Todesgeil
noch mit einem Mädchen treiben. Hätte gerade noch gefehlt, dass plötzlich das Kamerateam der Girls Gone Wild -Videos auftaucht.«
Zoe kicherte. »Jaaa. Tut mir leid, aber du hast recht.«
Annalisa stöhnte. »Ich weiß, ich weiß.« Sie schüttelte ihr Glas. »Ich brauche noch einen.« Sie machte Anstalten aufzustehen. »Soll ich dir was mitbringen?«
»Nein, danke.«
Die Hand bereits auf der Klinke, hielt Annalisa noch einmal inne. »Im Moment scheinst du nicht so auf Party zu stehen. Stimmt irgendetwas nicht?«
»Nein. Mir ist nicht nach Saufen zumute. Vielleicht morgen Abend.«
»Spielverderberin! Mach doch, was du willst.«
Annalisa öffnete die Tür und ging hinein.
Zoe war ganz froh, endlich wieder allein zu sein. Der Einzige, dessen Gesellschaft ihr im Moment nichts ausmachen würde, war Chuck, aber der war gerade viel zu beschäftigt damit, mit den Jungs einen zu heben. Und in letzter Zeit war ein hässlicher Unterton dabei, wenn Chuck und Joe sich gegenseitig aufzogen. Sie fürchtete, dass die beiden sich irgendwann prügeln würden. Es war zwar noch nicht so weit, aber es war nicht mehr auszuschließen. Und es waren nicht nur die beiden. Irgendetwas hatte die Atmosphäre zwischen allen vergiftet. Nein. Nicht etwas. Jemand. Sie wusste, an wem es lag.
Schließlich war sie nicht blöd. Aber im Moment wollte sie nicht weiter darüber nachdenken. Es warf zu viele unangenehme Fragen auf.
Ein plötzlicher, unwiderstehlicher Drang, dem allem zu entgehen, ließ sie aufstehen. Eine Treppe an der linken Seite des Balkons führte hinunter zum Swimmingpool. Sie hastete die Stufen hinab und über den Beton der Sonnenterrasse zu dem Tor hinter dem Pool. Sie öffnete es und warf einen Blick zurück zum Haus.
Die Balkons des zweiten und dritten Stockwerks waren verlassen.
Gut.
Niemand, der mich sieht. Keiner, der mitbekommt, wohin ich gehe .
Sie schloss das Tor und überquerte den Steg, der zu der die Grenze zum Strand markierenden Düne führte. Am jenseitigen Ende der Brücke blieb sie stehen, um ihre Sandalen auszuziehen. Anschließend ging sie den Strand hinab und genoss es, den körnigen Sand unter ihren bloßen Füßen zu spüren. Je näher sie dem Wasser kam, desto weicher wurde der Untergrund, fast wie ein Schwamm. Hier unten war die Brandung lauter. Ursprünglicher. Wie das Brüllen eines riesigen Urtieres. Sie watete hinaus in die düstere Tiefe, ging immer weiter, bis ihr das Wasser fast über die Schultern reichte. Sie holte tief Luft und tauchte unter.
Dunkelheit umfing sie.
Es war, als würde sie in einer endlosen, lichtlosen Leere treiben.
Sie wünschte, sie könnte ewig dort bleiben.
KAPITEL 34
27. März
Um zwei Uhr morgens war in dem rund um die Uhr geöffneten Walgreens am South Kings Highway in Myrtle Beach nicht gerade die Hölle los. Nachdem eine alte Dame mit Lockenwicklern in ihrem rosafarbenen Haar und den Vitamintabletten, die sie gekauft hatte, aus dem Laden gehumpelt war, waren die drei Flüchtigen, die zwischen den Regalen mit den Haarpflegeprodukten miteinander zankten, die einzigen noch verbliebenen Kunden.
»Du wirst blond und damit basta.«
»Weißt du was? Du sagst dauernd wegen irgendetwas basta! Du klingst wie ein verfickter Diktator, Roxie.«
»Das bin ich ja auch.«
»Ich meine ja bloß, dass blond nicht unbedingt das Richtige ist. Es fällt zu sehr ins Auge.«
Roxie schnaubte und verdrehte die Augen.
»Im Ernst. Mein Haar ist ziemlich dunkel, beinahe schwarz. Ein heller Braunton wäre nicht ganz so aufdringlich und würde nicht gleich alle Blicke auf sich ziehen. Ich schätze, ihr könntet sogar ein bisschen Gel reinmachen. Wie wäre das als Kompromiss?«
Roxie klatschte ihm eine Schachtel Clairol Born Blonde gegen die Brust. »Scheiß’ auf deinen Kompromiss.«
Rob starrte entgeistert auf die Packung, die sie ihm an die Brust drückte. »Komm schon, Roxie. Das ist was für Frauen. Damit werde ich lächerlich aussehen.«
Roxie schäumte vor Wut. »Rob, pass’ auf! So langsam werde ich sauer. Jetzt denk’ mal ein bisschen nach. Willst du wirklich, dass ich hier mitten in diesem Laden durchdrehe?«
Rob stöhnte.
»AHHHHHHH!«
Julie hatte genug und ließ einfach einen Schrei los. In voller Lautstärke schrie sie ihre Wut und ihren Ärger hinaus. Nicht unbedingt das Klügste, was sie tun konnte, angesichts der Tatsache, dass sie ja angeblich jede Aufmerksamkeit vermeiden wollten. Doch der nahezu identische entsetzte Ausdruck auf den Mienen ihrer
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