Todesgier - Thriller
hatte.«
»Er sah irgendwie merkwürdig aus«, sagte Cheryl Ann.
»Wie ein Bild von Picasso«, erklärte Helen Fumaro.
»Diese attraktive Frau hat … ihn aufgefressen«, sagte Lucy und beugte sich zu Lucas vor, »ist aber nicht mal zur Trauerfeier gekommen.«
»Könnte er die Zimmer, Namen und Organisationen zusammengestellt haben?«, fragte Lucas.
Cheryl Ann schnippte mit den Fingern. »Wär’ ganz leicht für ihn gewesen. Er litt unter Stimmungsschwankungen, doch seit er mit dieser Frau zusammen war, wirkte er sehr glücklich. Warum sollte er da Selbstmord begehen?«
»Was, wenn sie mit ihm Schluss gemacht hat?«, mutmaßte Lucy. »Das könnte doch ein Grund sein …«
Dickens, der auf einem Stuhl saß, lehnte sich zurück, verschränkte die Hände hinter dem Kopf, sah nachdenklich zur Decke hoch und sagte schließlich: »Wissen Sie, was?«
»Was?«, fragte Lucas.
»Unter uns: Der größte Geldbote, den ich kenne, ist Chuck Prince. Der arbeitet für America-United Aerospace Association, die Lobbyistengruppe der militärischen Luftfahrtunternehmen. Der dürfte viermal höhere Beträge zur Verfügung haben als alle andern … Warum haben sie sich den nicht vorgeknöpft? Ich weiß, dass er in der Stadt ist.«
Helen Fumaro sah im Computer nach. »Der hat sich am neunundzwanzigsten Juni bei uns angemeldet.«
»Über den wissen sie nichts, weil Raphael da schon tot war. Sie haben ihn zu früh umgebracht. Das war Hauptmann Lesbo, mit Gift im Drink«, flüsterte Cheryl Ann in verschwörerischem Tonfall.
Dickens verzog den Mund zu einem Lächeln. »Hauptmann Lesbo?«
»Wir drei haben sie ein Mal - ein einziges Mal - an der Bar
des Hamilton gesehen, ein merkwürdiger Ort für Raphael, wenn ich’s recht bedenke«, erklärte Cheryl Ann. Die beiden anderen nickten.
»Sie haben uns bemerkt, und wir haben sie begrüßt. Sie kam wie eine Lesbe rüber«, erzählte Cheryl Ann.
»Würden Sie sie wiedererkennen?«, fragte Lucas.
»Moment … Es gibt ein Foto von ihr«, sagte Cheryl Ann. »Er hat es mit dem Handy aufgenommen, an seinen Computer im Büro gemailt, ausgedruckt und dort an die Wand gepinnt. Nach seinem Tod haben wir seine Sachen in einen Karton gepackt und der Polizei gegeben. Die müsste es noch haben.«
»Und die Leiche?«, erkundigte sich Dickens.
»Ich glaube, die spanische Botschaft hat sie nach Spanien überführen lassen«, antwortete Helen Fumaro.
»Wir sollten die Polizei fragen«, schlug Lucas vor. »Waren die Cops aus dem District oder aus Virginia?«
»Aus dem District«, antwortete Helen Fumaro. »Ein gewisser Detective Sams hat den Karton abgeholt.«
Lucas notierte den Namen und fuhr nach Hause, um sich Letty vorzuknöpfen.
Letty stand mit verschränkten Armen im Wohnzimmer, einen Fuß ein wenig vorgestellt, als wollte sie damit auf den Boden klopfen - eine Pose, die Lucas nur zu gut von den anderen Frauen in seinem Leben kannte. Bevor er den Mund aufmachen konnte, sagte Letty: »Ich versuche, das zu werden, was Jennifer eine knallharte Reporterin nennt, und ich will nichts über diese Geschichte hören.«
»Was für eine Geschichte?«, fragte Weather.
Lucas stemmte die Fäuste in die Hüften und gab sich Mühe, gleichzeitig Letty und Weather im Auge zu behalten. »Deine Tochter gibt sich mit Nutten in St. Paul ab. Ich erzähle dir lieber nicht, was sie ihnen für Fragen stellt, weil mir das peinlich wäre.«
»Nutten?«, wiederholte Weather.
Lucas wandte sich Letty zu. »Ich bin wirklich nachsichtig, aber dass du dich auf der Suche nach Nutten in der Stadt rumtreibst, lasse ich nicht zu. Ist dir klar, was diese Leute mit dir anstellen könnten? Natürlich nicht. Verdammt, du hast nicht die geringste Ahnung, worauf du dich einlässt …«
»Doch, das weiß ich sehr wohl, weil ich eins von den Mädchen aufgespürt habe - übrigens ganz allein. Sie ist nicht älter als ich, verdammt …«
»Achte auf deine Ausdrucksweise«, ermahnte Lucas sie und steckte die Hände in die Taschen, damit er nicht wild gestikulierte.
»Du hast mit dem Fluchen angefangen«, stellte Letty fest.
Da kam Ellen mit Sam auf dem Arm aus der Küche. »Was ist denn hier los?«
»Letty interviewt Nutten«, teilte Weather ihr mit.
»Nutten?«
»Mein Gott«, stöhnte Lucas und fügte an Letty gewandt hinzu: »Junge Lady, du hast Hausarrest.«
Natürlich war das nicht das Ende der Auseinandersetzung. Da Lucas ihr noch niemals Hausarrest gegeben hatte, musste er den Begriff nun definieren. Im
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