Todesglocken für John Sinclair
als wären sie alte Stücke aus einem finsteren Erdteil. Die Mädchen gebärdeten sich wie Furien. Sie schrien nicht nur, sie schlugen auch.
Die Person, der ihre Schläge galten, konnte Suko nicht erkennen, weil sie auf dem Boden lag und die schlagenden Furien dem Inspektor die Sicht nahmen.
Er hatte einen schrecklichen Verdacht und griff ein. Das bemerkte auch ein schwarzhaariger und wie geleckt wirkender Typ im roten Samtanzug. Er wollte Suko daran hindern und schnitt dem Chinesen den Weg ab.
In der nächsten Sekunde lernte der Typ das Fliegen. Er schrie noch, als sein Schlag abgefangen und er selbst in die Höhe gewuchtet wurde. Anschließend schickte ihn Suko auf die Reise. Wo der Kerl landete, interesssierte den Chinesen nicht. Er hörte nur ein Krachen und Bersten. Da hatte er sich schon auf die schlagenden Furien gestürzt, um sie zur Seite zu räumen. Seine Griffe waren fest, zupackend, und die Hiebe kamen knochenhart. Er schleuderte die zappelnden, schreienden, kreischenden Bündel von sich weg und bekam für einen Moment freie Sicht.
John Sinclair lag tatsächlich auf dem Boden. In gekrümmter Haltung, die Beine angezogen. Mit den Händen schützte er den Kopf. Ein Ledermann sprang ihn mit gezücktem Messer an.
Suko erwischte den Kerl in der Luft. Der Schlag trieb den anderen so zurück, daß er sich überschlug, und auch die restlichen Furien wurden von dem Inspektor zur Seite geschleudert.
Aber sie kamen wieder auf die Beine und wollten erneut angreifen. Breitbeinig stellte sich der Chinese über seinen Freund. »Verdammt, seid ihr denn wahnsinnig. Ihr schlagt den Mann tot!«
»Das wollen wir, das wollen wir!« Drei Mädchen auf einmal kreischten es und wollten Suko zur Seite räumen.
Das Gegenteil geschah. Suko schleuderte sie weg, und andere Gäste hatten kein Interesse mehr daran, auf John Sinclair einzuschlagen. Sie strebten dem Ausgang zu, wobei sie keine Rücksicht auf die Bestuhlung nahmen. Da fielen Tische und Stühle um, zerbrachen zum Teil, und mancher war so geistesgegenwärtig, sich Flaschen als Proviant einzustecken.
Das Grölen der Masse wurde leiser. Die Schreie erklangen vor der Tür, das war Suko im Augenblick egal.
Er suchte noch einmal nach den Mädchen mit den schrecklichen Masken. Einige von ihnen hatte es hart erwischt. Sie krochen auf allen vieren weg.
Aus dem Hintergrund vernahm Suko einen langen Schrei, der sich allerdings aus Worten zusammensetzte, die er auch verstand.
»Das werdet ihr bereuen! Der Teufel läßt uns nicht im Stich. Niemals, habt ihr gehört!«
Sehr wohl hatte Suko das Wort Teufel verstanden. Demnach war diese Schlägerei nicht so »harmlos« gewesen, wie sie beim ersten Augenblick den Anschein gehabt hatte. Da steckte viel mehr dahinter. Aber über den Background sollte ihn John informieren.
Suko hatte im Moment Ruhe. Er bückte sich und hievte den Geisterjäger hoch. Auf der Tanzfläche und so im Zentrum stehend, wollte er mit ihm nicht bleiben, deshalb wuchtete er den Freund über die Schulter und ging mit ihm in Richtung Bar, während sich die Disco immer mehr leerte. Er setzte Sinclair auf einen Hocker, lehnte den Geisterjäger mit dem Rücken an den Handlauf und fand in der Nähe eine angebrochenen Flasche Scotch. Der Mund des Geisterjägers stand offen. Behutsam träufelte Suko ein wenig Whisky auf die Unterlippe. Das Zeug rann in die Kehle, John begann zu schlucken, und Suko sagte: »Na endlich…«
***
Diese Worte verstand ich auch, obwohl ich sagen muß, daß ich nicht bewußtlos gewesen war. Nur schwer angeschlagen. Durch die hochgerissenen Arme hatte ich meinen Kopf schützen können. Er hatte nicht allzu viele Schläge mitbekommen, der Körper um so mehr, aber da war ich hart im Nehmen. Zudem hatten zumeist nur die Mädchen geschlagen, und deren kleine Fäuste besaßen doch nicht die Kraft. Ich öffnete ein Auge und sah Sukos besorgtes Gesicht. Da es von einem blauen Lichtstrahl getroffen wurde, besaß es auch einen Schimmer in der Farbe.
»Sei nicht so geizig mit dem Zeug«, sagte ich krächzend.
»Ah, schon wieder große Klappe, was?«
»So ungefähr.«
Ich bekam einen kräftigen Schluck. Der möbelte mich zwar nicht völlig auf, aber ich stellte fest, daß es mir allmählich besserging, so daß ich mich auch ohne fremde Hilfe aufrichten und gerade hinsetzen konnte. Allerdings hatte ich das Gefühl, am gesamten Körper mit grünen und blauen Flecken bedeckt zu sein, und meine Bewegungen waren von einem unangenehmen Ziehen
Weitere Kostenlose Bücher