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Todesgott

Todesgott

Titel: Todesgott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Árni Thórarinsson
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sein.
    Vielleicht, weil sie nach der Hälfte des Werks aufgehört haben, nichts Halbes und nichts Ganzes, weder bartlos noch bärtig; ein Oberlippenbart ist mehr eine schmückende Zierde als ein bewusster Entschluss zur Nacktheit oder zur Verhüllung. Vielleicht ist Bartwuchs das Natürlichste. Der Bart ist eine Laune der Natur, und der Mensch pfuscht ihr durch die Rasur ins Handwerk. Ich selbst habe mich allerdings nie bewusst für ein unbehaartes Gesicht entschieden. Trotzdem war es immer so, es sei denn, ich war zu beschäftigt, um mich zu rasieren, beispielsweise mit Dingen, die ich früher Nachtleben nannte.
    Ich weiß es nicht. Immer diese verdammten Vorurteile, denke ich und beobachte Ásgeir Eyvindarsons Streichbewegungen. Dieser ständige Drang, Menschen in positive oder negative Ecken zu drängen. Das nützt einem weder im Privatleben noch im Beruf.
    Ásgeir setzt seine Brille ab und steckt sie in ein Lederetui. »Wenn man das liest«, sagt er und schiebt das Etui in die Brusttasche seines Jacketts, »ertappt man sich bei dem Gedanken, dass es im Grunde ein Segen ist, dass Dísabjörks Leiden ein Ende hat.«
    Ich schaue ihn verwundert an.
    »Ja, ich weiß, es ist merkwürdig, dass ich das sage. Aber es war keine Lösung, keine Heilung in Sicht. Sie hätte nur weiter gelitten und nach immer neuen Wegen gesucht, ihr Leiden zu mildern.«
    »Du meinst, der Tod war eine Erlösung? Für sie oder …«
    »Auf gewisse Weise eine Erlösung. Für sie, ja.« Er schaut nachdenklich aus dem Fenster auf den Hausgiebel. »Ich hoffe wirklich, dass dieser Artikel das Verständnis der Leute für diese Krankheit fördert und …«
    Er bricht den Satz ab und geht hinaus.
    »Hör mal, Ásgeir«, sage ich und stiefele hinterher. »Ich hab auf einem Plakat gesehen, dass Nammi die
Loftur
-Aufführung vom Schultheaterverein sponsert.«
    »Ja«, entgegnet er, geht weiter zum Ausgang und dreht sich, eine Hand schon an der Türklinke, noch einmal um. »Wir versuchen, hin und wieder kulturelle Veranstaltungen hier in der Stadt zu unterstützen.«
    »Es ist wirklich ehrenhaft, wenn eine Privatfirma sich berufen fühlt, die Kultur im Land zu fördern. Und in den letzten Jahren sehr weit verbreitet.«
    Er mustert mich. »Warum fragst du danach?«
    »Ich hab nur überlegt, ob du vielleicht einen jungen Mann namens Skarphéðinn Valgarðsson kennst?«
    »Skarphéðinn Valgarðsson? Ist das nicht der Junge, der tot auf dem Schrottplatz gefunden wurde?«
    »Genau.«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Hat er dich nicht angerufen und um finanzielle Unterstützung gebeten?«
    »Kann schon sein«, antwortet er. »Es war ein junger Mann, der angerufen und nach Sponsoren gesucht hat. War er das?«
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Na und?«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, ist er im Treppenhaus verschwunden.
    Ich hätte ja auch keine Antwort parat gehabt.
     
    In Reyðargerði ist kein Gunnar Njálsson mit einem Telefonanschluss verzeichnet. Ich rufe bei der Auskunft an und bekomme eine Handynummer. Darüber erreiche ich nur die Mailbox.
    »Hier ist Gunnar. Hinterlass eine Nachricht.«
    Normalerweise muss ich mich bei derartig barschen Anweisungen stark überwinden. Bekomme das Gefühl, auf eine unberechenbare Maschine zu sprechen; so als begäbe ich mich in etwas hinein, ohne sicher zu sein, heil wieder herauszukommen. Diesmal muss ich mich nicht überwinden.
    Ich rufe bei Óskar von der Rezeption des Hotels Reyðargerði an und frage, wie die Stimmung in der Stadt sei.
    »Das Übliche«, antwortet er. »Viel zu tun, und alles steht kopf.«
    »Irgendwelche Neuigkeiten von Aggi und seinen Kumpanen nach deren Entlassung?«
    »So wie immer«, antwortet er lachend. »Sind damit beschäftigt, alles auf den Kopf zu stellen.«
    »Sind sie diesmal friedlich?«
    »Nee, nee. Die sind nie friedlich. Die machen nachts die Stadt unsicher. Erst beklagen sie sich über die Ungerechtigkeit der Welt, und dann brüsten sie sich damit, die Polizei in Akureyri fertiggemacht zu haben. Diese Jungs machen immer nur Ärger.«
    »Und haben sie wieder Zuflucht im Reyðin gefunden?«
    »Soweit ich weiß, haben sie nicht direkt Hausverbot, werden aber regelmäßig rausgeschmissen. Ich hab gehört, sie seien übers Wochenende unterwegs nach Akureyri.«
    »Ich kann’s kaum erwarten.«
    »Na ja. Es wurde erzählt, sie wären auf einem Rachefeldzug.«
    »Rache? Wozu? An wem?«
    »Das weiß ich nicht. Wissen sie wahrscheinlich selbst nicht. Eben irgendeine Rache für irgendwas an

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