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Todesgruß vom Gelben Drachen

Todesgruß vom Gelben Drachen

Titel: Todesgruß vom Gelben Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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zeigen.“
     

     
    Scheffel musterte Detl, wobei er die
Lippen einsaugte und die Augen zu Schlitzen verkleinerte. Dabei trat Scheffel
einen Schritt nach links, dann zwei Schritte nach rechts.
    „Soll ich mich umdrehen?“ fragte Detl. „Ich
habe Blutgruppe Null, meine Haare sind nicht gefärbt, und die Sehnenzerrung am
linken Knöchel läßt bereits nach.“
    „Ich muß wissen, mit wem ich’s zu tun
habe. Kannst du den Mund halten?“
    „Für Geld kann ich alles. Wir sind
hier, damit wir mit Ihnen ins Geschäft kommen.“
    „Die Sore (Diebesgut) wird
hinten begutachtet.“
    Sie folgten ihm, als er in den düsteren
Hintergrund schlurfte. Detl stieß sich an einer Chippendale-Anrichte, deren
Gesims ziemlich weit überstand.
    „Paß auf!“ platzte Scheffels Stimme
heraus. „Das Möbel ist 220 Jahre alt und kostet über 70 000.“
    „Was wir bringen, ist kostbarer.“
    „Werden wir gleich sehen.“
    Er trat in ein kleines Büro. Das
Fenster zum Hof hatte Milchglasscheiben und außen ein stabiles Gitter. Zwei
betagte Panzerschränke standen an je einer Wand. Der Schreibtisch beanspruchte
den restlichen Platz. Mehr als drei Personen hätten nicht in den Raum gepaßt.
    „Jetzt kommt der große Moment.“ Grinsend
öffnete Armin die Aktentasche. Er hielt sie dicht über die Schreibtischplatte
und kippte den Inhalt aus.

7. Unter der Holzdiele
     
    Der Speisesaal leerte sich.
    Tim stand am Eingang und wartete. Etwa
300 Internatsschüler — nur Jungen — zogen an ihm vorbei. Die andern waren schon
draußen. Jetzt kamen die letzten. Klößchen gehörte nicht dazu.
    Tim blickte in den riesigen, leeren
Saal. War sein Freund und Budenkamerad unter den Tisch gekrochen?
    Die Küchenhelferinnen räumten das
Geschirr ab, auch die Dessert-Teller.
    Der Schokoladenpudding hatte die
meisten begeistert; und Klößchen vertilgte — wie üblich — drei Portionen. Tim
hatte ihm seine überlassen.
    Schokoladenpudding!
    Erleuchtung! dachte Tim. Das ist es.
Natürlich! Da sind drei Portionen doch gar nichts.
    Er rannte zurück und schräg links zur
Küche.
    Klößchen saß gleich hinter der breiten
Durchreiche, kippelte auf einem Küchenhocker und kratzte mit dem Löffel eine
gewaltige Schüssel aus.
    „Hast du noch nicht genug?“
    Klößchen grinste. „Bei Schokolade nie.“
    „Na, meinetwegen. Bring dich um mit dem
Zeug.“
    „Du beleidigst die Hauptköchin. Frau
Wolpert ist sehr stolz auf ihren Pudding. Ich weiß ihn zu schätzen.“
    „Der Pudding ist ausgezeichnet“,
erwiderte Tim laut. Verderben wollte er’s mit der Köchin selbstverständlich nicht.
„Aber deshalb mußt du nicht gleich einen ganzen Eimer verputzen. Die neuen
Jeans, die du vor zwei Wochen gekriegt hast, sind schon wieder zu eng. Mach so
weiter und
    Er hielt inne.
    „Tim!“ hörte er eine Männerstimme im
Speisesaal. „Ist Tim nicht mehr hier?“
    „Doch!“ Tim lief aus der Küche.
    Dr. Bienert stand am Eingang. „Telefon
für dich. Hab’s in die Besenkammer gelegt. Es ist Gaby.“
    „Danke!“
    Die Besenkammer war früher tatsächlich
eine Besenkammer, bevor sie zur Telefonzelle umfunktioniert wurde: ein drangvollenger
Käfig am Hauptflur.
    Tim nahm den Hörer ab, checkte sofort,
daß die Leitung offen war und meldete sich. „Ich bin’s. Gaby?“
    „Du! Eben hat Schwester Isabell im
Präsidium angerufen. Fangschmidt rief dann bei uns an. Wir waren noch beim
Mittagessen. Mein Papi nimmt mich mit, wenn er jetzt losfährt.“
    „Zum Krankenhaus?“
    „Nein. Zu... Also, Adelheid ist
aufgewacht. Gott sei Dank! Ihr geht es recht gut.“
    „Wunderbar! Und? Weiß sie, was los war?
Erinnert sie sich?“
    „Sie hat den Rückblick voll drauf. Und
hat auch gleich an den Tipperitzki-Schatz gedacht. Über den Täter weiß sie
nichts. Hat ihn weder gesehen noch gehört — nur gefühlt. Schmerzhaft.
Jedenfalls bangt sie jetzt um die Kostbarkeiten. Als Schwester Isabell ihr
sagte, daß mein Papi die Ermittlungen leitet, hat Adelheid gleich auf Vertrauen
geschaltet. Sie hat gesagt, wo der Schatz versteckt ist. Es gibt ihn also. Mein
Papi soll ihn sicherstellen. Ich dachte, daß dich und Willi das auch
interessiert.“
    „Na, und wie! Wir springen sofort auf
die Tretmühlen. Birndorf liegt näher bei uns als zur Innenstadt. Vielleicht
sind wir vor euch dort. Nein, ausgeschlossen. Willi hat sich mal wieder an
Schoko-Pudding überfressen. Das hemmt.“
    „Ich sage Karl noch Bescheid, daß er
hinkommt. Bis gleich.“
    „Bussi! Bis

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