Todesglocken für John Sinclair
hatte, wußte ich nicht, jedenfalls holte sie bereits aus, um mir das Ding auf den Schädel zu schmettern.
Ich warf mich zur Seite und drehte mich gleichzeitig, so daß ich mit dem Rücken gegen die Wand fiel.
Das Mädchen schlug noch nicht zu. Es war geschickt und drehte sich ebenfalls.
Diesmal kam meine Handkante mal von unten, und sie war gut gezielt. Wuchtig hämmerte sie gegen den rechten Unterarm der Kellnerin. Sie verzog das Gesicht, so daß es fast so wirkte wie die alte Maske, die sie während ihrer Arbeit getragen hatte.
Der Kerzenständer wurde für sie plötzlich zu schwer. Er rutschte aus ihrer Hand und fiel nach unten. Er hatte dabei kaum den Boden berührt, als ich schon bei ihr war und sie packte. Mit einem Ruck zog ich sie zu mir heran, drehte sie dann um und preßte sie mit dem Rücken sehr hart gegen die Gangwand.
Sie spie mich an.
Ich schlug ihr gegen die Wange.
Das Klatschen und das Brennen auf der Haut ließen sie ruhiger werden.
»Wo sind die anderen Mädchen und wo ist dieser Mörder?« fragte ich energisch.
»Du wirst sie nicht finden. Und wenn, bringt er dich um!«
Ich sah ein, daß ich aus ihr nichts mehr herausbekommen konnte. Damit sie mir nicht weiter gefährlich werden konnte, mußte ich sie »einschläfern«. Das tat ich mit einem gezielten Karateschlag. Die zweite Kellnerin kniete auf dem Boden und hatte beide Hände gegen ihren Leib gepreßt. Ihr Gesicht war grün angelaufen. Allerdings nicht durch irgendwelche Farben, es ging ihr einfach schlecht. An ihr schritt ich vorbei. Ich wußte auch nicht, ob sie mich überhaupt bemerkte, weil sie mehr mit sich selbst beschäftigt war. Dieser Gang war mehr ein Korridor. Auch hier leuchtete rotes Licht, damit jeder sofort wußte, wo er sich befand.
Schmale Türen zweigten ab, und jedes Stück Holz besaß eine Nummer. Ich lief den Korridor entlang, sah wieder eine Treppe, doch die bestand nur aus drei Stufen.
Hinter der letzten lag jemand auf dem Boden.
Das mußte dieser Snuggles sein. Womit er getötet worden war, wußte ich nicht. Ich sah nur die schreckliche Wunde und die starren Augen, die wie gläserne Kugeln wirkten.
Mit angehaltenem Atem stieg ich über ihn hinweg. Jetzt zog ich auch die Beretta.
Der Flur vor mir war nicht so groß wie der andere, allerdings ebenso schmal. Auch sah ich nur eine Falttür abzweigen. Und zwar an der linken Seite.
»Meine« Hälfte war geschlossen, so daß ich die Person nicht sehen, nur hören konnte.
Es waren keine Worte, die ich vernahm. Ein klagendes Jammern und Stöhnen, als wäre jemand verletzt.
Dazwischen vernahm ich das helle Kichern eines Mannes. Es hörte sich an, als wäre der Kerl dem Wahnsinn verfallen, aber wer mit dem Teufel paktierte, dem mußte man dieses Attribut schon zugestehen. Ich schlich näher, hielt mich dabei dicht an der Wand und erreichte auch die geschlossene Hälfte der Falttür, ohne daß jemand etwas von meinem Kommen bemerkt hätte.
Ein Vorteil.
Noch einen Schritt ging ich vor. Der Teppich dämpfte jeden Laut. Und ebenso behutsam peilte ich um die Türecke herum.
Ich wußte ja, in welch einem Haus ich mich befand. Zimmer wie das, in das ich hineinschaute, gehörten ebenfalls dazu. Da gab es mehrere mit rotem Stoff überzogene Liegen. Und oben an der Wand, auf einem Regal, standen drei Fernsehapparate. Der Ton war leiser gedreht worden, aber die entsprechenden Filme flimmerten nach wie vor über die drei Mattscheiben.
Dieses Zeug war für mich uninteressant. Davon ließ ich mich auch nicht ablenken, mich interessierten die anderen Dinge viel mehr. Vier Mädchen zählte ich.
Drei von ihnen saßen völlig verschüchtert und fast nackt auf den Liegen. Die vierte kniete auf dem Boden. Hinter ihr stand der Typ, vor dem mich die Kleine auf der Straße schon gewarnt hatte.
Er war schon älter. Ich sah nur seinen Rücken und auch den schmalen Haarkranz, der auf seinem Kopf lag und nur den hinteren Teil davon bedeckte.
Hemd und Hose trug er, wobei die Hosenträger nicht über seiner Schulter, sondern nach unten hingen.
Das alles war normal, sogar harmlos. Mich allein störte die schwere Waffe in seiner rechten Hand. Es war ein Revolver, auf dessen Mündung das lange Rohr eines Schalldämpfers geschraubt worden war. Und der Kerl hatte die Mündung in den Nacken der angststarren Dirne gepreßt.
Das Mädchen hielt den Kopf gesenkt. Es war nicht fähig, auch nur ein Wort hervorzustoßen. Was über ihre Lippen drang, war nicht mehr als ein Jammern, Klagen und
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