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Todeshaus am Deich

Todeshaus am Deich

Titel: Todeshaus am Deich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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ist schlimm genug, was Sie mit Ihrem blödsinnigen Gerücht
über Paul Schüttemann verzapft haben.«
    Bevor die Ärztin antworten konnte, ging Christoph
dazwischen.
    »Stopp. Ich denke, Schwester Anke hat korrekt
gehandelt.« Dann drehte er sich zu Dr. Michalke um. »Haben Sie einen Verdacht?«
    »Verdachtsdiagnosen sind immer mit kritischer Distanz
zu betrachten. Ich vermute, dem Patienten wurde gestern Abend eine zu starke
Dosis an Schlafmitteln verabreicht, sodass er einfach nicht wach zu bekommen
ist.« Sie tätschelte vorsichtig Seeligs Wange. »Der liegt in Morpheus’ Armen
und hat nicht einmal etwas davon, weil ihn keine süßen Träume begleiten.«
    »Kann es ein unglückliches Zusammentreffen zweier
Dinge gewesen sein?« Christoph sah sich im Zimmer um. Er entdeckte eine leere
Flasche Beugelbudelbier auf dem Tisch. »Alkohol und Arznei?«
    Dr. Michalke schob die Unterlippe ein wenig vor.
»Glaube ich nicht. Wenn er nur eine Flasche Flens getrunken hat, dann dürfte es
nichts ausgemacht haben. Er ist nicht mein Patient, und ich kenne die
Vorgeschichte nicht, aber auf den ersten Blick macht er einen für sein Alter
robusten Eindruck.« Sie sah Schwester Anke an. »Oder?«
    Die bestätigte umgehend, dass auch der
Seniorenresidenz keine gravierenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen Seeligs
bekannt seien.
    »Hat er vielleicht irrtümlich ein falsches
Schlafmittel bekommen?«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, erwiderte
Schwester Anke. »Die Medikamentenzuteilung nimmt im Allgemeinen die
Pflegedienstleiterin persönlich vor. Dagmar ist in diesem Punkt sehr
zuverlässig.«
    »War das auch gestern so?«
    »Ich weiß nichts anderes.«
    »Und wenn Seelig die doppelte Ration geschluckt hat?
Oder sich eigenmächtig ein Schlafmittel besorgt und es mit diesem kombiniert
hat?«
    Wortlos trat Christoph an den Nachttisch, nachdem er
Mommsen kurz zugenickt hatte, und begann den Inhalt der Schublade zu
untersuchen.
    »Heeh, was machen Sie da?«, fuhr ihn Brodersen an. Der
Heimleiter hätte Christoph am liebsten festgehalten. Noch aufgebrachter war er,
als Mommsen in das kleine Badezimmer trat und dort nach Arzneimitteln suchte.
»Das dürfen Sie nicht. Sie können doch nicht einfach in fremden Sachen
herumwühlen.«
    »Ich darf das schon«, antwortete Christoph. »Ich bin
nämlich die Polizei.« Innerlich musste er lachen, weil er diesen Spruch kopiert
hatte. Das Copyright darauf besaß Große Jäger.
    Christoph fand weder in den Schubladen noch im
Papierkorb einen Hinweis darauf, dass Seelig weitere Arzneimittel hortete. Auch
Mommsen meldete Fehlanzeige aus dem Bad.
    »Wir sollten Schwester Dagmar dazubitten«, sagte
Christoph. »Warum ist die nicht im Raum?«
    »Die beruhigt die anderen Patienten. Das habe ich
angeordnet«, erklärte Brodersen.
    Thomas Friedrichsen öffnete die Tür und bat die
Oberschwester ins Zimmer.
    »Sie wissen, was geschehen ist?«, fragte Christoph.
    Dagmar nickte.
    »Wir hätten gern gewusst, ob es denkbar ist, dass Herr
Seelig gestern irrtümlich eine zu stark wirkende Schlaftablette erhalten hat.«
    Die Pflegedienstleiterin schüttelte energisch ihren
graumelierten Kopf.
    »Bestimmt nicht.«
    »Aus Versehen? Schließlich machen wir alle mal kleine
Fehler«, versuchte Christoph der Frau eine Brücke zu bauen.
    »Das mag sein. Aber bei der Medikamentenzuteilung darf
so etwas nicht geschehen. Ich habe meine eigene Methode. Ich suche anhand der
Gesamtliste zunächst die Tabletten für alle Patienten heraus, zähle sie,
vergleiche das Ergebnis mit meiner Kontrollzahl und teile sie erst dann auf die
Rationsdöschen für die einzelnen Leute auf. Ich müsste mich bei dieser Methode
also zweimal irren.«
    Brodersen war dem Gespräch mit einem ratlosen
Gesichtausdruck gefolgt.
    »Es handelt sich um ein stark wirkendes Mittel«,
mischte sich Dr. Michalke ein.
    »Können Sie sagen, um welches Präparat es sich handeln
könnte?«, fragte Christoph.
    »Das wäre reine Spekulation.«
    »Und der Wirkstoff?«, hakte Christoph nach.
    »Ich ergehe mich nicht in Mutmaßungen.«
    »Können Sie Herrn Seelig Blut abnehmen, sodass wir es
in unserem Labor in Kiel analysieren können?«
    Doch auch in diesem Punkt blieb Dr. Michalke
hartnäckig. »Nicht ohne die Einwilligung des Patienten.«
    »Wenn der Mann das Präparat unfreiwillig geschluckt
hat, liegt eine Körperverletzung vor. Dann benötigen wir die Blutuntersuchung
zur Beweissicherung.«
    Die Medizinerin kniff die Lippen zusammen, dass sie
einen

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