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Todesgott

Todesgott

Titel: Todesgott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Árni Thórarinsson
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Symptome eines Hirntumors. Darauf folgten alle möglichen Knochenschmerzen, und ich könnte noch vieles aufzählen. Als Gummi von zu Hause ausgezogen und nach Reykjavík gegangen ist, hat sich die Krankheit schlagartig verschlimmert. Und die letzten vier, fünf Jahre ist Dísabjörk kaum mehr aus dem Haus gegangen, außer zum Arzt. Oder besser gesagt, zu Ärzten, denn Kalli musste sie an alle möglichen Spezialisten überweisen: Krebsärzte, Kardiologen, Chirurgen, Hautärzte, Internisten, Lungenspezialisten, Allergologen, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Je nachdem, was sie gerade beunruhigte. In den letzten Monaten ihres Lebens war sie davon überzeugt, an Leukämie erkrankt zu sein.«
    »Und was ist mit Psychiatern und Psychologen? Die Krankheit scheint sich doch vor allem im Kopf abzuspielen?«
    »Ja, ja, ja. Wir haben alle möglichen Psychiater und Psychologen konsultiert. Manchmal fing es vielversprechend an. Manchmal fühlte sie sich ein paar Monate lang besser, aber dann ging alles wieder von vorne los.«
    »Stimmt es, dass sie …?«, beginne ich, schalte aber wieder einen Gang zurück. »Was ist mit Medikamenten? Nach allem, was ich gelesen habe, lassen sich bei Hypochondrie mit Antidepressiva gute Erfolge erzielen.«
    »Ja, das stimmt«, antwortet Ásgeir und steckt sich mechanisch ein Bonbon aus der Schale in den Mund. »Es wurden verschiedene Medikamente ausprobiert. Manche schienen eine Zeitlang zu wirken, andere nur wenige Monate.«
    »Hat sie die Medikamente überdosiert?«
    Er schaut mich an und zerbeißt das Bonbon, so dass es zwischen seinen Zähnen kracht. »Ja, das kann man wohl sagen. Sie hatte die Angewohnheit, die verschriebene Dosis zu erhöhen. So als würde sie glauben, je mehr sie einnähme, desto besser ginge es ihr. Man konnte ihr den Medikamentenkonsum langsam auch ansehen. Sie hat immer mehr zugenommen …«
    »Was hat sie in der letzten Zeit eingenommen?«
    Jetzt sieht er mich scharf an. »Warum fragst du das? Soll es in dem Artikel nicht um Hypochondrie gehen? Oder etwa doch um den Unfall?«
    »Sollten wir es nicht so sehen, dass dieser besagte Unfall eine Folge der Hypochondrie war?«
    Er schweigt einen Moment. »Ja, ich verstehe. Doch, das stimmt natürlich. Ich weiß nicht, was Dísabjörk alles genommen hat, aber im letzten Jahr war es ausschließlich Prozac. Ab und zu hat sie noch was zur Beruhigung bekommen. Valium oder so.«
    »Ich habe gelesen, dass sich einige Hypochonder besser fühlen, wenn sie Alkohol konsumieren.«
    »Ach ja, wirklich?«, fragt er nach. »Die wenigen Male, die Dísabjörk etwas getrunken hat, vertrug sie es gut. Und fühlte sich besser. Sie ist ja so menschenscheu geworden. Das stimmt also anscheinend.«
    »Wie hat sich der Alkohol mit den Medikamenten vertragen?«, frage ich. »Wusste sie, wann sie genug hatte?«
    »Das kam so selten vor. Sie hat nicht besonders gerne Alkohol getrunken.«
    »Und wenn sie unter Leuten war? Bei Partys und so?«
    »Sie hat kaum noch an so etwas teilgenommen. Und wenn, dann wollte sie meistens früh nach Hause. Von daher, tja, ich gehe davon aus, dass sie ihre Grenzen kannte.«
    Ich spüre, dass ich nah am Abgrund balanciere, frage aber trotzdem: »Wurde bei dem Adventuretrip Bier getrunken?«
    »Ja, ja«, antwortet er freiheraus. »Wir laden unsere Mitarbeiter zu einem Bier ein. Aber mehr nicht. Das darf einfach nicht passieren. Bei diesem Trip hat sie Bier getrunken, aber nur wenig.«
    Ich beschließe, das Thema nicht weiter zu vertiefen. Zunächst. Er schaut auf die Uhr. Ich ebenfalls. Die halbe Stunde ist um. Ich schalte das Aufnahmegerät aus und bedanke mich bei Ásgeir für das Gespräch.
    »Ich habe noch mal darüber nachgedacht, was du eben gesagt hast«, bemerkt er, als wir beide aufgestanden sind, »dass Interviews meistens eindrücklicher sind, wenn sie nicht anonym sind. Ich glaube, das stimmt. Ich hab das selbst schon beim Zeitunglesen festgestellt. Außerdem gibt es hier in der Stadt so viel Klatsch. Und die Leute glauben vielleicht sogar den Quatsch, den Gunnhildur rumerzählt. Wahrscheinlich ist es besser, wenn ich diese Geschichte mit meinem eigenen Namen kennzeichne. Dann erfahren die Leute wenigstens die Wahrheit.«
    Sein Gesichtsausdruck ist bestimmt und forschend zugleich.
    »Einverstanden«, sage ich. »Ich glaube auch, dass das besser wirkt.«
    Er geht zur Tür. »Aber du musst mir erlauben, den Text gegenlesen zu dürfen. Das hast du versprochen.«
    »Und dazu stehe ich auch.«
    »Wann soll der Artikel

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