Todesfracht
Brandflecken von Zigaretten übersät, die Möbel waren ramponiert und die Beschläge blind und fleckig.
Savich benutzte das Badezimmer, und als er die Spülung betätigte, stieg ein gottserbärmlicher Gestank aus der Toilette auf.
Sein Ebenbild im Spiegel erschien wie eine Sepiafotografie, weil das Glas den größten Teil seiner Beschichtung verloren hatte.
Paulus saß auf der Couch im Wohnzimmer der Suite, als Savich zurückkam. Er hatte bereits zwei Gläser mit dem Scotch des Russen gefüllt. »Es gab einen Unfall in einem der Schwimmdocks.«
Savich, der sich gerade hinsetzen wollte, verharrte mitten in der Bewegung. »In welchem?«
»In der
Maus
. Zwei von Ihren Spetsnaz-Leuten hielten sich nicht an die Vorschriften und gingen über die Plane, die das Becken abdeckte. Das Gewebe ist gerissen, beide sind abgestürzt und haben sich dabei den Tod geholt.«
Der Russe trank einen Schluck aus seinem Glas. »Gab es irgendwelche Anzeichen, dass, äh, nachgeholfen wurde?«
»Nein. Ihre Männer haben das Schwimmdock abgesucht sowie auch das Schiff im Becken, gleich als die beiden nicht von ihrer Patrouille zurückkehrten. Niemand hatte sich an Bord geschlichen, und es gab keinerlei Spuren von einem Kampf. Das einzige Schiff in der Nähe war ein Frachter, der unter iranischer Flagge fuhr. Doch da die Mullahs in Teheran kaum von unserer Operation Wind bekommen haben dürften, glaube ich nicht, dass sie dahinterstecken.«
Savich fluchte leise. Alle Männer, die er angeheuert hatte, um die Schiffe zu bewachen, hatten früher in der Sondereinheit, der berühmt-berüchtigten Spetsnaz, gedient. Es widersprach ihrer umfangreichen Ausbildung, von einem vorgeschriebenen Patrouillengang abzuweichen, allerdings konnte er auch wieder verstehen, weshalb sie es wahrscheinlich getan hatten. Sobald sie ihre Beute erlegt hatten, wäre es nahezu unmöglich, ein leeres Schiff auf See mit der gleichen Aufmerksamkeit und Gründlichkeit zu bewachen. Er konnte sich sehr gut vorstellen, dass sie ihren Patrouillengang um das ganze Schiff herum abkürzten, indem sie die Dockkammer einfach überquerten. Also war es ein durch Sorglosigkeit ausgelöster Fehler, der die anderen lehren würde, in Zukunft wachsamer zu sein.
Er buchte das Ganze unter der Rubrik »unglücklicher Zufall«
ab und verbannte es aus seinem Bewusstsein. »Wie läuft es hier?«
Der Südafrikaner hatte grauenhaft schlechte Zähne, sein Lächeln bot die reinste Horrormaske. »Es könnte nicht besser gehen. Die Ader, die Sie gefunden haben, hat den höchsten Gehalt, den ich je gemessen habe. Verdammt, die ganze Gegend hier strotzt nur so von Bodenschätzen. Die Produktion liegt um zwölf Prozent über unseren Erwartungen, und wir schürfen noch immer im Schwemmkegel am Fuß des Berghangs. Wir haben noch nicht mal mit der Ausbeutung der Hauptader angefangen.«
»Was schätzen Sie, wann Sie die erste Ladung auf die Reise schicken können?«
»Mit Sicherheit früher als erwartet. Laut Plan soll die
Souri
in zehn Tagen eintreffen. Aufgrund ihrer Ladung führt sie eine dreifache Wachmannschaft mit, daher will ich unsere Ausbeute mitschicken, wenn sie wieder nach Süden ausläuft.«
»Das müsste reichen. Ich habe vor zwei Tagen mit Volkmann gesprochen. Der Verarbeitungsbetrieb hält sich bereit. Die letzten korrekten Prägeformen und Stempel sind in dieser Woche eingetroffen.«
»Und die Banken werden die Lieferung übernehmen?«
»So bald wie möglich.«
Paulus füllte ihre Gläser auf und hielt sein eigenes Glas hoch.
»Ich trinke auf Habgier und Dummheit. Wenn man diese Kombination bei den richtigen Leuten findet, kann man damit reich werden.«
Darauf konnte auch Anton Savich anstoßen.
14
E s war kurz vor Mitternacht, als Eddie das Haus der Xangs verließ. Sein Besuch war eine Tortur gewesen, die nicht spurlos an ihm vorübergegangen war. Sie hatten ihren Sohn schon einmal verloren, als er sein Zuhause verlassen hatte, und Eddie hatte sie darüber unterrichten müssen, dass sie ihn nun ein zweites Mal verloren hatten, diesmal an den Ozean. Er hatte sich als Matrose bei der COSCO, der vom chinesischen Militär betriebenen Frachtschifffahrtslinie, ausgegeben und berichtet, dass sein Schiff während der Rückfahrt nach Shanghai auf einen im Meer treibenden Frachtcontainer gestoßen sei. Der Kapitän hatte ihn in dem Glauben an Bord hieven lassen, er habe einen wertvollen Inhalt. Er ersparte ihnen die grässlichen Einzelheiten dessen, was wirklich in dem Container
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