Todesinstinkt
gemacht?«
»Wahrscheinlich, weil Sie ihn dazu aufgefordert haben, Mr. Brighton.« Littlemore stieg die Stufen hinab.
»Wirklich?« Brighton steckte den Kopf unter das vorstehende Dach. Gleich darauf kam er wieder zum Vorschein. »Bei Gott, Sie haben Recht. Ich habe ihn gefragt. Woher wussten Sie das?«
»Reine Vermutung.«
»Was für ein glücklicher Zufall, dass ich Sie hier treffe. Samuels hat mich daran erinnert, wofür ich Ihnen danken wollte. Es ist wegen Samuels selbst. Nach dem unglückseligen Schuss auf die Wahnsinnige haben Sie ihn in Ihrem Bericht von jeder Schuld freigesprochen. Damit haben Sie
mir viel Ärger erspart. Wissen Sie, ich würde doch keinen Tag ohne Samuels zurechtkommen.«
»Das war nur meine Pflicht, Mr. Brighton«, antwortete Littlemore. »Die Frau hatte eine Schere. Die Zeugen haben ausgesagt, dass sie als Erste angegriffen hat. Ihr Angestellter hat also in Notwehr gehandelt.«
»Wie geht es ihr?«
»Sie liegt noch im Krankenhaus. War seit der Schussverletzung die ganze Zeit dort.«
»Nicht diese Person«, korrigierte Brighton. »Ich meine Miss Rousseau. So ein bezauberndes Geschöpf. Ich wäre fast in Ohnmacht gefallen, als diese Wahnsinnige sie angegriffen hat.«
»Miss Colette geht es gut, soweit ich weiß.«
»Ist sie arm?«
»Arm?«
»Wissen Sie, Detective, ich bin nicht wie Sie. Keine Frau wird sich je aufgrund meiner persönlichen Vorzüge in mich verlieben. Das hat mir mein Vater schon vor Jahren gesagt, nachdem ich das Geschäft übernommen hatte. Ich suche nach einer Frau, die mich wegen meines Geldes heiratet.«
»Da kenne ich Tausende, die infrage kommen.«
»Wirklich?« Brighton blinzelte, als könnte er das Glück des Detectives nicht fassen. »Könnten Sie mich nicht der einen oder anderen vorstellen?«
»Klar. Meine Frau stiftet gerne Ehen.«
»Wie sonderbar.« Brighton sinnierte. »Die Einzige, die mir im Moment einfällt, ist Miss Rousseau. Dieser Liebreiz. Wissen Sie, wo sie ist? Sie hat versprochen, mich nach Washington zu begleiten, aber Mrs. Meloney meint, dass sie spurlos verschwunden ist.«
»Ich könnte es nicht sagen.« Das war in doppelter Hinsicht wahr. Zum einen hatte Littlemore keine Ahnung, wo sich Colette aufhielt, zum anderen hätte er es Brighton gewiss nicht auf die Nase gebunden.
»Diese andere Person — die Wahnsinnige ...« Brighton erschauerte. »So etwas Hässliches habe ich noch nie gesehen. Hat sie erzählt, was ihr fehlt?«
»Nein. Seit dem Schuss ist sie bewusstlos.«
»Wie kann ich Ihnen wegen Samuels danken? Wie wär’s mit fünftausend Dollar?«
»Bitte?«
»Seine Freiheit ist mir viel mehr wert, das versichere ich Ihnen.«
»Sie können mir für meine Arbeit als Polizeibeamter kein Geld geben«, erklärte Littlemore.
»Das erscheint mir unlogisch.« Brigthon nahm eine prallgefüllte Brieftasche aus der Jacke und zog eine große Banknote mit blauem Siegel und einem Bild von James Madison heraus. »Wo bleibt der Anreiz für gute Arbeit, wenn man nicht den verdienten Lohn einstreichen kann? Sie können doch sicher fünftausend Dollar gebrauchen.«
Beim Gedanken an seine Tochter Lily musste Littlemore tief durchatmen. »Ich kann es nicht annehmen, Mr. Brighton. Nicht einmal zehn Cent.«
»Wie lächerlich. Nun, kann ich Sie wenigstens chauffieren? Ich bin unterwegs zum Bahnhof. Darf ich Sie irgendwo absetzen?«
Littlemore, der ebenfalls zum Bahnhof musste, ging auf das Angebot ein. Als Brighton herausfand, dass Littlemore auch nach New York fuhr, bestand er strahlend darauf, dass sie gemeinsam reisten.
Samuels lenkte die Limousine zu einer Laderampe an der Rückseite der Union Station. Brighton erklärte, dass dies die einzige Möglichkeit war, das Automobil in den Zug zu befördern.
»Sie können es im Zug mitnehmen?« Littlemore stieg aus.
»Ich kann alles mitnehmen, wonach mir der Sinn steht.« Brighton folgte ihm. »Schließlich ist es mein Zug. Ich habe einen Salonwagen, einen Schlafwagen, einen Billardwagen, einen Küchenwagen, einen Wagenwagen – haha – ein Wagenwagen, ist das nicht komisch? Wir werden uns bestimmt herrlich amüsieren, Detective. Sonst fährt nur selten jemand mit mir.«
»Leider kann ich nicht, Mr. Brighton.«
»Was? Warum denn nicht?«
»Wenn ich mit einem Privatzug reise, akzeptiere ich damit eine ziemlich noble Gefälligkeit von Ihnen. Das ist, als würden Sie mir etwas kaufen.«
»Aber wozu habe ich mein Geld, wenn ich nichts dafür kaufen kann?«
»Manche Dinge können Sie
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