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Todesgarten

Todesgarten

Titel: Todesgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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paar
Sträucher, hinter denen sie in Deckung gehen konnte. Von dort aus würde sie
eine gute Sicht auf den Hintereingang haben.
    Ein leises Knacken. Direkt hinter der Mauerecke. Sie
hielt die Luft an. Ein Ast musste dort zerbrochen sein. War das Bernd Neubauer,
der am Hintereingang aufgetaucht war? Sie wartete. Bewegte sich nicht vom
Fleck.
    Die Gestalt tauchte hinter ihr wie aus dem Nichts auf.
    Warum von dort? Er kommt aus der falschen Richtung.
Wie ist er hinter mich gekommen?
    Sie bekam keine Gelegenheit, darüber nachzudenken. Ein
harter Gegenstand traf sie am Kopf. Ihr wurde schwarz vor Augen, die Beine
gaben nach, dann stürzte sie ins Bodenlose.

14
    Das Campusgelände der Charité lag im Herzen der Stadt
und nur einen Steinwurf von der lärmenden, hektischen Friedrichstraße entfernt.
Trotz dieser Lage kam es Wolfgang vor, als würde er einen verschlafenen
englischen Universitätscampus betreten, als er das Eingangstor passierte. Rote
Backsteingebäude mit putzigen Giebeldächern, Säulengänge und Stuckverzierungen.
Menschen spazierten umher. Vom Lärm der Stadt war nichts mehr zu spüren.
    Er sah sich um. Hinter den historischen Gebäuden ragte
der Bettenturm in den Himmel. Dort hatte man ihm erklärt, wo er die
Intensivstation finden würde. Aber irgendwie sah hier alles gleich aus.
    Sein Ärger über den verpatzten Einsatz war noch nicht
verraucht. Gefahr im Verzug, natürlich. Dabei hatte er deutlich gesagt, sie
sollten sich auf die Eigensicherung konzentrieren und abwarten, bis das SEK eingetroffen wäre. Aber als er kurz darauf den Klub
erreicht hatte, war bereits alles schiefgegangen. Noch vorm Eintreffen des SEK hatten sie zwei Verletzte und einen Flüchtigen.
    Endlich hatte er das richtige Gebäude gefunden. Ein
moderner Eingangsbereich war vor das alte Gebäude gebaut. Der typische Krankenhausgeruch
schlug ihm entgegen. Er sah sich um. Da war eine Schleuse, hinter der die
Operationssäle lagen, auf der anderen Seite ein Flur mit Krankenzimmern.
    Hinter dem Informationstresen stand eine Krankenschwester
mit einem Hörer am Ohr und fummelte ungeduldig an der Telefonanlage herum. Eine
hochgewachsene Mulattin, ihr Gesicht war kindlich und rund, und die großen
Augen verstärkten den puppenhaften Eindruck. Wolfgang beobachtete, wie sie mit
der Anlage kämpfte und schließlich genervt das Gespräch beendete. Er trat
näher.
    Â»Entschuldigen Sie, Schwester«, sagte er. »Ich suche
einen Dr. Oji, den Stationsarzt.«
    Sie sah auf. In ihrem Blick spiegelte sich ein geschliffen
scharfer Verstand. Alles Kindliche war plötzlich verschwunden, und sie begann
spöttisch zu lächeln.
    Â»Ich bin Dr. Oji.«
    Ein Pfleger kam mit einem Tablett aus einem Krankenzimmer
und stellte es auf dem Wagen ab. Sie deutete mit dem Kopf zu ihm.
    Â»Das ist die Schwester.«
    Â»Ich wusste nicht … tut mir leid.«
    Doch sie schien amüsiert. »Ja, ja, schon gut. Was kann
ich für Sie tun?«
    Â»Mein Name ist Herzberger, ich arbeite …«
    Â»Sie kommen wegen dem Infarkt. Man hat Sie bereits
angekündigt. Warten Sie.« Sie wühlte in den Krankenakten, die auf dem Tresen
lagen. »Der Herzinfarkt … ach, da ist er. Kammertachykardien mit einem
frühzeitigen Übergang in Kammerflimmern. Zunächst Verdacht auf bradykarde
Rhythmusstörungen.«
    Â»Ã„hem, genau … Bernd Neubauer.«
    Dr. Oji warf einen kurzen Blick auf das Deckblatt der
Krankenakte. »Richtig, Neubauer. Er war bereits bewusstlos, als die Rettungskräfte
eingetroffen sind. Er musste defibrilliert und intubiert werden. Fast hätten
wir ihn verloren. Wir haben ihm Suprarenin gegeben, wonach das Kammerflimmern
sistierte. Im Moment ist er stabil, aber das muss nichts bedeuten.«
    Â»Heißt das, er ist vernehmungsfähig?«
    Sie sah überrascht auf, dann lachte sie. »Er liegt im
Koma, und nur der Himmel weiß, ob er die nächsten vierundzwanzig Stunden überleben
wird. Ich habe mich wohl nicht deutlich genug ausgedrückt.«
    Â»So ernst ist es?«
    Â»Es grenzt an ein Wunder, dass er die Klinik überhaupt
lebend erreicht hat. Wie lange lag er denn schon bewusstlos in diesem Nachtklub,
als Sie ihn gefunden haben?«
    Â»Das kann ich nicht genau sagen. Vielleicht eine halbe
Stunde, länger wohl kaum.«
    Bernd Neubauer war bereits ohne Bewusstsein gewesen,
als Peter Stroh den Klub betreten

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