Todesgarten
beäugten sie. Das mit dem Flüstern hatte eben nicht so ganz geklappt.
Lohmann grinste schief.
»Probleme?«, fragte er.
»Ach, nein. Nur meine Eltern, die mal wieder Streit haben.
Tut mir leid.«
Sie blieb vor der offenen Tür stehen und blickte ins
Pensionszimmer. Tatsächlich konnte sie auf der Fensterbank all die Dinge
erkennen, die Michael ihr eben beschrieben hatte.
»Warten wir auf die Kollegen vom Einbruch«, sagte
Kathrin und machte Anstalten, das Zimmer zu verlassen.
Anke sagte nichts dazu, sondern ging zum Fenster und
sah sich um.
»Stellt euch vor, da drauÃen ist Peter Stroh.« Eine
kleine Notlüge. Hoffentlich hatte Michael recht. »Er geht gerade in seinen
Klub.«
Das wäre schon mal das eine. Jetzt wollte sie Kathrin
auf die Dinge auf der Fensterbank aufmerksam machen. Doch dazu kam es nicht.
»O mein Gott. Das darf nicht wahr sein.«
Anke sah sich um. Kathrin stand vor dem offenen
Schrank. Sie hatten den Waffenkoffer entdeckt. Ebenso die Tatsache, dass er
leer war. Es war perfekt.
»Neubauer ist bewaffnet«, sagte sie. »Auch das noch.
Wir sollten besser diesen Raum verlassen. Und warten, bis die Spurenleute hier
drin waren.«
»Warte, Kathrin. Sieh dir das an.« Ein neuer Versuch.
Sie deutete auf Kamera und Zettel. »Auf diesem Plan ist Peter Strohs Anwesenheit
im Klub aufgezeichnet.«
Kathrin stellte sich neben sie. Sie starrte eine Weile
den Zettel an. Dann nahm sie die Kamera und sah sich die Bilder an. Ihr Gesicht
verfinsterte sich, und sie blickte über die StraÃe zum Klub.
»Mein Gott«, entfuhr es ihr. »Stroh ist da
reingegangen, sagst du?«
Na also. Es hatte funktioniert.
»Ja, doch. Gerade eben.«
»ScheiÃe!« Kathrin wirbelte herum. »Lohmann! Wir brauchen
ein SEK , so schnell wie möglich. Ruf Wolfgang an
und sag ihm, was los ist. Neubauer ist im Klub und will offenbar von seiner
Schusswaffe Gebrauch machen.«
Lohmann nickte und ging hinaus auf den Flur. Kathrin
wandte sich an den Verwalter, der noch immer hinter ihnen stand und das
Geschehen mit offenem Mund verfolgte.
»Gehen Sie wieder runter, die Kollegen werden später
mit Ihnen reden. Aber bitte verlassen Sie erst einmal nicht das Gebäude. Zu
Ihrer eigenen Sicherheit.«
Das lieà sich der Mann nicht zweimal sagen. Er hastete
eilig davon. Kathrin und Anke blieben allein zurück.
»Gehen wir raus und warten, bis das SEK kommt?«, schlug Anke vor.
Kathrin nickte. »Ja, lass uns runterlaufen.«
Im Treppenhaus kam ihnen Lohmann entgegen. Er reichte
Anke das Handy. »Ist der Chef«, sagte er.
Sie nahm es entgegen. »Wolfgang?«
»Ja, hallo. Das SEK ist
unterwegs. Seid ihr bewaffnet?«
»Natürlich nicht. Weshalb auch?«
»Ihr wartet also, bis die Kollegen kommen.«
»Na, was denkst du denn? Ich geh da doch nicht rein,
Dienstwaffe hin oder her.«
»Mehr wollte ich gar nicht hören.«
»Nein, nein.« Sie grinste. »Das soll mal schön die richtige
Polizei machen.«
»Gut. Sag das auch Kathrin. Eigensicherung geht vor.«
»Geht klar. Bis später.«
»In ein paar Minuten bin ich bei euch.«
Sie beendete das Gespräch und trat durch das Hoftor
hinaus auf die StraÃe. Niemand war unterwegs. Sie waren die Einzigen hier
drauÃen auf dem Bürgersteig.
»Wolfgang sagt, wir sollen uns zurückhalten und auf
das SEK warten.«
»Was ist mit Ereignisortsicherung?«, fragte Kathrin.
»Wir sollten die Ausgänge im Blick behalten, das
schon. Aber wir gehen nicht rein.«
Sie überquerten die StraÃe und hielten sich hinter der
steinernen Mauer verborgen. Vor dem Tor, das zum Klub führte, blieben sie
stehen. Das Gebäude wirkte leer und verwaist.
»Wir müssen auch den Hintereingang im Auge behalten«,
sagte Kathrin. »Wenn einer von da an den Holundersträuchern entlang flieht,
würden wir das nicht sehen.«
Die Art und Weise, wie Kathrin das Kommando an sich
riss, ging Anke zunehmend auf die Nerven. Sie wollte etwas dagegen setzen.
»Ihr bleibt hier und wartet auf das SEK . Ich behalte den Hintereingang im Auge.«
Ohne eine Reaktion abzuwarten, trat sie durch das Tor
auf das Gelände. Im Schutz einiger Hecken schlug sie sich zur Seitenwand des
Gebäudes durch. Wieder lauschte sie. Doch es war nichts zu hören. Sie ging
weiter zur Rückwand, wo das offene Gelände begann. Sie entdeckte ein
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