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Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Titel: Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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vorbereiten.“
    „Darf ich mich noch im Zimmer von Frau Wellenstein umsehen?“
    „Wenn Sie das für notwendig halten, schließe ich Ihnen das Appartement gern auf. Ziehen Sie die Tür anschließend einfach hinter sich zu.“
    Georg betrat das Appartement von Frau Wellenstein, das etwas kleiner war als das seiner Mutter. Es hatte keine Küchenecke und es verfügte auch nur über ein Zimmer. Die Einrichtung war deutlich altbackener als drüben bei seiner Mutter. Die hatte sich für den kommenden Lebensabschnitt noch neue Möbel gekauft und Wert auf eine moderne Einrichtung gelegt. Hier empfing den Hauptkommissar der Mief alter Polstermöbel. Das Alte-Damen-Mobiliar war schon ziemlich in die Jahre gekommen. Das Zimmer wirkte aufgeräumt. Seine Mutter hatte Recht mit ihrer Beobachtung, hier war niemand gewaltsam eingedrungen. Ein typischer Raubüberfall sah anders aus. Georg schaute sich um. Die Blumen waren seiner Mutter verdächtig vorgekommen. Georg konnte aber keinen Strauß entdecken. Auch im Papierkorb oder auf dem Balkon war nichts zu finden. Wahrscheinlich sind die Blumen vom Pflegepersonal entsorgt worden, nachdem man die Tote abgeholt hatte. Auf dem Beistelltischchen am Sofa sah Georg noch einen Kreis aus Wasser, der von einer Blumenvase stammen konnte. Auf dem Boden fand er Blütenblätter; eines, das offensichtlich von einer dunkelroten Rose stammte und mehrere kleine blaue. Georg zog ein kleines Aservaten-Tütchen aus seiner Jacke und beförderte die Pflanzenteile mit einem Stift hinein. Er würde sie untersuchen lassen, aber dann musste es auch genug sein mit dem Räuber-und-Gendarm-Spiel seiner Mutter.
    Eine Sache interessierte ihn jetzt aber noch. Er schaltete den CD-Player an und drückte auf „Start“. Unwillkürlich trat er einen Schritt zurück, denn die Lautstärke war ungewohnt hoch eingestellt. Das war also das Werk, das in zwei Wochen zur Aufführung kommen sollte bei Wellensteins Jubiläumskonzert. Der Maestro würde der Bärlinger Kantorei, die er gegründet hatte, noch einmal die Ehre geben. Bereits seit einem halben Jahr hatte Georg den Termin fett in seinem Kalender markiert; die Konzerte der Kantorei waren seiner Mutter heilig. Ihren Enthusiasmus für klassische Musik teilte Georg zwar nicht, aber er machte ihr die Freude, sie zu den Konzerten zu begleiten.
    Jetzt schaute er nach draußen, genauer gesagt hatte er den Sichtschutz zum Nachbarbalkon ins Visier genommen. Frau Wellenstein hatte sich den Balkon mit seiner Mutter geteilt; die beiden Bereiche waren nur mit einer Art spanischen Wand aus Holz abgetrennt. Er musste nicht lange warten, bis auf der anderen Seite des Sichtschutzes eine Hand mit einem Spiegel zum Vorschein kam. Georg drehte seiner Mutter eine lange Nase und trat auf den Balkon hinaus. „Mensch Mutti, das mit dem Spiegel musst du dir wirklich abgewöhnen. Du kriegst bestimmt bald einen neuen Nachbarn und mit dem willst du es dir doch wohl nicht gleich verscherzen.“ „Ja, ja. Hast du schon was herausgefunden?“
    Georg berichtete von dem Gespräch mit der Stationsschwester. Er werde jetzt noch mit dem Nachtpfleger telefonieren und die Blütenblätter untersuchen lassen. „Wenn du noch was wissen willst, dann kannst du ja auch deine nette Kollegin vorbeischicken. Die würde ich nämlich auch ganz gern mal wieder sehen.“ Georg reichte es, sich den ganzen Morgen irgendwelche Verschwörungstheorien mit ominösen Fremden anzuhören, jetzt wollte er nicht auch noch zu dem Thema Lisa-Marie Stellung nehmen. Das war weder die Zeit noch der Ort dazu. Mit einem kleinen Stich in der Herzgegend verabschiedete sich Georg schnell von seiner Mutter und machte sich auf den Weg zu seinem Auto. Dieses Wochenende hatte er frei und er hatte sich fest vorgenommen es zu genießen, auch allein. Lisa-Marie war im Urlaub und das war vielleicht auch ganz gut so.

- 7 -
    Sonntag / Abseits
     
    „Tiffi, meine Süße, komm her. Ja, so ist es gut. Bist ein braves Mädchen!“ Michael rutschte von seinem Stuhl herunter und kraulte seine kleine Mischlingshündin liebevoll zwischen den Ohren. Gerade hatte er den nächsten Level bei seinem Computerspiel erreicht und die Augen brannten ihm. Seit heute Morgen hatte er vor seinem PC gesessen und war in die fremde Welt der Krieger und Dämonen abgetaucht. Tiffi hatte in ihrem Körbchen gedöst. Sie war es gewohnt, dass die Wochenenden für sie keine große Abwechslung zu bieten hatten. Nur wenn Michael seinen Dienst in der Kirche versah, kam er am

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