Todesgier - Thriller
über die Schulter schauen«, sagte Jones. »Wenn wir die Fotos in den Hotels und Motels rumzeigen wollen, sind wir auf uns allein gestellt. Die Kollegen sind alle mit dem Parteitag der Republikaner beschäftigt.«
»Vielleicht gelingt es mir, noch jemanden zu organisieren. Ich maile Ihnen jedenfalls schon mal die Bilder, damit Sie auf dieser Seite des Flusses damit hausieren gehen können. Ich übernehme die andere.«
»Sehr gut. Werden Sie mit den Überfallenen reden?«
»Ja, aber mit Ihnen wollte ich mich zuerst unterhalten«, sagte Lucas.
»Wusst ich’s doch, dass da irgendwas nicht koscher ist. Haben Sie eine Ahnung, wie viel die Kerle tatsächlich eingesackt haben?«
»Niemand nennt Beträge, aber Leute wie Brutus Cohn geben sich nicht mit vierhundert Dollar und einem Verlobungsring zufrieden, so viel steht fest«, antwortete Lucas. »Die wissen, was sie tun.«
»Scheiß-Republikaner«, brummte Jones.
»Soweit ich weiß, waren die Geldmänner vergangene Woche auch in Denver«, bemerkte Lucas.
»Tja, das ist offensichtlich der Lauf der Dinge.«
Lucas zerknüllte seinen Pappbecher, zielte und warf ihn in einen Abfallkorb.
»Treffer«, sagte Jones.
»Mit meinem Können und Aussehen, meiner Intelligenz und Geschwindigkeit sowie Ihren Schuhen könnten wir in der NBA sein.«
Jones lachte. »Möglich. Vorausgesetzt, Sie springen höher als zehn Zentimeter. Begleiten Sie mich zum Krankenhaus? Wir sollten noch mal mit Wilson reden, falls der wach ist.«
»Okay. Und vergessen Sie das Springen. Bei meinem Können sind keine Sprünge nötig.«
SIEBEN
D as Hennepin General war ein richtiger Kaninchenbau, in dem Jones sich jedoch auszukennen schien. Als er und Lucas John Wilsons Zimmer erreichten, klopfte Jones. Wilson winkte sie herein und sagte ins Telefon: »Ich muss Schluss machen - die Cops sind wieder da … Vielleicht, ich hab ihn noch nicht gesehen. Conway hat heute Morgen angerufen … Ja.«
Eine nach landläufigem Verständnis hübsche Frau saß in einer Ecke des Raums, auf einem Stuhl mit Rollen. Sie hatte dunkle Haare und braune, müde Augen und war wahrscheinlich noch keine dreißig. Auf ihrer linken Wange prangte ein großer Bluterguss, dunkelrot wie ein Portweinfleck.
Lucas beobachtete den klein gewachsenen Wilson beim Telefonieren, der eine Stupsnase und einen Schmollmund hatte und ein Krankenhausnachthemd trug. Sein Gesicht zierten zwei Veilchen, eine mit Tape befestigte Aluminiumschiene an der Nase und eine Wunde an der einen Wange, die vom Absatz eines Schuhs herrühren mochte, sowie ein bandagiertes Ohr. Ein Essenstablett ruhte auf einem Tischchen mit herausziehbarer Platte, darauf ein Weißbrot-Sandwich und eine Schale mit braunem Zeug, vielleicht Pudding.
Jones, der Wilson nicht beim Telefonieren stören wollte, trat einen Schritt näher zu Lucas, nickte in Richtung der Frau und sagte leise: »Ms. Johnson.«
Wilson sprach unterdessen weiter in den Hörer: »Ja, ja. Darüber unterhalten wir uns noch ausführlicher. Bis bald.« Er legte auf, sah Jones an und fragte: »Haben Sie sie erwischt?«
»Noch nicht.« Mit einem Blick auf Lucas fügte er hinzu: »Das ist Lucas Davenport vom SKA. Er arbeitet mit mir an dem Fall.«
»Sie kennen Neil Mitford«, sagte Wilson zu Lucas.
Lucas nickte. »Ja.«
»Man hat mich vorgewarnt, dass Sie kommen würden. Was halten Sie von der Angelegenheit? Wird’s ein großes Brimborium geben, oder wird alles rasch im Sande verlaufen?«
» Wir werden der Sache jedenfalls nachgehen«, versprach Lucas.
»Lucas meint, wir hätten vielleicht einen Hinweis auf die Räuber«, bemerkte Jones. »Nicht dass wir so Ihre vierhundert Dollar wiederkriegen, aber es wär doch nicht schlecht, wenn wir die Gangster aus dem Verkehr ziehen könnten.«
»Das müssen Sie sogar«, mischte sich die Frau ein, beugte sich vor und stützte die Ellbogen mit verschränkten Fingern auf den Oberschenkeln ab. »Das sind Tiere .«
»Lori ist immer noch ziemlich durcheinander«, erklärte Wilson.
»Wenn sie … wenn sie …«, stammelte sie. »Wenn sie mich mitgenommen hätten …«
»Der Typ war brutal … sexuell bedrohlich«, erläuterte Wilson.
»Für solche Fälle gibt es Therapiesitzungen …«, begann Lucas, doch die Frau winkte ab.
»Ich habe Angst. Und ich bin entsetzt. Was ist das für eine Stadt?«
»Sonst ist es hier eher ruhig«, antwortete Lucas. »Diese Leute kamen nicht von der Straße, sondern hatten es speziell auf Sie abgesehen. Und sie besaßen Informationen,
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