Todesgarten
angenommen?«
»Ob er sich mit jemandem zum Kaffee verabredet hat?«
»Sie wissen genau, was ich meine.«
Sein Lächeln erstarb. Kühle trat in seine Augen.
»Natürlich hat er das. Er wäre dumm gewesen, wenn er
es nicht getan hätte.«
»Wie häufig ist das vorgekommen?«
»Immer wieder mal.«
»Und es waren immer andere Männer?«
Er wurde ungeduldig. »Worauf wollen Sie hinaus?«
»Es könnte geprellte Liebhaber geben. Männer, die sich
mehr versprochen haben als eine Nacht.«
»Du liebe Güte, er war ein Barkeeper.«
»Es gibt also niemanden, der eifersüchtig war oder
sich zurückgestoÃen fühlte?«
»Nicht, dass ich wüsste.«
»Wie hat er sich mit den anderen Kollegen verstanden?«
»Sehr gut.«
»Gab es nie Ãrger oder Streitigkeiten?«
»Nein, gar nichts. Es ist ein gutes Team.«
Kathrin klappte ihren Block zu und stand auf. »Können
Sie mir eine Liste der Mitarbeiter zusammenstellen?«
»Natürlich.« Er erhob sich ebenfalls. »Geben Sie mir
Ihre Mail-Adresse, dann haben Sie die Liste heute Abend im PC . Ich schlieÃe Ihnen vorne auf.« Er deutete zur Eingangstür
und zog einen riesigen Schlüsselbund hervor. »Dann müssen Sie nicht auÃen ums
Gebäude herumlaufen.«
Er drückte die Tür auf, und Kathrin trat blinzelnd in
das grelle Tageslicht. Stroh blieb im Eingang stehen und verschränkte die Arme.
»Bevor ich es vergesse: Wissen Sie, wann die Beerdigung stattfindet?«
»Nein. Seine Pflegemutter organisiert alles.«
»Okay, die Nummer bekomme ich raus. Ich werde mal bei
ihr anrufen. Ist denn sein Leichnam schon freigegeben?«
»Er ist noch in der Rechtsmedizin«, sagte sie. »Aber
die Untersuchungen sind abgeschlossen.«
»Dann könnte die Beerdigung jetzt jeden Tag stattfinden?«
Sie betrachtete ihn. Falls da etwas hinter seinem ausdruckslosem
Gesicht lag, hielt er es im Verborgenen.
»Ich frage nur, um dem Team Bescheid zu geben. Sie
verstehen schon. Die möchten bestimmt zur Trauerfeier.«
Sie lieà ihn nicht aus den Augen. »Ja, die Beerdigung
könnte jeden Tag stattfinden.«
Er nickte und schloss die Tür.
Auf dem Weg zurück zum Wagen fragte sie sich, ob dies
der tatsächliche Grund war oder ob Peter Stroh nicht vielleicht ein anderes
Interesse daran hatte, dass sein ehemaliger Mitarbeiter schnellstmöglich unter
der Erde lag.
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»Du denkst, Peter Stroh hat was mit der Sache zu
tun?«, fragte Wolfgang und machte es sich auf dem Beifahrersitz bequem.
»Keine Ahnung«, erwiderte Kathrin. »Aber er hat irgendwas
auf dem Kerbholz. Da bin ich mir beinahe sicher.«
DrauÃen in der Dämmerung flammten die StraÃenlaternen
auf.
»Bisher hieà es doch von allen Seiten, Peter Stroh und
Daniel Treczok hatten ein gutes Verhältnis zueinander«, meinte Wolfgang. »Von
Unstimmigkeiten keine Spur.«
»Ja. Aber was heiÃt das schon?«
Sie fuhren in den Tiergarten hinein.
»Jedenfalls werde ich mir diesen Stroh mal näher ansehen«,
fuhr sie fort. »Und was sein Verhältnis zu Treczok angeht, da werde ich auch
noch ein bisschen bohren.«
Der Park lag bereits in Dunkelheit. Nur das Torhäuschen
am GroÃen Stern war in warmes orangefarbenes Licht getaucht. Der breite
Bürgersteig davor war menschenleer.
»Du kannst mich da vorn absetzen«, sagte er. »Dieser
Möller wird bestimmt jeden Moment kommen.«
»Bist du sicher, dass ich dich nicht nachher abholen
soll? Das würde mir wirklich nichts ausmachen.«
»Nein, lass mal. Ich nehme mir ein Taxi. Mach für heute
Feierabend.«
Sie fuhr auf den Parkstreifen und lieà Wolfgang aussteigen.
Er warf die Tür hinter sich zu, klopfte zweimal aufs Dach und sah ihr hinterher,
wie sie mit dem Wagen auf der mehrspurigen StraÃe verschwand.
Dann blickte er sich um. Der Eingang zum Park war wie
ein schwarzes Loch. Links und rechts spiegelten sich im nassen Laub die Lichter
der Laternen. Es hatte inzwischen aufgehört zu regnen, und er hoffte, es würde
vorerst auch dabei bleiben.
Am steinernen Geländer neben dem Torhäuschen lehnte
ein groÃer schlaksiger Mann. Er trug eine Lederjacke mit hochgeschlagenem
Revers und rauchte eine Zigarette. Wolfgang trat auf ihn zu.
»Lukas Möller?«
Der Mann grinste schief und zeigte dabei eine Zahnlücke.
Seine Augen
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