Todesgier - Thriller
hintere Tür. »Juliet, lass uns ein paar Schritte gehen.«
Sie schlenderten den Hügel hinauf in Richtung des Radisson. Nach einer Weile fragte Juliet: »Willst du das Geld zurück?«
»Nein, natürlich nicht«, antwortete Letty überrascht. »Das gehört dir. Du hast es von einem fetten Typen namens Stan mit blau gestreiftem Anzug, roter Fliege und Südstaatenakzent.«
Juliet nickte.
Letty fuhr fort: »Frank hat mir erklärt, dass es dir wahrscheinlich schwerfallen wird, Randy anzulügen.«
Juliet wandte den Blick ab. »Ich schaffe das nicht. Wenn er mich drauf anspricht, sage ich ihm die Wahrheit.«
»Hast du jemals Probleme mit der Polizei gehabt?«
Juliet schüttelte den Kopf. »Bis jetzt nicht.«
»Du bist noch nie festgenommen worden?«
Sie schüttelte den Kopf und lächelte, stolz auf ihr Geschick. »Randy hat mir beigebracht, wie man’s anstellt. Es ist gar nicht schwierig. Man muss auf der Hut sein vor den Undercover-Leuten,
aber die sind eigentlich immer da im Einsatz, wo die meisten Nutten sind. Ich spreche die Typen an und nicht umgekehrt. Wenn einer auf mich zukommt, tu ich so, als wär’ ich sauer. So halte ich mir die Undercover-Leute vom Hals. Wenn sie Randy erwischen, landet er wieder im Knast.«
»Ich hab dich nur gefragt, weil ich selber schon mal Schwierigkeiten mit der Polizei hatte«, erklärte Letty. »Ich hab im Abstand von ein paar Tagen zweimal auf einen Cop geschossen. Die Highway Patrol hat mich aufgehalten, weil ich als Minderjährige Auto gefahren bin …«
Juliet sah sie mit offenem Mund an. »Du hast auf einen Bullen geschossen?«
»Ja. Kannst du im Internet nachprüfen. Ich heiße Letty West; darunter findest du sicher was.«
»Wir haben kein Internet.«
Letty hakte sich bei Juliet unter. »Ich musste damals auch lügen und hab das folgendermaßen gemacht: In meinem Kopf hab ich einen kleinen Kasten eingerichtet für die Wahrheit - damit ich sie nicht vergesse. Dann habe ich mir eine andere Wahrheit ausgedacht. Was passiert sein könnte. Eine Version, die den Leuten lieber wäre. Wenn die Highway Patrol mich im Zentrum erwischte, hab ich behauptet, meine Mom hätte mich mitgenommen. Diese Version kam besser an, verstehst du? Ich kriegte keine Schwierigkeiten, und der Cop musste nichts gegen mich unternehmen … Natürlich kannte ich die Wahrheit, aber in dem Moment war die Lüge wichtiger. Lügen sind den Menschen sowieso wichtiger. Randy will gar nicht hören, dass ich mit dir geredet habe, sondern …«
»Von dem Typen mit dem Blowjob«, führte Juliet den Satz zu Ende.
»Ja. Okay?«
»Okay.« Hilfloses Nicken.
»Setzen wir uns auf die Bank auf der anderen Straßenseite«, schlug Letty vor. »Da können wir üben. Ich bringe dir bei, wie
du Randy anlügst. Genau wie ich die Cops angelogen habe. Erzähl mir von den Blowjobs.«
Sie fand das Thema tatsächlich interessant.
Lucas hatte das Gefühl, dass die Information über Raphael den Durchbruch in dem Fall bringen würde.
Lucas und Dickens sahen einander an; die drei Frauen schienen nervös zu werden.
»Wer ist Raphael?«, fragte Lucas.
Cheryl Ann antwortete: »Raphael Sabartes, ein Latino …«
»Spanier«, berichtigte Helen Fumaro.
»Er war technischer Assistent auf Teilzeitbasis und ist am einundzwanzigsten Juni gestorben. An einer Mischung aus Alkohol und Pillen, behauptet die Polizei«, sagte Lucy.
Lucas hob die Augenbrauen. »Sie glauben was anderes?«
»Waren ziemlich viele Pillen«, erklärte Lucy. »Kann kaum ein Unfall gewesen sein.«
»Die Polizei geht davon aus«, sagte Helen Fumaro. »Wenn man trinkt, hat man Probleme mit dem Einschlafen und schluckt eine Tablette. Die macht einen wirr im Kopf, man vergisst, dass man schon eine genommen hat, und schluckt noch eine. Und so weiter und so fort.«
»Dreißig Pillen? Er hat versehentlich dreißig Pillen genommen?«, fragte Lucy.
»Und dann war da noch seine Freundin«, sagte Cheryl Ann.
»Was war mit der?«, erkundigte sich Dickens.
»Eine ausgesprochen hübsche Latina, ich glaube, aus Mexiko. Älter als Raphael«, antwortete Cheryl Ann. »Raphael dürfte so fünfundzwanzig gewesen sein; die Frau war wahrscheinlich über dreißig.«
Lucy schnaubte verächtlich. »Über vierzig, wenn ihr mich fragt. Gut erhalten, aber nicht mehr taufrisch.«
»Raphael mochte sie«, bemerkte Helen Fumaro.
»Raphael hat sie geliebt «, korrigierte Lucy sie und fügte an
Lucas gewandt hinzu: »Ich glaube nicht, dass er viel sexuelle Erfahrung
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