Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
fragte der freundliche Beamte und ließ den Zwanzig-Dollar-Schein, den Savich zusammengefaltet in seinen Pass gesteckt hatte, geschickt verschwinden.
    »Ich könnte in meinem Büro in Moskau einiges an Arbeit erledigen, wenn sich eure verdammten Vulkane endlich beruhigen und nicht ständig ausbrechen würden.«
    »Das sind die Gomuls«, erwiderte der Grenzbeamte mit nicht ganz ernst gemeintem verschwörerischem Unterton. »Sie sind die hiesigen Geister, die bei Nacht Jagd auf Wale machen und dann mit ihrer Beute in die Berge zurückkehren, um sie über riesigen Feuern zu braten.«
    »Wenn ich in einer vulkanischen Caldera Walknochen finden sollte, dann gebe ich den Gomuls die Schuld, mein Freund. Im Augenblick tippe ich eher auf geotektonische Aktivitäten.«
    Savich war nach seiner Genesung im Krankenhaus wieder nach Moskau zurückgekehrt und hatte unauffällig gelebt und sein Schweigen in Bezug auf seinen Fund bewahrt. Dabei hatte er weiterhin für das Büro für Bodenschätze gearbeitet. Während der letzten Tage der Sowjetunion führte er ein unspektakuläres Leben und schaffte es, seine Position während des Zusammenbruchs zu behalten. Während des großen Durcheinanders danach hatte er aktiv ausländische Kontakte geknüpft und einige gezielt vertieft, weil er glaubte, sie würden ihm gestatten, seinen Plan erfolgreich auszuführen.
    Die Chance hatte sich schließlich durch einen Schweizer Metallurgen ergeben, den er bei einem Symposium kennengelernt hatte. Dieser wiederum brachte Savich mit dem Bankier Bernard Volkmann zusammen und zu dem Geschäft, das er im Augenblick abwickelte. Unterstützt von Volkmann und mit Verweis auf die Firmen des abstoßenden Shere Singh war Anton Savich während des vergangenen Jahres unzählige Male nach Kamtschatka zurückgekehrt, um als Vulkanologe getarnt die notwendigen Vorbereitungen und Grundlagen zu schaffen. Dank der zahlreichen Vulkanausbrüche überall auf Kamtschatka war er auf dem Flughafen zu einem vertrauten Anblick geworden und hatte ständig ein Zimmer im Avacha Hotel reserviert. Es befand sich in der Leningradskayastraße und damit nicht weit von dem wahrscheinlich einzigen Platz – dem Leninplatz – in Russland entfernt, der noch immer dem alten Revolutionär geweiht war.
    Er holte sein Gepäck und ging geradewegs zum Schalter einer Firma, die Helicopterskiing anbot. Dieser Sport erfreute sich in der steilen Bergregion der Halbinsel wachsender Beliebtheit.
    Es gab mehrere Gesellschaften, die abenteuerlustige Skiläufer mit dem Hubschrauber auf die Berggipfel brachten. Die Firma, Air Adventures, veranstaltete tatsächlich Skitrips, um den Eindruck der Legalität zu erwecken, doch in Wirklichkeit war sie eine Scheinfirma, die Anton Savich über Volkmann gegründet hatte, um an Ort und Stelle uneingeschränkte Transportmöglichkeiten zur Verfügung zu haben. Ein privater Helikopter in Elizowo hätte zu viel Aufmerksamkeit erregt.
    Die Frau am Schalter legte eine japanische Modezeitschrift beiseite, als sie ihn näherkommen sah. Ihr Lächeln schien aufgesetzt und oberflächlich. Er erkannte sie nicht – und sah ganz gewiss nicht aus wie ein vergnügungssüchtiger Tourist.
    »Willkommen bei Air Adventures«, begrüßte sie ihn auf Englisch.
    »Mein Name ist Savich«, knurrte er. »Wo ist Pytor?«
    Ihre Augen spiegelten zuerst Überraschung, dann unverhohlene Angst wider, während sie erbleichte. Sie verschwand in einem durch einen Vorhang abgeschirmten Teil des Schalters.
    Wenige Sekunden später kam Savichs Pilot, Pytor Federov, hinter dem Vorhang hervor. Er trug eine olivfarbene Fliegerkombination und trat mit einer herausfordernden Lässigkeit auf, die er sich an dem – von Raketen durchschwirrten – Himmel über Afghanistan verdient hatte.
    »Mr. Savich, schön, Sie wiederzusehen. Ich hatte angenommen, Sie würden zuerst ins Hotel gehen und dort übernachten, und dass wir morgen früh losfliegen.«
    »Hallo, Pytor. Nein, ich will mir den letzten Ausbruch noch ansehen, ehe es dunkel wird«, erwiderte Savich für den Fall, dass irgendjemand ihre Unterhaltung belauschte.
    »Geben Sie das Okay, und ich bereite den Flugplan vor.«
    »Sie haben es.«
    Eine knappe Dreiviertelstunde später flogen sie durch ein gewundenes Tal. Die zerklüfteten Berge, die den MI-8-Helikopter von Air Adventure flankierten, ragten an die zweieinhalbtausend Meter in den Himmel. Mehrere Gipfel auf der Kamtschatka-Halbinsel erreichten fünftausend Meter. Die Luft war von feinen

Weitere Kostenlose Bücher