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Todesgott

Todesgott

Titel: Todesgott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Árni Thórarinsson
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Blablabla.
    »Hier ist Örvar Páll Sigurðarson, Schauspieler und Regisseur«, erklingt seine feierliche Stimme auf dem Anrufbeantworter. »Ich bin mit neuen Heldentaten im Leben oder der Kunst oder beidem beschäftigt. Bitte hinterlasst eine Nachricht nach dem Piepton, am besten mit einem Angebot, das ich nicht ausschlagen kann. Spielberg, Jonni Sighvats, Friðrik Þór Friðriksson und Baltasar Kormákur müssen nur ihren Namen angeben und ›yippieh‹ rufen.«
    Immer wieder lustig. Ich hinterlasse meinen Namen und meine Telefonnummer, was einem Angebot gleichkommt, das er locker ausschlagen kann.
    Aber das tut er natürlich nicht.
    Drei Minuten später ruft er zurück.
    Ich frage ihn, ob wir uns wegen Skarphéðinns Verschwinden treffen können. Das sei doch selbstverständlich. Er sagt, er wohne im Hotel KEA , und wir verabreden uns in zehn Minuten in der Hotelbar.
    »Ich bin der großgewachsene, gutaussehende Herr in dem Gabardineanzug«, sagt er und lacht gekünstelt. »Wenn mehrere solche Typen da sein sollten, erkennst du mich an dem Diamantring.«
     
    »Die Sache ist natürlich absolut grauenhaft«, sagt er, trinkt seine Bierflasche halb leer und stellt sie mit zitternder Hand auf den Tisch. »Grauenhaft, in diesem Schlamassel zu landen.«
    »Meinst du …«
    »Ich meine, dass mein Projekt hier heute zu Ende gehen sollte.«
    »Ach so, das meinst du.«
    Er spitzt seinen femininen Schmollmund und setzt die Flasche wieder an.
    »Warten denn in Reykjavík so viele Projekte auf dich?«
    »Das hab ich nicht gesagt«, antwortet Örvar Páll und leert die Bierflasche, »aber die ganze Sache ist grauenhaft.«
    »Vor allem für Skarphéðinns Freunde und Familie.«
    »Klar. Allerdings scheint seine Familie ein bisschen seltsam zu sein.«
    »Ach ja?«
    Er rutscht auf seinem Stuhl nach vorn, so dass sein Bauch über die Armlehne quillt. Er trägt einen blauen Rollkragenpullover und verwaschene Jeans. »Ich weiß so gut wie nichts über Skarphéðinns Privatleben. Aber er hat nicht mehr bei seinen Eltern gewohnt. Das steht jedenfalls fest.«
    »Und was sagt uns das?«
    »Das sagt uns, dass er dort nicht wohnen wollte.«
    »Aber ist das nicht vollkommen normal? Für einen Zwanzigjährigen?«
    »Vorher hat er im Internat gewohnt.«
    »Du glaubst also, es gab irgendwelche Probleme zwischen ihm und seiner Familie?«
    Örvar Páll winkt dem Kellner, der auf dem Weg in den Speisesaal an unserem Tisch vorbeikommt. Das Restaurant erinnert an die einstige Großmacht der Genossenschaft, obwohl sie es schon längst nicht mehr betreibt und in einer kleinen Klitsche in der Stadt residiert. »Ich sag’s ja nur. Was weiß denn ich? Doch, ich weiß, dass Bette Davis gesagt hat, wer nie von seinem Kind gehasst wurde, der war nie Elternteil. Hahaha.«
    »Darf ich dich noch zu einem Bier einladen?«, frage ich, während der Kellner an unserem Tisch vorbeibalanciert. Im Saal sitzt eine gelangweilte Skigruppe und besäuft sich.
    »Wenn das mal nicht das Angebot des Tages ist, das ich nicht ausschlagen kann!«
    »Hast du eigentlich Kinder?«, frage ich und bestelle mir selbst noch eine Cola.
    »Noch nicht. Und jetzt erzählen mir alle, die erste Lebensphase würde einem durch die Eltern und die letzte durch die Kinder ruiniert.«
    Örvar Páll schaut mich erwartungsvoll an.
    Ich lächle ihm zuliebe. »Kam dir Skarphéðinn besonders selbständig vor?«
    Er überlegt.
    »Mir kam er nämlich so vor, als ich ihn Samstag vor einer Woche in Hólar getroffen habe«, füge ich hinzu. »Selbständig und ungewöhnlich reif.«
    »Ja, das kann man so sagen. Jedenfalls hatte er eindeutige Ansichten. Manchmal zu eindeutige, für meinen Geschmack.«
    »War er für dich als Regisseur anstrengend?«
    Er rutscht auf seinem Stuhl herum. Der Kellner kommt mit dem Bier und der Cola, und Örvar Páll greift erfreut nach der Flasche. »Nein, nein. Nicht anstrengend, nur entschlossen. Als Regisseur lege ich großen Wert darauf, eine gute Arbeitsatmosphäre in der Gruppe zu schaffen, und ermuntere alle, sich einzubringen.«
    Vielleicht, weil du selbst nicht so viel einzubringen hast?, denke ich.
    »Seid ihr mal aneinandergeraten?«
    Der Spaßvogel schaut mich an, als hätte ich ihn geohrfeigt. »Hat das jemand behauptet? Wer sagt das?«
    »Nein, niemand hat das behauptet. War nur eine Frage.«
    Er nimmt einen Schluck Bier und schweigt.
    »War er ein guter Schauspieler?«
    »Er war begabt. Er hatte natürlich auch schon Erfahrung.«
    »Ja? Woher denn?«
    Örvar

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