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Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Titel: Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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versprach ihr, sich sofort zu melden, wenn er etwas finden würde.
    Georg klopfte kurz an der Tür der Stationsschwester an und schaute ins Zimmer rein. Die Pflegerin war am Telefon, winkte ihn aber her und sprach weiter in den Hörer. „Selbstverständlich können Sie sofort zu Ihrer Mutter. Melden Sie sich einfach im Stationszimmer. Auf Wiedersehen, Herr Wellenstein.“ Die Schwester wandte sich Georg zu. „Jetzt habe ich schon so viele Jahre Berufserfahrung und trotzdem ist es jedes Mal aufs Neue schwer, den Hinterbliebenen die Nachricht vom Tod ihrer Angehörigen zu überbringen. Und Herrn Wellenstein habe ich jetzt bereits den ganzen Morgen hinterhertelefoniert, er war einfach nicht zu erreichen.“
    Georg setzte sich auf den angebotenen Stuhl. Die Schwester stand noch unter dem Eindruck ihres Telefonats. „Die Hinterbliebenen müssen sich erst einmal von dem Schock erholen, mir aber eigentlich schon sofort zusichern, dass sie das Zimmer so schnell wie möglich räumen. Unsere Warteliste ist lang; auf jedes Appartement kommen zehn Bewerber.“ Georg hoffte nur, dass nicht jedem Besucher so offenherzige Einblicke in vertrauliche Angelegenheiten gewährt würden und dass er als Polizist in dieser Hinsicht eine Sonderstellung genoss.
    „Wie kann ich Ihnen helfen, Herr Haller?“
    „Haben Sie mit dem Tod von Frau Wellenstein gerechnet? Ich meine, war sie krank oder besonders schwach?“
    Die Pflegerin runzelte die Stirn. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie zu dem letzten Todesfall auf der Station befragt werden würde. Georg merkte, dass sein Gegenüber zögerte und erklärte sein Interesse damit, dass ganz offensichtlich zwei Besucher die letzten Personen gewesen waren, die Frau Wellenstein noch lebend gesehen hatten und nicht das Pflegepersonal. Die Schwester war sichtlich erleichtert. „Nein, Frau Wellenstein war nicht akut krank oder außergewöhnlich gebrechlich. Aber Sie wissen so gut wie ich, dass wir hier auch nicht auf Klassenfahrt sind, sondern dass unsere Bewohner sich auf den Weg zu ihrer letzten Reise gemacht haben. Frau Wellenstein war eine unserer ältesten Patientinnen und genoss einen gewissen Sonderstatus. Promi-Bonus, wenn Sie so wollen.“ Georg sah die Schwester fragend an.
    „Die Pflegekräfte betrachtete sie als ihr Personal und von dem erwartete sie einen entsprechenden Umgang. Es war zum Beispiel ein ungeschriebenes Gesetz, dass man Zimmerkontrollen bei Frau Wellenstein während der Nacht zu unterlassen hatte, ebenso verbat sie es sich, am Morgen vor halb neun Uhr geweckt zu werden.“
    „Diese Freiheiten können sich aber nicht alle Bewohner herausnehmen.“
    „ Da haben Sie Recht, Herr Haller. Die Gnädige war zuweilen schon ein wenig anstrengend.“
    „Mit Sicherheit wird Ihre Arbeit auf der Station jetzt deutlich leichter, wenn Frau Wellenstein wirklich so eine exklusive Behandlung für sich in Anspruch nahm.“
    „Sie unterstellen mir jetzt aber nicht, dass das Pflegepersonal hier ein wenig nachgeholfen haben könnte?“
    Georg wollte sich nicht festlegen, beschwichtigte die Schwester aber mit einer beruhigenden Handbewegung. Die Sache wurde interessant. „Sie wollten mir noch etwas über den Gesundheitszustand der Verstorbenen sagen.“
    „Bis auf eine Herzschwäche, die durchaus die Ursache für den plötzlichen Tod im Schlaf gewesen sein könnte, hatte Frau Wellenstein den Gesundheitszustand einer durchschnittlichen Dreiundneunzigjährigen.“
    „Haben Sie gesehen, von w em die Dame gestern noch besucht wurde?“
    „Am frühen Abend kam ihr Sohn, der Dirigent , vorbei. Ich erinnere mich deshalb so genau, weil er mit einem riesigen Blumenstrauß kam. Ich habe mich noch gewundert warum, schließlich hatte seine Mutter gestern weder Geburtstag noch Namenstag. Aber Blumen sind dann besonders schön, wenn man sie gar nicht erwartet, gell?“
    Was hatten die Frauen nur immer mit den Blumen? Wenn sie so wild auf einen Strauß waren, warum kauften sie sich nicht einfach öfter mal ein schönes Gebinde?
    „Meine Mutter meint gehört zu haben, dass ihre Nachbarin später am Abend noch einmal einen Besucher empfangen hat. Ist Ihnen da etwas aufgefallen?“
    „Da muss ich Sie enttäuschen, Herr Haller. Meine Schicht endete gestern Abend um neunzehn Uhr, den Spätdienst hatte Herr Möllers. Ich schreibe Ihnen seine Telefonnummer auf, dann können Sie sich direkt mit ihm in Verbindung setzten. Kann ich Ihnen sonst noch helfen? Ich müsste nämlich jetzt die Tablettenausgabe

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