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Todesgruß vom Gelben Drachen

Todesgruß vom Gelben Drachen

Titel: Todesgruß vom Gelben Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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So einen Wagen können wir in Amsterdam gebrauchen. Was haben wir
denn noch? Einen Schuldschein. Über 70 000. Heutiges Datum. Die Unterschrift
kann ich nicht lesen. Wie lautet der Name?“
    „Soll... ich... soll ich antworten?“
stammelte Scheffel.
    „Du sollst. Und zwar schnell.“
    „Die Unterschrift ist von einem
gewissen Detlef Drüstmann.“
    Der Chinese entdeckte ein Paket Aktien,
die nach dem Tageskurs nicht viel wert waren, 15 000 DM — gebündelt — und zwei
kleine Goldbarren.
    Unter seinem Mantel holte Lu eine
faltbare Tasche hervor. Er stopfte alles hinein: Schmuck, Geld, Gold,
Kfz-Papiere, Schlüssel, Aktien, Schuldschein.
    „Ich nehme das mit, Scheffel. Der Gelbe
Drache wird entscheiden, was ihm davon gebührt. Wenn du dich besinnst und in
Zukunft von dem Drogengeschäft abläßt, erhältst du das Zeug zurück. Vielleicht.
Also weg von der Drogenszene! Das ist unser Gebiet. Wir dealen mit bestem
Heroin — nicht mit dem billigen, gestreckten Stoff wie du. Du betrügst die
Fixer. Aber der Kunde ist König. Oder hast du das noch nie gehört. Immerhin
bringt der Kunde uns das Geld.“
    „Aber ich...“
    „Schnauze!“
    „Ich...“
    „Willst du eine Kugel in den Rücken?“
    Scheffel schwieg. Er zitterte. Sein
Hemd war durchgeschwitzt.
    Wie soll ich denn noch beweisen, dachte
er verzweifelt, daß ich nicht deale. Dieses verdammte Schlitzauge hat kein Stäubchen
Heroin gefunden. Weil’s kein Stäubchen Heroin in diesem Hause gibt.
    Lu schloß ihn im Büro ein — und empfahl
sich lautlos wie ein Schatten.
    Beraubt! dachte Scheffel. Alles ist
weg. Ausgeplündert bis aufs Hemd. Hinnehmen muß ich’s. Kann nichts dagegen tun.
Am wenigsten kann ich die Polizei einschalten. Verflucht! Erst ist doch alles
so phantastisch gut gelaufen. Ich dachte, es wäre ein Glückstag für mich.
    Er ließ sich auf den Bürostuhl fallen
und begann wie ein Irrer zu lachen.

24. Eiskaltes Blut
     
    „Ehrlich!“ sagte Klößchen. „Ich
bewundere deine Haltung, Tim. Du regst dich nicht auf. Du zitterst nicht. Dir
steht kein Schaum vor dem Mund. Du tobst nicht. Du stößt keine Morddrohungen
aus. Du hast auch nicht mit den Zähnen geknirscht. Aber ich weiß“, er nickte
heftig, „wie es in dir aussieht.“
    Tim riß seine Windjacke vom Haken und
schlüpfte hinein.
    „Wie es in mir aussieht, Willi, da
gucke ich lieber nicht hin. Es geht um Gaby. Nur um Gaby. Um meine Freundin
Gaby. Wenn ich durchdrehe, wird ihre Chance noch kleiner. Nein, jetzt hilft nur
eiskaltes Blut. Meine Wut vergesse ich trotzdem nicht. Die lasse ich raus,
sobald ich den Triaden gegenüberstehe. Komm!“
    Sie verließen das ADLERNEST, jagten die
Treppe hinunter und über den Hof zum Fahrradschuppen, wo ihre Drahtesel
standen.
    Im Speisesaal ging es hoch her. Aber
Klößchen hatte mit keiner Silbe bedauert, daß er auf den größten Teil seines
Abendessens verzichten mußte. Gabys entsetzliches Schicksal verschlug selbst
ihm, Klößchen, den Appetit.
    Tim hatte Karl telefonisch verständigt.
    Treffpunkt Kunsthalle — also in der
Veltlinger Straße.
    Warum dort — und nicht an einem der
üblichen Plätze?
    „Damit ich’s nicht zweimal erklären muß“,
hatte Tim gesagt, „breite ich meine Überlegung aus, wenn wir da und zu dritt
sind.“
    Kein Stern zeigte sich am Himmel. Der
Mond kam nur hervor, wenn die Wolkendecke aufriß.
    Die Jungs sausten über die
Zubringerstraße, vorbei an Chausseebäumen, vorbei an herbstkahlen Feldern, über
die der Nebel kroch. Die Lichter der Großstadt winkten.
    Karl wartete vor der Kunsthalle. Sie
schloß um 18 Uhr. Jetzt war dort alles dunkel. In der Telefonzelle vor dem
Portal lag ein Betrunkener und schlief seinen Rausch aus.
    Karls Gesicht war noch bleich vor
Entsetzen.
    Tim hielt. Klößchen keuchte heran. Der
Betrunkene im Telefonhäuschen wälzte sich herum und stieß mit dem Kopf an die
Scheibe.
    „Wie finden wir Gaby?“ Tim sprach
gedämpft. „Hung ist Triade. Aber an der Entführung kann er nicht beteiligt
gewesen sein, wie mir Herr Glockner versicherte. Trotzdem werden wir uns Hung
vorknöpfen und die Wahrheit aus ihm rausprügeln. Gabys Vater kann das nicht.
Wir kämen — trotz der Gewaltanwendung — mit einem blauen Auge davon. Aber diese
Aktion ist das letzte Mittel. Erst versuchen wir was anderes. Wir wissen:
Eduard Preff kennt Hung. Er muß ihn kennen, sonst wäre ihm der Versprecher
nicht rausgestolpert. Aber Preff leugnet. Er behauptet, er kenne keinen
Chinesen. Sprachschüler bei Hung

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