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Todesgott

Todesgott

Titel: Todesgott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Árni Thórarinsson
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irgendwem. Mehr brauchen solche Idioten nicht.«
    »Tja, sag mal, Óskar, sagt dir der Name Gunnar Njálsson was?«
    »Gunnar? Ja, den kenne ich.«
    »Wer ist das?«
    »So ein junger Kerl, knapp zwanzig, der in Akureyri gewohnt hat und hierhergezogen ist, um sich außerschulisch aufs Abitur vorzubereiten und zu schreiben. In Ruhe und Abgeschiedenheit.«
    »So wie’s im Moment aussieht, ist es bei euch auch nicht ruhiger und abgeschiedener als hier, oder?«
    »Doch, er hat ein kleines Haus am Ortsrand gemietet. Da ist es absolut friedlich. Gunnar ist ein ruhiger Typ.«
    »Weißt du, wie ich ihn erreichen kann?«
    »Nee. Keine Ahnung. Aber er war vorgestern hier und hat einen Kaffee getrunken. Da war er mit dem Auto auf dem Weg nach Reykjavík. Wollte übers Wochenende bleiben, glaube ich.«
    Gute Reise, fluche ich vor mich hin.
     
    Bevor ich nach Hause zu Snælda fahre, um uns beide vorm Zubettgehen zu baden, rufe ich im Hauptsitz in Reykjavík an und frage nach meinem Freund Guffi, der früher bei den Auslandsnachrichten war und dann Leiter des Wirtschaftsteils wurde, nachdem er beim Club der Eingeweihten an der Uni Reykjavík den Master of Business Administration absolviert hatte. Ich kenne niemanden, der sich besser in den Wirren des Wirtschaftslebens, des Investmentgeschäfts und der Machtspiele um die Dollars auskennt als dieser alte Marxist. Nennt man das nicht Fortschritt?
    »Na, altes Haus«, sagt Guffi und erzählt mir, er mache gerade Schluss und sei auf dem Weg ins Familienleben. »Schon Freitag kurz vor sechs, und du bist immer noch nicht in der Kneipe?«
    Als er das sagt, überkommt mich auf einmal ein heftiges Verlangen, genau dorthin zu gehen. Ich sehe die glitzernden Flüssigkeiten in den bunten Flaschen und die glänzenden, polierten Gläser vor mir, die darauf warten, gefüllt zu werden. Ich greife nach meiner Kaffeetasse, spucke die lauwarme Brühe aber direkt wieder aus. Zünde mir stattdessen eine Zigarette an.
    »Oder was?«, fragt Guffi. »Hat die frische Luft im Nordland solchen Einfluss auf dich?«
    »Genau«, sage ich und ziehe den Rauch tief in die Lungen.
    »Vielleicht sollte man mal versuchen, das zu vermarkten«, redet er weiter. »Einmal wirklich innovativ zu sein und frische Luft aus Akureyri in Kanistern auf den Markt zu bringen.«
    »Dann beeil dich. Die haben hier im Geiste schon angefangen, sie zu verpesten.«
    »Das ist natürlich auch eine Methode, frische Luft zu verkaufen, nicht wahr? Aber mir eine Nummer zu groß.«
    »Guffi, hier wird doch noch in begrenztem Rahmen traditionelle Nahrungsmittelproduktion betrieben. Kennst du die Süßwarenfabrik Nammi?«
    »Selbstverständlich. Wer kennt die nicht?«
    »Haben deine sachkundigen Ohren vernommen, dass sie zum Verkauf steht?«
    Er muss nicht lange nachdenken. »Ja, also, darüber gibt’s schon seit längerem Gerüchte. Aber ich hab erst vor ein paar Tagen gehört, dass Verhandlungen über den Verkauf des Ladens an Gotterí in Reykjavík aufgenommen worden seien.«
    »Fusion, Übernahme, Synergieeffekt und so weiter?«
    »Genau. Die meisten alten Familienbetriebe sind einfach zu klein, um den heutigen Profitanforderungen entsprechen zu können. Das ist alles ein abgekartetes Spiel.«
    »Sind diese Verhandlungen denn schon weit fortgeschritten?«
    »Noch nicht so weit, dass ich darüber berichtet hätte. Aber es geht voran.«
    »Ich will dich nicht länger aufhalten. Sonst kommst du zu spät zu deiner Frau. Und ich zu meiner. Bis bald.«
    »Du hast eine Frau? Was? Hallo? Einar? Hallo? Mist …«
    Mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht lege ich auf.
     
    Sie ist ein wenig schüchtern in der fremden Umgebung und sagt nicht viel. Das kann ich gut verstehen. Sie ist es nicht gewohnt, zum Essen eingeladen zu werden.
    »Ich glaube, es ist Liebe«, sagt Jóa. »Wahre Liebe.«
    Ich nicke. »Sie hat wirklich meine Einstellung verändert. Meinem Leben einen neuen Sinn gegeben. War ja auch an der Zeit.«
    »Und am Anfang hast du dich so gesträubt. Du fandest sie unmöglich.«
    »Stimmt. Man ist manchmal so kindisch.«
    Wir sitzen in tiefen, bequemen, weißen Sesseln und beobachten Snælda auf der Stange in ihrem Käfig, der auf dem runden Couchtisch mit der weißen Tischdecke steht. Sie hat den Kopf unter ihren Flügel gesteckt und gibt vor zu schlafen. Aber ich weiß, dass sie uns zuhört.
    Heiða kommt mit einem Tablett aus der Küche und serviert Kaffee. Jóa und sie genehmigen sich dazu einen Baileys. Ich bin unruhig, stehe auf und

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