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Todesgarten

Todesgarten

Titel: Todesgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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es. Sein Vater schimpfte in den
leeren Raum hinein, doch es war kaum mehr als ein Lallen. Dann wieder das Ächzen
der Federn des Küchensofas und sein erschöpftes Stöhnen. Es wurde still. Dennis
konnte sich nun hinauswagen. Von seinem Vater hatte er nichts mehr zu befürchten.
Er konnte einfach rausgehen und die Erinnerungen in seinem Zimmer zurücklassen.

3
    Die Bürotür von Karsten Linde stand weit offen. Wolfgang
blieb auf der Schwelle stehen und klopfte gegen den Türrahmen. Linde saß hinter
seinem Schreibtisch und wühlte sich durch Aktenberge, die Stirn in tiefe Falten
gelegt. Neben seinem Monitor stapelten sich Tageszeitungen, von der Boulevardpresse
bis zu seriösen Blättern.
    Linde sah auf. »Herr Herzberger! Das ist ja eine Überraschung!«
Er stand auf und ging ihm entgegen.
    Wolfgang gab ihm die Hand. »Ich hätte mich anmelden sollen,
ich weiß. Aber ich war gerade in der Gegend, da dachte ich, ich versuch mal
mein Glück.«
    Â»Nein, nein. Das ist schon in Ordnung. Kommen Sie
herein. Setzen Sie sich.«
    Wolfgang nahm ihm gegenüber am Schreibtisch Platz und
zog eines der Berliner Boulevardblätter aus dem Stapel.
    Â»Auf was müssen wir uns denn einstellen? Seite eins?«
    Â»Auf jeden Fall Seite eins«, sagte Linde. »Morgen
geht’s rund. Am besten wäre es, wir hätten schnell eine Spur, sonst könnte der
Druck ziemlich groß werden.«
    Wolfgang warf die Zeitung zurück auf den Stapel.
    Linde fuhr fort: »Es herrscht eine ziemliche Unruhe in
der Szene. Erst die Überfallserie und jetzt das Tötungsdelikt. Da ist richtig
was los, sage ich Ihnen.«
    Â»Aber hat sich das denn schon rumgesprochen? Das ist
doch alles erst ein paar Stunden her.«
    Er grinste. »Die schnellste Post ist die Tuntenpost.
Ist so ein altes Sprichwort in der Szene.«
    Â»Ich verstehe. Gibt’s auch ein Sprichwort in der Art:
Wer was gesehen hat, soll sich bei der Polizei melden?«
    Â»Eher nicht. Allerdings machen wir auch gerade nicht
die allerbeste Figur bei dieser Sache. Es gibt zwei Beschwerden wegen des
Polizeieinsatzes gestern Nacht.«
    Â»Ja, hab ich auch schon gehört. Zwei Männer aus dem
Park. Die haben offenbar keine Frauen zu Hause, vor denen
sie Angst haben müssen. Die konnten sich mit Angabe des Namens bei der zuständigen
Stelle beschweren.«
    Â»Wir sollten das besser ernst nehmen.« Linde runzelte
die Stirn. »Haben sich denn alle korrekt verhalten? Sie waren doch beim Einsatz
dabei.«
    Wolfgang winkte ab. »Wir hatten gestern eine kritische
Wetterlage. Die Nerven lagen auf allen Seiten blank. Ein paar Sicherungskräfte
waren wohl etwas aggressiver als notwendig. Aber nichts Ernstes.«
    Â»Das sagen Sie. Für den Fortschritt unserer vertrauensbildenden
Maßnahmen ist das nicht gerade gut.«
    Â»Ja, ich weiß. Mir gefällt das ja auch nicht.«
Wolfgang seufzte. »Es muss Zeugen geben, das steht völlig außer Frage. Der Park
war voller Männer. Da muss doch jemand was gesehen haben. Die Frage ist nur:
Wie kommen wir an die ran?«
    Â»Es gibt in der Szene eine Anlaufstelle für Opfer von
schwulenfeindlichen Übergriffen. Die genießt natürlich größeres Vertrauen. Aber
mehr als den Leuten sagen, sie sollen sich besser bei der Polizei melden,
machen die auch nicht. Wir werden natürlich selber Aufrufe starten. Gleich
heute fangen wir damit an. Heute Abend wird es eine Mahnwache im Tiergarten
geben. Da, wo der Tote aufgefunden wurde. Die Presse wird auch dort sein.«
    In diesem Moment machte sich Wolfgangs Handy in der Jackentasche
bemerkbar. Er entschuldigte sich und zog es hervor. Es war Ulrich Bredow, einer
der Neuen in der Kommission, den Wolfgang zusammen mit Kathrin losgeschickt
hatte.
    Â»Was gibt’s, Bredow?«, begrüßte er ihn.
    Â»Wir haben einen von ihnen«, sagte er mit Stolz in der
Stimme. »Ach, und schöne Grüße von Kathrin Herrmann.«
    Â»Wen habt ihr?«
    Â»Letzte Woche wurde doch ein Phantombild erstellt. Von
einem aus unserer Gang. Kathrin meinte, wir sollten in der Mittagspause mal ein
paar Weddinger Schulen abfahren. Eine Rektorin aus dem Soldiner Kiez hat den Jungen
schließlich erkannt. Er heißt Pascal Müller.«
    Kathrin also wieder! Das hätte er sich denken können.
    Â»Und wo ist dieser Junge jetzt?«
    Â»Auf der Rückbank einer Streife. Er ist auf dem Weg
zur Vernehmung.

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