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Todesgruß vom Gelben Drachen

Todesgruß vom Gelben Drachen

Titel: Todesgruß vom Gelben Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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spät.“
    „Eigentlich“, meinte Tim, „waren wir
doch alle davon überzeugt, daß der Schatz nur ein Gerücht ist.“
    „Der Dieb wußte es besser.“ Ärgerlich
schüttelte Glockner den Kopf. „Sicherlich ist es derselbe, der Adelheid
niedergeschlagen hat. Er wurde gestört — durch euch, kam aber wieder und
vollendete die Tat. Jetzt habe ich wirklich allen Grund, nach diesem Chinesen
zu fahnden.“
    „Ob es Adelheid gesundheitlich
zurückwirft“, überlegte Gaby, „wenn sie die Wahrheit erfährt.“
    „Sagen muß ich’s“, seufzte Glockner. „Ich
werde ihr versichern, daß wir alles tun, ihr Eigentum zurückzuholen.“ Jemand
kam durch die Terrassentür.
    Am Schritt erkannte Tim, daß es Karl
war. Er trug ein kleines, in Zeitungspapier gewickeltes Päckchen unter dem Arm:
Eduard Preffs Handschuh.
    Jetzt steht der Kotztyp auf unserem
Programm, dachte Tim. Verloren ist noch gar nichts. Es geht erst los.

8. Überfall an der Remise
     
    Detl hielt den Atem an.
    Hubert Scheffel, dem Hehler, schien ein
Hals zu wachsen. Jedenfalls schob sich der Ballonkopf so weit es ging aus den
Schultern.
    Armins Grinsen wurde so breit wie der
Schreibtisch, auf dem jetzt der Tipperitzki-Schmuck lag.
    „Das sind Klunkern, was? Und damit es
keine Mißverständnisse gibt, Scheffel: In der Kassette — deren Schlüssel
steckte, leichtsinnigerweise — lag auch eine Liste. Alle Schmuckstücke sind
aufgeführt. Ich lese mal vor, ja?“
    Er zog ein doppelt gefaltetes Blatt aus
der Brusttasche.
    Es war vergilbt und auf altmodische
Weise liniert.
    Eine steile Handschrift in Tinte hatte
die Pretiosen numeriert.
    „Erstens“, las Armin vor, „Brosche und
Ohrringe schwarzer Opal mit Diamanten. Zweitens Doppel-Clip-Brosche Platin,
Saphire, Diamanten. Drittens Anhänger mit Perle und Diamanten, um 1900, mit
Platinkette — 38 Zentimeter. Viertens Ring Diamanten und Rubine, um 1910,
Diamanten in Platin gefaßt. Fünftens Armband, edelsteinbesetzt, Gold und
Emaille, um 1830. Sechstens lange Halskette, Platin und Mondsteine... So geht’s
weiter bis Numero 26. Das ist der Bergensee-Anhänger, der große Smaragd. Der
hier!“
    Er wies auf den herzförmigen Stein, der
auf einem goldenen Rosenblatt ruhte, fest verbunden mit ihm — selbstverständlich.
    Scheffels Zungenspitze fuhr über die
Oberlippe. Sofort wurde ihm bewußt, wie man das deuten könnte. Er zog die Zunge
zurück, verschluckte sich fast daran, ließ die Lider hängen und machte ein
gelangweiltes Gesicht.
    „Ziemlich alter Familienschmuck. Der
ist kaum noch gefragt.“
    Armin lachte schrill. „Komm, komm,
Scheffel! Ich kann die Preisschilder lesen, die bei den Juwelieren in den
Schaufenstern liegen. Alles in allem sind das hier 400 000 Mark. Und ein
Liebhaber von altem Schmuck zahlt noch viel mehr. Ein Armband von 1830! Da
hängen nicht nur Gold und Emaille am Handgelenk - da hängen auch 160 Jahre
Geschichte mit dran.“
    „Spuck nicht solche Töne. Das ist nicht
dein Gebiet, Armin. Für mindestens zwei Jahre muß ich die Sore auf Eis legen,
sonst stehen mir die Bullen sofort vor der Tür. Nach zwei Jahren kann ich dann
zusehen, wie ich das Geschmeide im Ausland absetze. Willst du solange warten aufs
Geld?“
    Armin stieß Detl an. „Merkst du, was
für ein Gauner das ist? Aber so redet er nur am Anfang. Einig werden wir uns
immer.“
    „Du willst“, sagte Scheffel, „daß ich
euch das Geld vorstrecke. Für mich ein nicht einzuschätzendes Risiko. Denn wer
weiß, was in zwei Jahren ist. Vielleicht bricht die Weltwirtschaft zusammen,
und kein Aas interessiert sich für Schmuck. Vielleicht sitzen meine
internationalen Kollegen im Knast. Oder ich bin zu Tode erkrankt. Also gut, ich
gebe euch 60 000 bar auf die Hand.“
    Detl sagte kein Wort. Er beobachtete
die beiden und dachte an seine 80 Prozent.
    Sie feilschten. Scheffel wollte nicht
über 70 000 gehen. Armin bestand auf 90 Riesen. Bei 80 000 kamen sie
schließlich zusammen.
    Scheffel seufzte, schickte die beiden
in den Laden und verschloß die Bürotür von innen, bevor er einen der
Panzerschränke öffnete, um — sage und schreibe! — 80 000 DM in bar
herauszunehmen: gebündelte Hunderter.
    Der Tipperitzki-Schatz verschwand im
Panzerschrank. Armin und Detl durften wieder hereinkommen.
    Das Geld lag auf dem Tisch.
    „Zähl nach!“ gebot Armin.

    Detl zögerte, weil der Ton ihn ärgerte,
doch dann sagte sich der künftige Millionen-Erbe, daß das meiste ihm gehöre.
Also zählte er etwa die Hälfte der

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