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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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ergaben. Sie schmiedeten Pläne, als gehörte das, was sie gefunden hatten, ihnen. Doch das war natürlich nicht der Fall.
    Höchstwahrscheinlich würden sie für ihre Arbeit belobigt werden und günstigstenfalls Berechtigungsscheine für größere Wohnungen erhalten.
    Er war sich nicht ganz sicher, wer zuerst den Vorschlag gemacht hatte. Vielleicht war es sogar Savich selbst gewesen, aber das war eigentlich gar nicht so wichtig. Irgendwie kam die Idee zur Sprache, zuerst nur scherzhaft, aber schon bald diskutierten sie ernsthaft darüber. In dieser Nacht hatte es endlich aufgehört zu regnen, wie Savich sich erinnerte, was ungewöhnlich war. Nicht ungewöhnlich war jedoch, dass sie eine Flasche Wodka herumgehen ließen. Man konnte in Moskau zwar kein anständiges Toilettenpapier auftreiben, aber der Staat konnte einen sogar fünfhundert Kilometer von der nächsten Stadt entfernt ausreichend mit Alkohol versorgen.
    Warum sollen wir den Fund melden?, fragte jemand. Warum sollen wir irgendjemandem davon erzählen? Nur sie vier kannten die Wahrheit, und niemand würde jemals wieder in dieser Region nach Bodenschätzen suchen, wenn sie erst einmal ihre Berichte darüber eingereicht hätten. Sie könnten nach Moskau zurückkehren und einige Jahre lang ihr altes Leben weiterführen, dann zurückkehren und die Ader selbst ausbeuten. Sie alle würden reich werden.
    Savich stieg auf dem Elizowo-Flughafen in PK aus dem Iljuschin-Jet und musste unwillkürlich lächeln, als er daran dachte, wie naiv sie gewesen waren. Akademik Strakhov ließ sie für ein oder zwei Stunden in ihren Träumen schwelgen, ehe er sie wieder in die Wirklichkeit zurückholte. Er meinte gar nicht, dass das, was sie zu tun beabsichtigten, falsch oder unrecht sei, denn sogar der angesehene Professor konnte seine Habgier nicht unterdrücken. Aber er wusste auch, dass das, worüber sie da sprachen, reine Fantasie war. Man brauchte nicht hervorzuheben, dass sie nie wieder die Erlaubnis erhalten würden, nach Kamtschatka zurückzukehren, und selbst wenn es ihnen gelingen sollte, würden sie doch niemals genügend Material zu Tage fördern, um ihrem Leben damit eine entscheidende Wendung zu geben. Er erklärte ihnen, wie die Weltmärkte funktionierten und dass sie niemals das Erz würden verkaufen können, das sie aus der Erde geholt hätten. Er dämpfte ihren Elan gründlich und raubte ihnen jede Hoffnung. Plötzlich schmeckte ihnen nicht einmal mehr der Wodka.
    Savich entsann sich, dass in diesem Augenblick auch der Regen wieder einsetzte. Strakhov löschte ihre zischende Gaslampe, und ein paar Minuten lang lauschten die Männer dem Prasseln des Regens auf ihrem Zelt, ehe sie in ihre Schlafsäcke krochen.
    Er war sicher, dass die anderen weiterhin von den unbegrenzten Möglichkeiten träumten, während sie einschliefen. Viele Minuten verstrichen, bis er hörte, wie ihr Atem immer gleichmäßiger wurde und signalisierte, dass sie nun in tiefen Schlaf gefallen waren. Alle außer ihm. Er hatte intuitiv erkannt, dass ihr Plan mit einem zusätzlichen Element funktionieren würde: Zeit.
    Sie dachten in einem Zeitraum von Jahren. Er hingegen wusste, dass es Jahrzehnte dauern müsste, bis jemand zurückkehren könnte. Niemand würde diesen Ort wieder aufsuchen können, bevor das gesamte kommunistische Regime zusammengebrochen wäre und der Kapitalismus in der
Rodina
Fuß gefasst hätte. Vielleicht konnten sie sich zu diesem Zeitpunkt eine solche Entwicklung noch nicht vorstellen, aber Savich wusste bereits, dass sie unvermeidlich war. Die Propaganda konnte niemals dafür sorgen, dass die Warteschlangen der hungrigen Menschen vor den Bäckereien kürzer wurden oder dass es plötzlich Autoersatzteile in ausreichender Menge gab. Und irgendwann würde die Staatsführung aufhören müssen, die Menschen zu belügen. Er sah eine stille Implosion voraus, keine Revolution, sondern irgendwann würde die Sowjetunion unter der Last ihrer eigenen Ineffizienz zusammenbrechen. Wenn er es fertig brachte, für diesen Tag eine günstige Position zu ergattern, würde alles andere praktisch wie von selbst geschehen.
    Es gab nur noch einen anderen Punkt, den die anderen nicht beachtet hatten – nämlich dass Savich nicht die Absicht hatte, seinen späteren Reichtum mit einem von ihnen zu teilen.
    Der Helikopter, der sie abholen sollte, war erst in vier Tagen fällig, womit ihm mehr als genug Zeit blieb, um seinen Plan in die Tat umzusetzen. Man hatte ihnen ein Suchgebiet von sechzig

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