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Todeshaus am Deich

Todeshaus am Deich

Titel: Todeshaus am Deich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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andere
Tänzerinnen und Tänzer mit.
    »He, pass doch auf, du Trottel«, regte sich ein junger
Mann mit kammartig hochgegelten Haaren auf. Ein Mädchen fasste sich an den
Knöchel, auf den Karlchen unsanft getreten war.
    »Mach das nicht noch mal«, drohte ein anderer junger
Mann, dessen Kinn ein spärlicher Bartwuchsversuch zierte.
    Karlchen hob beide Hände entschuldigend in Brusthöhe.
    »Sorry«, nickte er zu allen Seiten hin. »Ich bin
geschubst worden.«
    »Lass dich nicht stoßen«, mahnte ein Dritter, worauf
ein Mädchen ergänzte: »So ‘n Opa stößt ohnehin keine mehr.«
    Karlchen nahm seine Tanzbewegungen wieder auf,
sorgfältig bedacht, seinen Nachbarn nicht zu nahe zu kommen.
    Inmitten des Gedränges tauchte ein Jugendlicher auf,
mit einer Lederjacke bekleidet, der selbst im flackernden Licht einen nahezu
finsteren Eindruck machte. Er schob andere Tanzende mit dem Ellenbogen zur
Seite, bis er Karlchen gegenüberstand und ihm einen Stoß vor die Brust
versetzte, dass dieser rückwärts stolperte, mit den Armen ruderte und dabei
unfreiwillig weitere Discogäste mitriss.
    Sofort wurde er wieder beschimpft und verbal bedroht,
bis die Umstehenden mitbekamen, dass sich eine Auseinandersetzung anbahnte.
    »Was soll das?«, empörte sich Karlchen und nahm die
Hände herunter, um jede Geste, die missverstanden werden könnte, zu vermeiden.
    »Suchst du Putz?«, brüllte ihn der junge Mann in der
Lederjacke an. »Den kannst du haben.«
    »Ich habe dir nichts getan. Bleib ruhig. Ich denke,
das Ganze war ein Missverständnis«, erklärte Karlchen.
    »Du Arschloch laberst rum, dass du ein Missverständnis
bist?« Der Jugendliche schlug mit der rechten Faust in seine offene linke Hand.
Er war dicht vor Karlchen getreten und überragte diesen um Haupteslänge. Er
sprach deutsch, aber der Klang seiner Stimme war hart. »Willst du mich
beleidigen? Dann komm her«, drohte er.
    »Niemand will dich beleidigen«, erklärte Karlchen. Ihm
war klar, dass sein Gegenüber auf Streit aus war. Es kam Karlchen nicht darauf
an, recht zu behalten. Er war bereit, sich für etwas zu entschuldigen, was er
nicht verursacht hatte.
    Jetzt griff die Lederjacke Karlchen an den Ausschnitt
des Poloshirts und zog ihn zu sich heran.
    »Warum kommst du mir so nahe? Du stinkst nach
Scheiße«, erklärte er dabei. Karlchen versuchte sich freizumachen, konnte aber
gegen die überlegene Kraft seines Widersachers nichts ausrichten. Um die
Kontrahenten hatte sich ein kleiner Kreis gebildet.
    »Lass ihn doch zufrieden. Der hat dir nichts getan«,
mischte sich ein junger Mann ein.
    »Willst du auch welche in die Fresse?«, zischte ihn
der Streithahn an, worauf der Friedensstifter betroffen schwieg.
    Der Fremde mit der Lederjacke hatte sein Knie
angezogen und es Karlchen in den Unterleib gerammt, sodass der zusammenzuckte
und nach vorn kippte. Dabei stieß er gegen den Schläger.
    »Guck dir das schwule Schwein an«, zischte dieser.
»Der verdammte Wichser will sich hier an mir vergreifen. Dir werd ich’s
zeigen.« Mit der linken Hand griff er in Karlchens Nacken und schlug den Kopf
des Unglücklichen gegen seine Brust. Instinktiv riss Karlchen die Arme hoch und
versuchte sich zu befreien.
    »Jetzt hat mich der Hurensohn angegriffen«, zischte
die Lederjacke. »Dass lass ich mir nicht gefallen.«
    In diesem Moment drängte sich Mommsens große
sportliche Gestalt durch den Ring der Zuschauer, griff den Arm des Angreifers
und drehte ihn mit einem Ruck nach hinten, dass der Mann schmerzhaft aufschrie
und in die Knie ging.
    »Das reicht jetzt«, erklärte der Kommissar. »Bist du
ruhig?«
    Der Delinquent versuchte, Mommsen zu treten, der aber
wich aus und drückte den Mann noch ein wenig weiter hinunter. Erneut schrie der
andere auf.
    »Du Wichser brichst mir den Arm.«
    »Bist du friedlich?«, fragte Mommsen erneut.
    »Halt’s Maul«, antwortete der Mann. Er machte nicht
den Eindruck, als würde er nachgeben wollen.
    Mommsen zerrte am Arm des Mannes, packte ihn
gleichzeitig am Kragen der Lederjacke und warf ihn auf den Tanzboden, sodass er
bäuchlings zu liegen kam. Bevor er sich bewegen konnte, kniete Mommsen in
seinem Rücken und drückte dem anderen beide Hände ins Kreuz. Der Mann schimpfte
und zappelte, dann stieß er Flüche in einer fremden Sprache aus, die wie
Russisch klang.
    »Du hast es nicht anders gewollt«, sagte Mommsen und
versuchte, aus seiner Hosentasche eine der leichten Kunststoffhandfesseln zu
ziehen, um seinen Widersacher außer

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