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Todeshunger

Todeshunger

Titel: Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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den
Bolzen aus der Granate. Ein plötzliches Schwenken der Menge schiebt ihn seitwärts. Ich versuche, mich von ihm zu entfernen, als er das Gleichgewicht wiedererlangt und sich aufrichtet.
    »Wirf das verdammte Ding!«
    Desorientiert und mit den Nerven am Ende, sieht Parsons mich nur an. Ich versetze ihm einen heftigen Stoß in den Magen, sodass er den Hang hinunterstolpert, mit Flüchtlingen zusammenstößt und sie umwirft wie Kegel. Er fällt und verschwindet sofort, da die Meute wie eine Welle über ihm zusammenschlägt. Ich ziehe die Schultern ein, zwänge mich durch die kopflose Menschenmenge und laufe so schnell ich kann in die entgegengesetzte Richtung. Ich stolpere über einen am Boden liegenden Mann und kann mich nur mit Mühe auf den Beinen halten. Instinktiv klammere ich mich an einem anderen erschrockenen Flüchtling fest, ziehe mich an ihm hoch und laufe weiter. Er versucht, mich nach unten zu drücken, aber ich stoße ihn nur aus dem Weg, da ich weiß, dass ich in wenigen Augenblicken die geringste seiner Sorgen sein werde. Der hat mehr Kampfgeist und Feuer in sich als die meisten. Er schafft es, sich am Zipfel meines Mantels festzukrallen; ich schüttle ihn ab und ducke mich zur Seite, als er zum Schlag ausholt. Ich versuche, mich auf meine Flucht zu konzentrieren und nicht in Panik zu geraten. Ich stoße ihn zu Boden, blicke über die Schulter und hoffe, dass ich nicht …
    Einen Moment lang besteht die Welt nur aus gleißendem Licht und einem Knall, der so laut ist, dass ich denke, mir platzt der Kopf. Die Wucht der Explosion hinter mir wirft mich zu Boden; einen Augenblick kann ich nur zwischen den Unveränderten eingekeilt liegen bleiben.
Ich richte mich auf und stütze mich dabei auf den Körpern um mich herum ab. Als ich mich umsehe, erkenne ich eine freie Stelle in der Menge und einen dunklen, flachen Krater, wo sich vor wenigen Sekunden noch zahlreiche Menschen gedrängt hatten. Jetzt ist nichts mehr da, nur noch eine Schicht blutiger, rauchender Trümmer. Ich wirble herum und fliehe, als der Schock nachlässt und die Panik erneut die Oberhand gewinnt.
    Jetzt fliehen die Menschen in alle Richtungen von dem Platz, und ich lasse mich mit ihnen treiben und nutze ihre Masse als Deckung. Keiner weiß, wer oder was ich bin, und keinen kümmert es. Fern von Julia und den Übrigen bin ich plötzlich so irrelevant und unwichtig wie alle anderen, und die Anonymität empfinde ich als angenehm und beruhigend. Als ich Seite an Seite mit dem Feind fliehe, stelle ich fest, dass der verzweifelte Wunsch, diese Menschen zu töten, den ich stets verspürt habe, plötzlich so gut wie verschwunden ist. Vielleicht liegt es daran, dass diese Leute ohnehin alle so gut wie tot sind? Es dauert keine Stunde mehr bis zu Sahotas Augenblick des Triumphs, doch ich denke nicht, dass die Stadt noch so lange existieren wird. Eine Hubschrauberphalanx donnert über uns hinweg. Einer schert aus und eröffnet das Feuer auf ein unsichtbares Ziel dicht neben dem brennenden Bürogebäude, was die Menge ringsum veranlasst, noch panischer und schneller zu fliehen.
    Über die Köpfe der flüchtenden Massen hinweg sehe ich etwas, das ich zu kennen glaube – den rechteckigen Umriss eines erst unlängst erbauten Mietshauses. Als ich darauf zulaufe, erfolgt eine weitere plötzliche Detonation, und die Fassade des Gebäudes explodiert in einer aufgeblähten Kugel aus Feuer und Hitze. Ich wende mich
von der unmittelbaren Explosion ab und ducke mich, als Tausende winzige Glassplitter auf mich herabregnen. Der größte Teil der Menge versucht instinktiv, herumzuwirbeln und in die andere Richtung zu fliehen. Blöde Wichser. Ich gehe weiter vorwärts, denn ich weiß, das Zentrum der Explosion dürfte jetzt relativ frei sein, Tote und Sterbende die einzigen Hindernisse. Ich laufe am brennenden Sockel des Gebäudes vorbei, im Zickzack durch die Verwüstungen, springe über Betonbrocken und verformte Klumpen von Metall und Fleisch. Als ich aufblicke, sehe ich, dass Menschen in den oberen Stockwerken gefangen sind. Eine Frau fällt im dritten Stock aus dem Fenster, da die panische Menge hinter ihr sie hinausdrängt, landet unmittelbar vor meinen Füßen auf dem Bürgersteig und gibt ein nasses Klatschen von sich, als würde faules Obst zerplatzen. Ein herrlicher Anblick. Ein Teil von mir wünscht, ich könnte mir irgendwo ein sicheres Plätzchen suchen und mit ansehen, wie die ganze Stadt niederbrennt.
    Binnen weniger Sekunden dränge ich mich

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