Todesgeil
Begleiter war es durchaus wert.
Ein schlanker, dunkelhäutiger Mann mit Brille und einer Weste von Walgreens steckte den Kopf in den Gang und sagte: »Gibt es ein Problem?«
Roxie setzte ihr strahlendstes Lächeln auf und klimperte mit den Wimpern. »Nein, Sir. Wir hatten nur eine kleine Meinungsverschiedenheit. Von jetzt an werden wir leise sein, versprochen.«
Sein Gesichtsausdruck verriet seine Zweifel, doch nach einem kurzen Moment nickte er barsch. »Wenn Sie Hilfe brauchen, lassen Sie es mich wissen. Mein Name ist Tod, ich bin hier der Manager.«
Roxie lächelte unentwegt weiter. » Vielen Dank.«
Tod wandte sich von ihr ab und ließ sie ohne ein weiteres Wort stehen.
Roxie grinste spöttisch. »Schwuchtel!«
Rob schüttelte den Kopf. »Lass mich raten. Jeder Typ, der nicht gleich sabbernd vor dir auf die Knie fällt, ist schwul, richtig?«
»Offensichtlich.«
»Und was ist mit diesem College-Studenten, den du ...«
Roxie klatschte ihm die Hand über den Mund. »Halt’s Maul! Zum Teufel, Rob, du weißt genau, dass du nicht über den Scheiß reden sollst, wenn uns jemand zuhören könnte.«
Rob schob ihre Hand weg. »Und was sollte mir das ausmachen? Als ob das noch eine Rolle spielt. Als ob es noch eine andere Möglichkeit gäbe, als dass das Ganze hier in einer Riesen-Katastrophe endet.«
Sie waren schon wieder laut geworden und Julie war nicht überrascht, Tod, den Manager, erneut am Ende des Ganges auftauchen zu sehen. »Ladys, Sir! Bitte seien Sie leise. Sie stören die anderen Kunden. Wenn das so weitergeht, werde ich Sie bitten müssen, den Laden zu verlassen.«
Roxie legte die Stirn in Falten. »Was? Im Ernst? Hier sind doch gar keine anderen Kunden?«
Tods Miene blieb unbewegt. »Trotzdem! Dies hier ist mein Markt. Also, bei allem Respekt, seien Sie bitte leise! Ich werde Sie nicht noch mal darum bitten.«
Er verzog sich wieder.
Roxie blickte ihm mürrisch nach. »Dieser elende kleine ...«
»Hör’ auf mit dem Scheiß!«
Julie entfernte sich und ging einfach davon.
»Hey!«, rief Roxie ihr hinterher. »Wo gehst du hin?«
Julie stolzierte mit raschen Schritten den Gang entlang, und schon sah sie die automatischen Eingangstüren an der Vorderseite des Ladens. »Nach draußen, verdammt noch mal, um ein bisschen frische Luft zu schnappen. Hast du ein Problem damit?«
Die Tür öffnete sich und sie trat hinaus in die kühle Nachtluft. Zischend schloss sich die Tür hinter ihr, sodass sie das Gezänk zum Glück nicht länger ertragen musste. Sie ging den Gehweg ein paar Meter entlang und kramte in ihrer Handtasche nach den Menthol-Marlboros. Gerade als sie im Begriff war, sich eine anzuzünden, bog das Bullenauto auf den Parkplatz ein. Die Scheinwerfer erfassten sie und sie blieb wie erstarrt stehen.
Oh, Scheiße. Das hätte ich mir denken können.
Sie zündete die Zigarette an und sog den Rauch tief ein, während der Streifenwagen geschickt in die Parklücke ihr direkt gegenüber fuhr.
Na gut. Das war’s. Game over. Zeit, nach Hause zu gehen.
Oder in den Knast.
Ganz egal.
Über eine Minute lief der Motor im Leerlauf weiter. Julie kniff die Augen zusammen, um nicht geblendet zu werden, und es gelang ihr, hinter dem Lenkrad die Umrisse eines hoch gewachsenen Mannes auszumachen. Er schien nichts weiter zu tun, als sie anzustieren. Sie rauchte ihre Zigarette bis zum Filter und spielte mit dem Gedanken, sich eine weitere anzuzünden. Aber sie war viel zu verschreckt, um noch einmal in ihre Handtasche zu langen. Zu verängstigt, sich überhaupt zu bewegen. Schließlich, nach mehreren Minuten, öffnete sich die Fahrertür und ein großer Mann in Uniform stieg aus. Er war gut durchtrainiert und füllte seine Streifen-Hosen und das fein säuberlich auf Nähte gebügelte Hemd auf interessante Weise aus. Er sah, dass sie ihn musterte, und lächelte, eine Regung, die ein Gesicht aufhellte, das man beinahe gut aussehend nennen konnte. Seine Augen standen ein wenig zu eng beieinander und seine Lippen waren ein bisschen zu dünn, aber dafür hatte er eine kräftige Kieferpartie. Stellte man den Rest des Pakets in Rechnung, war das Gesicht durchaus annehmbar.
Der Cop schlug die Tür des Streifenwagens zu und trat auf den Bürgersteig. Der Motor lief noch, der Schlüssel steckte im Zündschloss. Wie arrogant war das denn? Scheißbullen!
»Guten Abend.«
Julie lächelte. »Hi.«
Der Cop strich sich mit Daumen und Zeigefinger übers Kinn, während er langsam im Kreis um sie herumging und sie
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