Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
Nähe seiner Opfer.
    Am zweiten Tag brach er ihr Zelt ab und schaffte die gesamte Ausrüstung zum Steilhang. Er musste ihre Zeltausrüstung zusammenlegen und in die dafür bestimmten Rucksäcke stecken, ehe er diese auf den Leichen festschnallte. Er beschloss, bis zum nächsten Tag zu warten, ehe er die Leichen den Steilhang hinunterstieß. Es war nicht so, dass er zuschauen wollte, wie die Männer auf den scharfkantigen Felsen zerschmettert und zerrissen wurden, er musste vielmehr wissen, wo sie landeten. Nur Professor Strakhov hatte die Fackeln in seinem Gepäck, die er brauchen würde, um den Hubschrauber am nächsten Nachmittag auf sich aufmerksam zu machen.
    Mikhail bewegte sich den Steilhang hinunter, nachdem Savich ein kräftiges Frühstück aus Kaffee, Dosenfleisch und einer Dose Orangen von der Krim verzehrt hatte. Er verfolgte durch sein Fernglas, wie der Körper erst rollte, dann zu hüpfen begann und schließlich, als er immer schneller wurde, stellenweise durch die Luft flog. Auf ihn einwirkende Zentrifugalkräfte sorgten dafür, dass Blut aus zahlreichen Wunden spritzte. Die Gliedmaßen verwandelten sich regelrecht in Gummi, nachdem sie an den Steinen mehrmals gebrochen waren. Die beiden anderen Leichen wurden durch den Absturz noch mehr in Mitleidenschaft gezogen, falls dies überhaupt möglich war.
    Er brauchte mehr als eine Stunde, um den Steilhang hinunterzusteigen, wobei er sich die Hände bis aufs nackte Fleisch aufschürfte, sodass sie von seinem eigenen Schweiß nahezu unerträglich brannten. Sobald er am Fuß des Berghangs angelangt war, öffnete er ein paar Konservendosen, damit es aussah, als hätte er mehrere Tage am Fuß des Berges zugebracht. Als er schätzte, dass der Helikopter noch eine Stunde weit entfernt war, entleerte er die noch übrig gebliebenen beiden Morphiumspritzen in seinen Arm und wartete, dass die Droge ihre Wirkung entfaltete. Als er spürte, wie sich in seinen Gliedmaßen ein Gefühl der Taubheit ausbreitete, holte Savich tief Luft. Um die Situation so echt wie möglich erscheinen zu lassen, konnte es nicht sein, dass drei Männer ums Leben gekommen waren, während er lediglich ein paar Kratzer an den Händen abbekommen hatte.
    Er lehnte sich gegen einen halb vergrabenen Felsklotz, ergriff einen Stein von der Größe seines Kopfes und hob ihn so hoch er konnte. Seinen linken Arm legte er auf den Basaltklotz und ließ den Stein auf seinen Arm krachen, ehe er eingehender über seine Entscheidung nachdenken konnte. Elle und Speiche brachen mit einem deutlich hörbaren doppelten Knacken, und Savich brüllte vor Schmerz auf. Berauscht von Adrenalin und Morphium, suchte er sich einen kleineren Stein und schlug sich damit selbst heftig genug auf den Kopf, um für eine Platzwunde zu sorgen.
    Speichel tropfte von seinen schlaffen Lippen, während er gegen die Schmerzwogen ankämpfte und betete, dass das Morphium endlich die Schmerzen dämpfte.
    Er balancierte auf der Grenze zur Bewusstlosigkeit, als er endlich den Helikopter in der Ferne hörte. Er brauchte mehrere Anläufe, um die Signalpatronen abzufeuern. Eine grell leuchtende Kugel aus weißem Phosphor stieg auf einer Rauchsäule in den Himmel und musste sofort entdeckt worden sein. Das Nächste, woran sich Savich erinnerte, war ein Krankenhausbett in Petropawlowsk.
    Der Vorfall wurde nur oberflächlich untersucht. Die grässliche Szene, die die Hubschrauberbesatzung beschrieb, entsprach Savichs Bericht, dass der Untergrund auf dem Steilhang nachgegeben habe, gerade als die Männer ihn überquerten, und sie alle mitsamt den Geröllmassen in die Tiefe gestürzt seien. Der mit der Untersuchung betraute Beamte staunte darüber, dass Savich nur eine leichte Gehirnerschütterung, ein paar Kratzer, Prellungen und einen gebrochenen Arm davongetragen hatte.
    »Ich hatte eben unglaubliches Glück, nehme ich an«, erklärte er dem Mann, während dieser sein Notizbuch zuklappte – zum Zeichen, dass der Fall damit für ihn erledigt war.
    Savich rieb seinen linken Unterarm, während er über das Vorfeld zum Flughafenterminal ging. In den vergangenen Jahren hatte der Arm gelegentlich an feuchten Tagen geschmerzt. Es war vielleicht nicht so beunruhigend wie Edgar Allen Poes Verräterisches Herz, auf jeden Fall aber eine Erinnerung an seine Taten.
    Der Beamte in der Passkontrolle erkannte ihn in der Warteschlange und winkte ihn an deren Anfang. Ein paar Einheimische murrten, aber niemand griff ihn offen an.
    »Wieder zurück, Mr. Savich?«,

Weitere Kostenlose Bücher