Todesglocken für John Sinclair
Moment schaute er mich starr und ungläubig an. Wahrscheinlich hatte er damit gerechnet, mich zerschlagen am Boden zu finden.
»Ich glaube, wir beide sollten uns mal näher unterhalten, Zack. So heißen Sie doch, oder?«
Er nickte. Seine Elvis-Tolle gab es nicht mehr. Die Haare hingen ihm strähnig in die Stirn.
Ich schleppte auch ihn zur Bar, wo ich das wilde Kreischen des Mädchens hörte. Aus der Kellnerin bekam Suko nichts heraus. Sie war zu einem hysterischen Weib geworden und bestand nur mehr aus Kreischen und Schreien. Dabei verstand ich hin und wieder einige Sätze. Immer lobte sie den Teufel besonders.
Auch Zack schaute die Kellnerin an. Was er sich dabei dachte, wußte ich nicht, jedenfalls riß ihn meine Frage aus seinen Gedanken.
»Wie stehen Sie denn zum Herrn der Hölle?« fuhr ich ihn plötzlich an.
Er zuckte zusammen. »Ich?«
»Ja, wer sonst.«
»Aber ich habe…«
»Auch geschrien«, erklärte ich. »Und Sie wollten, daß man mich zusammenschlägt, nicht wahr?«
Als er in mein Gesicht schaute, bekam er es mit der Angst zu tun. Er drängte sich so weit zurück, bis er die Kante der Bartheke im Rücken spürte. »Ich… ich konnte doch nichts tun.«
»Ach, wirklich nicht?«
»Nein, verdammt.«
»Wieso denn nicht? Ich habe gehört, daß Sie hier für den Laden verantwortlich sind.«
»Ja, nach außen hin.«
»Und wem gehört er wirklich?«
»Das läuft alles über einen Anwalt. Ich kenne nicht einmal die Namen der Besitzer…«
»Heißt der Anwalt vielleicht Sorvino?«
Seine Augen wurden starr. »Ja, ja, so heißt er.«
Dann war mir alles klar. Der wahre Besitzer dieses Schuppens hieß demnach Logan Costello, denn Sorvino arbeitete für ihn. Costello konnte man als den König der Londoner Unterwelt bezeichnen. Er stand schon lange auf meiner Liste, da er auch mit Dämonen paktierte. Leider hatte ich es bisher nicht geschafft, ihn zu stellen.
»Und Sorvino setzt Ihnen so zu?«
»Nein, das nicht, es sind die Zombies gewesen. Diese Schlägertruppe kann man als die eigentlichen Herren bezeichnen. Sie bestimmen, was hier läuft. Ich konnte nichts tun.« Er schaute mich so flehentlich an, daß ich ihm sogar Glauben schenkte.
»Gut«, sagte ich, »bleiben wir bei den Zombies. Sie haben das Kommando übernommen. Und dann?«
»Erzählte mir Killing Jo etwas über den Teufel.«
»Das Sie geglaubt haben?«
»Zuerst nicht. Bis ich überzeugt wurde und er mich in den Schacht mitnahm. Da habe ich den Magic Man gesehen. Sie müssen ihn irgendwo gefunden haben. Ausgegraben, verstehen Sie? Ich sah ihn und bekam Angst. Hätten Sie ja auch bekommen«, verteidigte er sich.
»Ja, ja, schon gut. Wie ging es weiter?«
Zack hob die Schultern. »Dieser Magic Man war noch tot, aber man redete mir ein, daß er bald wieder zum Leben erweckt würde. Und zwar mit Hilfe des Teufels, dessen Diener er einmal gewesen ist. Und man sprach auch von einer Glocke, die die Ära des Satans einläuten soll. Das haben Sie ja selbst bemerkt, nicht wahr?«
»War ja nicht zu überhören.« Meine nächste Frage kam. »Wann wird die Glocke wieder läuten?«
»In dieser Nacht.«
»Die ist lang.«
»Ich kann es nicht sagen und weiß nur, daß es schrecklich sein wird. Wenn die Totenglocke über Soho läutet, wird das Böse, das in den Menschen steckt, frei. Da können sich schlimme Szenen abspielen, glauben Sie mir. Außerdem hat der Teufel genügend Helfer. Die Zombies werden schon dafür sorgen, daß für ihn alles glattläuft. Auch die restlichen Hexen, die geflohen sind. Alle halten zu ihm.«
»Wo wird sich die Glocke befinden?«
Zack grinste. »Bestimmt nicht in einer Kirche.«
Ich wollte mich nicht auf den Arm nehmen lassen und schüttelte Zack durch. »Okay, Freund, du brauchst nicht viel zu sagen, aber verarschen lasse ich mich nicht.«
»Schon gut.« Er war blaß geworden, auf seiner Stirn glitzerten Schweißperlen. »Man hat mich nicht eingeweiht. Wirklich nicht. Ich weiß es nicht. Mir ist nur bekannt, daß mir nichts passieren kann. Aber viele Menschen sollen umkommen. Massentod in Soho, verstehen Sie? Die Glocke läutet das Chaos ein. Und die wird auch für Sie läuten, darauf können Sie sich verlassen. Satan meint es ernst.«
»Ja, das meint er immer, ich aber auch!« hielt ich Zack entgegen.
»Mehr kann ich Ihnen nicht sagen, Mann. Ich bin auch nur eine Figur.«
»Und eine traurige dazu«, konnte ich mir nicht verkneifen, ihm zu sagen. Er schwieg.
Dafür drehte die Frau fast durch. Suko mußte sie
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