Juan eiskalt über den Rücken. Die
Avalon
war zu einem Geisterschiff geworden, aber im Gegensatz zum
Fliegenden Holländer
war sie dazu verflucht, durch die Dunkelheit in den Tiefen des Meeres zu segeln, ein einsamer Wanderer, dessen Tage gezählt waren.
    Als er das Hauptdeck erreichte, warf Juan einen Blick auf den Tiefenmesser seines Tauchcomputers. Er befand sich in dreiundachtzig Fuß Tiefe. Die
Avalon
sank schneller. Ihre Lebenserwartung nahm rapide ab.
    Er schwamm dorthin, wo das ROV bewegungslos vor dem Bullauge verharrte, hinter dem sie die Überlebende entdeckt hatten. Als er durch die kleine, runde Scheibe blickte, wich die dahinter gefangene Frau erschrocken zurück. Sie kam aber sofort wieder heran, sodass nur ein Inch Wasser und eine dicke Glasscheibe ihre Gesichter voneinander trennte. Wenn Juan nicht schnellstens etwas einfiel, dann würde diese kurze Distanz für alle Zeiten unüberwindlich sein.
    Sie war mit zwei Jacken und mehreren Pullovern bekleidet.
    Ihr Haar versteckte sich unter einer Wollmütze. Die Luft im Innern des Schiffs hatte sicherlich die gleiche Temperatur wie das Wasser. Ein schneller Blick lieferte ihm den genauen Wert: elf Grad Celsius. Ihre Augen waren hellblau, und nun, da er erschienen war, hatten sie ihren an Wahnsinn grenzenden Glanz verloren. So verzweifelt sie auch war, sie hatte sich trotzdem noch einen letzten Rest Humor bewahrt, denn sie tippte auf ihre Armbanduhr, als wollte sie sagen:
Das wurde auch Zeit.
Juan bewunderte ihren Mut.
    Dann registrierte er die weniger auffälligen Details und sah, dass ihre Lippen blau angelaufen waren und ihr Gesicht unnatürlich bleich erschien. Ihr Körper zitterte unkontrolliert in Schüben. Er versuchte, einen Blick in die Kabine zu werfen. Wasser füllte den Raum bis zu den Bettrahmen. Eine Matratze schwamm bereits, während die Frau die andere mit ihrem Körpergewicht fixierte. Dennoch war ihre Rettungsinsel nicht trocken geblieben, ebenso wenig ihre Kleider. Dort, wo sie auf der Matratze kniete, hatte sie mit ihrem Gewicht eine Mulde geschaffen, in der sich Seewasser sammelte. Zweifellos waren ihre Füße ebenfalls nass. Er hatte zwar keinen genauen Hinweis darauf, wie lange sie schon unter diesen Bedingungen ausharren mochte, jedoch war er sicher, dass sich die Folgen starker Unterkühlung schon bald bei ihr bemerkbar machen würden.
    Juan nahm das Reglerventil aus dem Mund und formte mit den Lippen die Frage: »Sind Sie okay?« Das Meerwasser auf seinen Lippen war seines Salzgehalts wegen bitter, womit sich seine anfängliche Vermutung bestätigte, weshalb sich die
Avalon
bei ihrem Abstieg in die Tiefe so viel Zeit gelassen

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