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Todesgarten

Todesgarten

Titel: Todesgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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dir
wie immer in den Putzeimer, okay?«
    Sie nickte.
    Â»Also dann …«, sagte er.
    Â»Ja, dann geh ich mal.«
    Sie ließ ihn allein und schloss die Tür.
    Sonderbar. Sonst schien Peter sich zu freuen, wenn er
sie sah. Dann hielten sie Small Talk. Über Partys, das Nachtleben. Er hatte
immer eine Menge zu erzählen. Aber vielleicht war er ja einfach nicht gut
drauf. Besser, sie schenkte dem Ganzen nicht zu viel Bedeutung.
    Unten knotete sie den Müllsack zusammen und verließ
den Klub durch den Hinterausgang. Draußen stopfte sie den Sack in die Tonne und
zog ihren Fahrradschlüssel hervor. Sie freute sich schon auf den starken Tee,
den sie sich zu Hause kochen würde.
    An der Straße vor dem Tor blieb sie stehen. Sie hob
den Kopf und sah hinüber zur anderen Straßenseite. Da stand ein altes heruntergekommenes
Haus, die Pension Berlin, die aussah, als wäre sie kurz vor dem Mauerfall in
einen Dornröschenschlaf gefallen. Seitdem hatte sich dort nichts mehr geändert,
überall konservierte Spießigkeit aus den Achtzigern.
    Das Eckfenster im ersten Stock war es, das ihren Blick
magisch anzog. Aber heute war dort nichts zu sehen. Schon wieder nichts. Die
Fenster waren geschlossen, die Gardinen zugezogen. Seit zwei Tagen war der
Platz am Fenster verwaist. Der seltsame Mann war seitdem nicht mehr erschienen.
    Sie fragte sich, ob es vielleicht daran lag, dass er
sie und ihre neugierigen Blicke bemerkt hatte. Vielleicht trat er nur ins
Zimmer zurück, wenn sie auftauchte, und wartete dann, bis sie fort war, um sich
wieder ans Fenster zu stellen und hinauszustarren.
    Ihr schauderte, als sie an seinen Gesichtsausdruck zurückdachte.
Sein Blick war irgendwie manisch gewesen, seine Haltung starr. Er hatte wie ein
böser Zauberer gewirkt, der seine Konzentration bündelte, um sie alle zu
verhexen.
    Vielleicht war er einfach wieder ausgezogen. Was auch
immer er dort oben am Fenster gewollt hatte.
    Sie wandte sich zu ihrem Rad, das an der Wand stand.
    Â»Hallo.« Eine Stimme hinter ihr.
    Sie wirbelte herum. Eine Sekunde lang dachte sie, es
wäre dieser Mann aus der Pension. Aber das war natürlich Unsinn. Die Stimme
gehörte einer Frau.
    Â»Habe ich dich erschreckt?«
    Sie war etwa so alt wie Elke, Mitte bis Ende dreißig.
Trug kurze Haare und eine Jeansjacke. Markante Züge, sportliche Figur.
    Â»Nein, nein. Ich war nur in Gedanken.«
    Die Frau deutete zum Kink Klub. »Machst du den Klub gerade
auf? Oder arbeitest du hier gar nicht?«
    Â»Aufmachen? Jetzt?« Elke lachte. »Nein, ich bin nur
die Putze. Wenn du in den Laden willst, komm besser heute Abend wieder. Ab elf
Uhr ist jemand da.«
    Sie fragte sich, wie man auf die Idee kam, der Laden
könnte jetzt aufmachen. Aber dann gab sie sich die Antwort selber. »Du bist von
der Polizei?«
    Â»Richtig.« Ein Lächeln. »Kathrin Herrmann, von der
Mordkommission. Ich ermittle im Fall Daniel Treczok.«
    Â»Daniel …« Elke dachte an das Foto hinterm Tresen.
»Der Arme. Es ist so furchtbar, was passiert ist.« Da fiel ihr etwas ein. »Der
Fall ist doch abgeschlossen, oder? Das stand zumindest in der Zeitung.«
    Â»Es gibt trotzdem ein paar Fragen, die geklärt werden
müssen.«
    Elke runzelte die Stirn. War das jetzt eine Antwort?
Obwohl sie sich anfangs mit der Frau wie selbstverständlich geduzt hatte, wechselte
sie nun ins Sie.
    Â»Ich fürchte, ich kann Ihnen da nicht helfen.«
    Die Polizistin fragte sie trotzdem nach ihrem Namen
und ihrer Adresse. Noch ehe Elke begriff, wie ihr geschah, befand sie sich
mitten in einer Befragung.
    Â»Die Leute aus der Nachtschicht kenne ich kaum«, sagte
sie. »Ich arbeite tagsüber hier. Abends bin ich ganz selten im Klub.«
    Â»Aber Daniel, den kanntest du schon, oder?«
    Â»Ein bisschen. Aber nicht gut. Ich habe ein paar Mal
mit ihm gesprochen.«
    Manchmal hatte Daniel mit ein paar Gästen zugedröhnt
am Tresen gesessen, wenn Elke vormittags in den Laden gekommen war. Sie hatten
sie in ihre kokaingeschwängerten Gespräche einbezogen, als gehörte sie ganz
selbstverständlich dazu, obwohl sie nüchtern und ausgeschlafen war.
    Aber das wollte sie dieser Frau lieber nicht verraten.
    Â»Erzähl mir von ihm. Alles was du weißt. Wie war er
als Barkeeper?«
    Elke zögerte. »Er hatte eine Menge Verehrer. Aber das
ist wohl normal, so gut wie er aussah. Außerdem stand er hinterm

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