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Todeshunger

Todeshunger

Titel: Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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biege um die Ecke und weiß, ich bin in Sicherheit.
     
    Millennium Square.
    Als ich das letzte Mal hier war, bin ich zwischen die Fronten von bewaffneten Polizisten geraten, die plötzlich feststellten, dass sie auf verschiedenen Seiten standen. Zusammen mit Hunderten anderen rannte ich in Deckung, und alle waren so ängstlich und verwirrt wie ihre Nachbarn. Das war der Tag, fällt mir ein, als tatsächlich alles anders wurde. Das war der Tag, an dem der Hass die Herrschaft übernahm. Seltsam, wie so ein schreckliches Erlebnis in der Rückschau plötzlich gar nicht mehr außergewöhnlich wirkt. Heute bin ich härter, stärker. Damals war ich einer von vielen und wollte mich in der Masse verstecken, um ja nicht aufzufallen. Heute bin ich hier, um sie zu töten.
    Dieser riesige öffentliche Platz ist nicht mehr der freie, kaum genutzte Ort von früher. So weit das Auge reicht, stehen provisorische Unterkünfte in den unterschiedlichsten Formen, Farben und Größen. Ich kann nicht anders und blicke in einige hinein, die ich passiere, und sehe überall verzweifelte Flüchtlinge, die hoffen, dass ihre dünnen Karton-, Sperrholz- oder Segeltuchunterkünfte ihnen Sicherheit geben und alle anderen fernhalten. Die Bewohner einer Behausung sind beide tot. Die grünlich verfärbten Leichen eines Paares mittleren Alters liegen reglos und unbemerkt nebeneinander. In der abgestandenen Luft des Zeltes wimmelt es von Fliegen.

    Flüchtlinge haben die öffentlichen Toiletten übernommen und sind dort eingezogen. Die wurden früher jede Woche verwüstet und dienten überwiegend als Treffpunkt von Schwulen. Ein Mann und eine Frau sitzen auf Stühlen vor der Tür wie ein König und seine Königin, die über ihr besonders trostloses Reich herrschen. Ein halb verhungerter Hund, der gefährlich aussieht und mit einem Strick festgebunden ist, hält alle anderen fern.
    Voraus liegt ein Fleckchen Land, das erstaunlich frei geblieben ist. Als ich näher komme, sehe ich, dass die Straße dort von Pfützen trocknenden Schlamms übersät ist, wodurch sie wie ein ausgetrocknetes Flussbett aussieht. Das Wasser scheint eine große Zahl der provisorischen Zelte fortgespült zu haben; zurück bleibt ein Areal schlammiger Betonplatten, Unkraut wächst in den Fugen zwischen den Platten. Der Stadtrat hat ein Vermögen für diesen Platz ausgegeben – ich habe gehört, wie sich jemand aus einer anderen Abteilung deswegen das Maul zerrissen hat -, und jetzt ist er so gottverlassen wie alles andere auch. Unglaublicherweise geht eine Uhr, an der ich vorbeikomme, immer noch. Sie zeigt an, dass wir Donnerstag, den 16. kurz vor drei Uhr haben, und einen Sekundenbruchteil verspüre ich instinktiv Erleichterung darüber, dass das Wochenende naht. Herrgott, wie dumm ist das denn? Mir wird klar, wie sehr sich auch alles verändert haben mag, es dauert mehr als ein paar Monate, bis die Folgen jahrelanger Konditionierung abklingen. Wurde die Uhr aus ebendiesem Grund absichtlich intakt gehalten? Hilft es den Massen der Unveränderten, wenn sie wissen, dass ihre alte Routine nicht völlig verschwunden ist?
    Etwas auf der anderen Seite des Platzes weckt meine Aufmerksamkeit. Über die gesamte Länge von zwei
Gebäuden hinweg erstreckt sich eine Wand vom Boden bis zu einer Höhe von rund zwei Metern, die anscheinend mit Hunderten von Plakaten bedeckt ist. Als ich näher komme, erkenne ich, dass es sich um eine Collage mit Fotos von Leuten handelt, die auf große Sperrholzplatten, die als Barrikaden vor den Gebäuden dienen, geklebt, getackert oder genagelt wurden. Ich gehe näher hin und denke mir, dass ich das gefahrlos tun kann, da auch Unveränderte sich hier herumtreiben. Es ist nichts Ungewöhnliches. Ich habe ähnliche Wände schon in Filmen und im Fernsehen gesehen; die traumatisierten Menschen kommen zusammen, um ihr Leid zu teilen und einen improvisierten Altar zum Andenken an die Freunde und Familienmitglieder zu errichten, die sie verloren haben. Vielleicht ist Lizzies Bild auch irgendwo? Ich mustere nacheinander die vom Regen aufgeweichten, von der Sonne ausgebleichten Fotos.
    Ich bleibe stehen und betrachte wahllos ein Gesicht, eines von Hunderten, nicht bemerkenswerter als die anderen darunter, darüber, rechts und links. Es ist ein Mann Ende vierzig mit lockigem dunklem Haar, einem kurzen Bart und einer dunklen, rechteckigen Brille. Unter seinem Gesicht steht etwas geschrieben: »James Jenkins. Tötete seine Frau Louise und seine Tochter Claire.« Unter

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