Todesgeil
bin keine Lesbe oder so, aber die Kerle in Pornos sind immer so eklig. Die Frauen sind immer solariumbraun und haben Silikontitten und Tattoos, aber trotzdem sehen sie immer geil aus. Ich hatte mal so eine Phase, die dauerte ungefähr eine Woche, da wollte ich Pornostar werden. Meine Eltern wären tot umgefallen, eigentlich wollte ich es deshalb, weißt du?«
Zeb schlug ihr die Fernbedienung aus der Hand. »Genug von dem Scheiß!«
Julie duckte sich, ihr ganzer Körper angespannt, um dem Angriff, mit dem sie schon seit Langem rechnete, auszuweichen. Sie war sicher, dass er gleich über sie herfallen würde. »Was ist verdammt noch mal los, Zeb?«
Er lächelte erneut, diesmal allerdings eindeutig anzüglich. »Höchste Zeit, dass du mal zeigst, was in dir steckt, du Schlampe. Schluss mit dem Rumgammeln. Noch bevor die Nacht vorüber ist, wirst du einen Menschen umbringen. Und wenn nicht, dann ist dein Arsch fällig, Kleine. Noch nicht einmal Lulu wird ...«
»Okay, ich hab’s ja kapiert. Mein Gott!« Sie verdrehte die Augen. »Du musst mich hier nicht volllabern. Ich soll also irgendeinen Typ umbringen. In Ordnung. Bringen wir es hinter uns.«
Die Überzeugung in ihrer Stimme überraschte Zeb. Mit gerunzelter Stirn betrachtete er sie von der Seite und sah dabei aus wie jemand, der Zeuge von etwas völlig Unerklärlichem wird. Wie jemand, der einen Bigfoot sichtet oder eine fliegende Untertasse vielleicht. Er kratzte sich am Hinterkopf, seine Finger glitten problemlos durch das nun viel kürzere Haar. »Ich ... wirklich?«
Sie nickte nur einmal kurz, aber bestimmt. »Ja.«
Und sie meinte es auch. Zwar wollte sie eigentlich gar niemanden umbringen, aber andererseits hatte sie auch keine Lust zu sterben. Es war einfach unumgänglich. Sie konnte es nicht mehr aufschieben oder irgendwelche lahmen Ausreden erfinden.
Die Zeit zu töten war gekommen.
Also bringen wir es verdammt noch mal hinter uns.
»Also, wie werden wir es anstellen, Zeb?«
Er grunzte. »Was meinst du? Du steckst dem Schwanzlutscher ein Messer in den Bauch. Oder ziehst ihm mit etwas Schwerem eins über den Schädel.« Er zuckte ausgiebig die Achseln, sodass man das Spiel der Muskeln an seinen breiten Schultern und an seinem Hals sah. »Spielt eigentlich keine Rolle, solange er hinterher tot ist.«
»Das habe ich nicht gemeint. Was ich meine, ist ...« Sie machte eine ausladende Handbewegung. »Sollen wir es hier tun? Oder ...«
»Hier nicht.«
»Okay. Wo dann?«
»Irgendwo, wo wir ungestört sind. Am besten irgendwo draußen im Wald.«
»Ich will dein Messer benutzen. Das große.«
Seine Mundwinkel kräuselten sich. »Ich mag dieses Messer.« Seine Nasenflügel bebten und schon wieder rieb er sich auf seine merkwürdige Art die Brust. »Ich will dir zusehen, wie du es einem Kerl in den Ranzen steckst.«
Oh, Shit, allein der Gedanke macht ihn schon scharf. Scheiße, wie eklig.
Julie überspielte ihr Zittern, indem sie sich vom Bett wälzte und auf die Füße sprang. »Na, dann los! Ich hab’ sowieso die Nase voll davon, hier rumzuhängen.«
Zeb machte seinen Seesack auf und holte eins der Hemden heraus, die er aus Johns Kleiderschrank hatte mitgehen lassen. Er zog es über und schnappte sich die Schlüssel, die auf dem Tisch lagen. Grinsend packte er Julie am Arm und ging mit ihr aus dem Zimmer.
Julie war nicht halb so freudig erregt wie Zeb.
Aber sie war fest entschlossen es durchzuziehen.
Heute Nacht würde sich alles für immer verändern. Ganz gleich, was die Zukunft bringen mochte, sie würde nie mehr dieselbe sein. Und es würde auch keine Rolle mehr spielen, ob es ihr irgendwann gelingen würde zu fliehen.
Heute Nacht, dachte sie, wird aus mir eine kaltblütige Mörderin.
Der Abendwind strich ihr mit einem kühlen Hauch übers Gesicht.
Es fühlte sich an, als wolle Satan persönlich sie liebkosen, um einen neuen Jünger in seinen Reihen willkommen zu heißen.
KAPITEL 22
23. März
Nachdem sie alle zusammengetrommelt hatten, fuhren sie am Morgen kurz nach neun wieder los, was ziemlich bemerkenswert war, wenn man bedachte, wie wenig Schlaf die meisten von ihnen in der Nacht bekommen hatten. Diese erstaunliche Meisterleistung war vor allem Chuck zu verdanken. Nachdem er seine Gründe, nicht die Cops zu rufen, dargelegt hatte, übernahm er die Rolle des Chefs. Zoe beobachtete dies etwas skeptisch, doch Chuck war so eisern und ernst geblieben, dass es außer Frage stand, sich seinen Wünschen zu widersetzen.
Außerdem
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