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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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gefunden wurde, sondern erzählte, er sei auf das Tagebuch ihres Sohnes gestoßen und habe sich geschworen, seine Familie zu informieren.
    Er hatte Stunden gebraucht, um in Erfahrung zu bringen, wo der Schlangenkopf, Yan Luo, gewöhnlich anzutreffen war. Eddie war froh, dass die Familie nicht wissen wollte, weshalb sich ein Matrose der Handelsschifffahrt für den Schlangenkopf interessierte, denn darauf hätte er keine einleuchtende Antwort parat gehabt.
    Er verließ die Wohnung über dem Fahrradladen mit der Wegbeschreibung zu einer Bar in einem Industriegebiet und machte sich auf die Suche nach dem Schlangenkopf, der Xang und seine zahlreichen Angehörigen auf eine Reise in den Tod geschickt hatte. Die Straßen waren verlassen. Es war spät, und da das Militär auf dem Stadtplatz kampierte, hatten es die Einheimischen klugerweise vorgezogen, in ihren Häusern zu bleiben.
    Die Bar befand sich in der Straße des Langen Marsches, einem mit Schlaglöchern übersäten Streifen verwitterten Asphalts, der parallel zu einem Seitenarm des Min-Flusses verlief. Nur vereinzelte Straßenlaternen spendeten Licht, die Luft war von dem Geruch von Rost und Verfall erfüllt. Die meisten Gebäude auf der dem Fluss zugewandten Seite der Straße bestanden aus Wellblech, und alle schienen sich an ihren Nachbarn zu lehnen, als suchten sie dort zusätzlichen Halt. Das brachte Eddie auf den Gedanken, dass, wenn der Telegrafenmast am Ende der Straße entfernt würde, mehrere Reihen Lagerhäuser wie eine Kolonne Dominosteine umkippen würden. Dornbüsche wuchsen in den wenigen nicht asphaltierten Stellen aus dem ölgetränkten schwarzen Erdreich.
    Auf der anderen Straßenseite reihten sich dreistöckige Wohnhäuser aneinander. Jedes Mal, wenn Eddie die Gassen zwischen den Gebäuden passierte, traf ihn der Gestank der öffentlichen Mülldeponie. Von den zahlreichen Abfallhaufen drangen die Geräusche von Katzen und Ratten zu ihm, die sich dort um Nahrung balgten. Gelegentlich war aus einer dunklen Wohnung das Weinen eines Kindes zu hören.
    Ziemlich am Ende der Straße drang grelles Licht aus einer Ladenfront, und während er sich dem Gebäude näherte, hörte er von drinnen gedämpfte Musik. Seine Schritte wurden langsamer. Er hatte die Absicht, den Weg zurückzuverfolgen, den Xang genommen und der schließlich mit einer Tragödie geendet hatte. Sobald er sich unter der Kontrolle des Schlangenkopfs befände, hätte Eddie kaum eine andere Möglichkeit, als dem Menschenstrom zu folgen, der aus China fliehen wollte.
    Während das Licht heller wurde, atmete er immer kürzer und spürte gleichzeitig, wie sich Schweiß in seinen Achselhöhlen sammelte und an den Seite herabsickerte.
    Er kannte seine Ängste und hatte sich während seiner Karriere in der CIA und seiner Tätigkeit für die Corporation immer wieder mit ihnen auseinandersetzen müssen. Aber er wusste auch, dass jedes Mal, wenn er sich zwang, sie zu überwinden, tiefe Spuren in seiner Psyche zurückblieben. Sie hatten ihm etwas geraubt, hatten ihn geschwächt. Genauso wie bei einer Folge leichter Gehirnerschütterungen bestand stets das Risiko, dass die nächste Begegnung tödlich verlaufen konnte.
    Eddie ballte die Fäuste und zwang sich, die letzten Meter bis zur Bar mit festen Schritten zu überwinden. Es gab keinen Türsteher, daher stieß er die Tür selbst auf und trat ein. Die Musik plärrte aus einem Lautsprecherpaar, das hinter der Bar aufgestellt worden war. Der Zigarettenrauch war so dicht wie nach der Explosion einer Tränengasgranate und attackierte seine Augen mindestens genauso heftig. Der Holzboden war glitschig von verschüttetem Bier und stellenweise verfault. Die Gäste waren vorwiegend junge Schlägertypen in schwarzer Lederkleidung und grell geschminkte junge Frauen in Miniröcken und knappen Oberteilen, die den Bauch frei ließen. Trotz des ansteckenden Rhythmus der Musik war die Atmosphäre der Bar mit etwas Bösem aufgeladen.
    Eddie entdeckte das Problem, als sein Blick über die Männer hinwegglitt, die an der Bar vor der hinteren Wand des Gastraums saßen. Drei von ihnen trugen Uniform. Die Armee hatte sich in diese örtliche Oase westlicher Dekadenz verirrt, und niemand schien etwas dagegen unternehmen zu wollen. Yan Luo, falls er zugegen war, würde sein Schmuggelunternehmen gewiss nicht gefährden, indem er sich mit einem Trio betrunkener Soldaten anlegte, die sich für eine Nacht in der Stadt aufhielten. Und wenn der Schlangenkopf die Soldaten nicht

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