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Todeshunger

Todeshunger

Titel: Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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erfreuen kann, doch dann denke ich an Ellis und zwinge mich, ruhig und beherrscht zu bleiben. Ich weiß, ich habe keine andere Wahl, als einfach weiterzumachen.

35
    D as Erdgeschoss des Hotels ist menschenleer, und man erkennt auf den ersten Blick, weshalb. Der Teppichboden ist klitschnass, und etwa einen halben Meter über dem Boden sieht man eine Wassermarke an der Wand. Die Tapete hängt in Streifen herunter, und es riecht nach verfaulendem Abfall und stehendem Abwasser. Ich hätte gedacht, dass mehr Leute hier untergebracht wären. Vermutlich hat das Regenwasser, das das Gebäude offenkundig in den letzten Tagen überschwemmt hat, viele von ihnen vertrieben. Andere dürften gegangen sein, als die Kämpfe begonnen haben. Komme ich zu spät? Ist Lizzie schon fort? Ist sie überhaupt je hier gewesen?
    Ich gehe zurück in den vorderen Bereich des Hotels und dann nach oben. Ich steige eine lange, schnurgerade Treppe hinauf und ramme einem Wichser, der an mir vorbeiwill, mich anrempelt und fast umstößt, das Messer in den Bauch. Ein Blick zurück zeigt mir, wie er sich überschlagend die Treppe hinunterfällt und ganz unten als blutiges stöhnendes Bündel liegen bleibt.
    Ich sehe in den Zimmern im ersten Stock nach, aber die sind leer. Ich habe den Flur halb durch, als eine Tür auffliegt und drei verängstigte unveränderte Männer, die so viele Taschen und Kartons mit ihren Habseligkeit tragen, wie sie können, herausgerannt kommen. Über ihre Lasten hinweg sehen sie mich nicht, und einer stößt mich
zu Boden. Instinktiv rapple ich mich wieder auf und laufe ihnen nach, doch es ist zu spät, sie sind bereits fort. Egal. Muss mich konzentrieren. Muss mich zusammenreißen.
    Die nächsten drei Türen stehen offen, die Zimmer sind leer. Es sind stinkende, verwohnte Drecklöcher mit dem Mief der Flüchtlinge, die gezwungen waren, wochenlang auf engstem Raum hier zu hausen. Auf dem Teppichboden liegt eine ganze Schicht aus Abfall und weggeworfenen Habseligkeiten – so hoch, dass ich den zusammengekrümmten Leichnam eines alten Mannes erst bemerke, als ich ihm auf die ausgestreckte Hand trete und Knochen unter meinem Stiefel brechen.
    Wieder draußen, auf dem Flur, mahne ich mich zur Ruhe. Das Hotel wird offenkundig aufgegeben, daher hat es keinen Sinn, in jedem verlassenen Zimmer nachzusehen. Ich denke mir, wenn eine Tür nicht abgeschlossen ist, dann ist auch niemand mehr da.
    Ich schlage auf Schloss und Scharniere der nächsten abgeschlossenen Tür ein. Und schon höre ich die Wichser im Inneren vor Panik schreien. Ich bearbeite die Tür weiter und stoße sie mit der Schulter auf, als ich genügend Schaden angerichtet und die Halterungen gelockert habe. Einer der Bewohner läuft auf mich zu und schwingt ein Stuhlbein. Ich weiche einen Schritt zur Seite und stoße ihn über den Flur, sodass er an die Wand gegenüber knallt. Es sind noch drei weitere Unveränderte in dem Zimmer, ein vierter versucht gerade, durch das offene Fenster zu flüchten. Das Licht ist trüb, aber ich kann sehen, dass ich keinen davon kenne und sie uninteressant für mich sind. Ich kehre um, gehe den Flur zurück und bleibe nur kurz stehen, um den Wichser abzustechen, der einen zweiten Versuch mit dem Stuhlbein unternimmt.

    Das Schloss der nächsten Tür ist zerbrochen, aber eine Kette versperrt sie. Ich öffne sie gerade weit genug, dass ich hineinsehen kann. Keine Spur von Lizzie. Eine grauhaarige Frau packt den Türgriff und schlägt die Tür zu, sodass meine Hand abrutscht. Aus einem weiteren Raum kommen Flüchtlinge, und diesmal drücke ich mich nur an die Wand und lasse zwei weitere schluchzende Unveränderte passieren.
    Fast der gesamte zweite Stock ist verlassen, und Lizzie ist in keinem der Zimmer, die noch bewohnt sind. In einem Raum nahe der Treppe des dritten Stocks sitzt ein kleines Mädchen allein in einem Ohrensessel, in dem ihre zierliche Gestalt zwergenhaft wirkt. In meiner Hast und Verzweiflung denke ich im ersten Moment, es könnte Ellis sein. Es ist dunkel, das trübe Licht der Dämmerung dringt schwach durch die Ritzen der Holzbretter, die vor das Fenster genagelt wurden. Erst als ich das Mädchen berühre und sie vom Sessel fällt, sehe ich, dass sie nicht Ellis ist, und als sie zu meinen Füßen liegt und sich nicht bewegt, wird mir klar, sie ist bereits tot und wurde von ihren ehemaligen Begleitern einfach hiergelassen.
    Die Tür des letzten Zimmers auf dieser Etage steht einen Spalt offen, wird jedoch zugeschlagen, als

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