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Todesinstinkt

Todesinstinkt

Titel: Todesinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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sein«, rief Oktavian. »Bestimmt ist sie mir begegnet. Ja, ich glaube mich fast daran zu erinnern. Ich wusste doch, dass ich dieses Gesicht schon einmal gesehen habe. War sie von Adel, Ihre Großmutter?«
    »Oh nein, sie war ganz arm.«
    »Ich hätte geschworen, dass es auf einem schönen Ball war, zusammen mit vornehmen Herren.«
    »Dann kann es nicht meine Großmutter gewesen sein, Graf Kinsky.«
    »Nun, es wird mir schon noch einfallen. Aber bitte nennen Sie mich nicht Graf. Grafen gibt es nicht mehr.«

    A ls es abhob, schaukelte das Flugzeug bedenklich, doch etwas höher wurde es einigermaßen stabil. Sie spähten hinab auf die Decke aus Schnee unter ihnen, doch es war kein Schnee, es waren Wolken.
    »Ich habe noch nie eine Wolke von oben gesehen«, sagte Colette. »Meinen Sie, Gott hat was dagegen?«
    »Ich glaube nicht, dass er uns einen kleinen Blick auf sein Werk missgönnt«, antwortete Younger. »Das Herumspielen mit seinen Atomen sollte Ihnen mehr Sorgen machen.«
    »Warum sind Sie so misstrauisch gegen Radium? Nur Ihretwegen habe ich diesen lächerlichen Anzug in Professor Boltwoods Laboratorium angezogen. Die anderen dachten, ich bin ein Seeungeheuer.«
    »Die anderen sollten so was auch tragen.«
    »Ich frage mich, ob das die Radioaktivität erklären könnte«, sinnierte Colette. »Dr. Freuds Todestrieb, meine ich. Wir haben keine Ahnung, warum Radiumatome zerfallen. Aber wir wissen auch nicht, warum es bei anderen Atomen nicht so ist. Vielleicht gibt es eine Kraft, die die Partikel zusammenhält, und eine zweite, die sie auseinandertreibt. Das wäre genau, wie Dr. Freud es beschrieben hat: zwei elementare Kräfte, eine, die anzieht, und eine, die abstößt. «
    »Welche ist stärker?«
    »Ich denke, die Kraft, die sie zusammenhält. Das wäre dann der Grund, warum die Radioaktivtiät so viel Energie freisetzt.« Ihr fiel etwas ein. »Aber diese freigesetzte Energie — das könnte die Todeskraft sein. Vielleicht ist der Zerfall des Atoms der Tod in seiner reinsten Form. Das könnte die Todeskraft auf andere Atome übertragen und sie ebenfalls zum Zerfallen bringen.«

    »Und da fragen Sie mich, warum ich misstrauisch bin«, warf Younger ein.
    »Das könnte auch die Wirkung von Radium auf Krebs erklären.« Colette wurde immer aufgeregter. »Bisher konnte noch niemand zeigen, wie Radium Krebs heilt. Nicht einmal Madame Curie weiß es. Aber Dr. Freud hat Recht: Krebszellen sind Zellen, die nicht mehr absterben. Wenn Radium in einen Tumor eingeführt wird, dann wird vielleicht dadurch die Todeskraft ausgelöst und im ganzen Geschwür verteilt. Also auf die Krebszellen übertragen, die dann wieder absterben. Was ist denn?«
    Während Colette redete, war Younger von einem anderen Gedankengang abgelenkt worden, bis er sich schließlich von seinem Platz erhob. »Pilot«, rief er. »Haben Sie nicht gesagt, dass diese Maschine ursprünglich nach Paris fliegen sollte?«
    »Oui, Monsieur.«
    »Dann fliegen Sie uns hin.«
    »Paris?« Colette starrte ihn an. »Warum?«
    »Ich möchte eins Ihrer Vorbilder kennenlernen.«

17
    U nter der Überschrift EINLADUNG NACH MEXIKO las Littlemore folgende Zeitungsmeldung:
    Eine Einladung an den designierten Präsidenten Harding zu einem Besuch in Mexiko erging gestern Abend bei einem Gespräch zwischen Senator A. B. Fall von New Mexico und Elias L. Torres, dem Gesandten des designierten Präsidenten Obregón von Mexiko. Die Einlad ung betrifft Senator Hardings Teilnahme an der Amtseinführung Obregóns in Mexiko-Stadt am Fünfundzwanzigsten dieses Monats. Ob diese Einladung angenommen wird, erscheint äußerst fraglich, eine Stellungnahme Hardings steht noch aus. Dem designierten Präsidenten liegt zwar sehr viel daran, die freundschaftlichen Beziehungen zu Mexiko wiederherzustellen, aber seine engsten Berater zweifeln an der Angemessenheit eines Auslandsbesuchs zu diesem Zeitpunkt.
    Littlemore saß im Zug nach Washington. Lange Zeit starrte er reglos aus dem Fenster.
     
    N ach seiner Ankunft in der Hauptstadt fuhr Littlemore mit dem Taxi direkt zur Kongressbibliothek, die an derselben Straße lag wie das Kapitol. Dort fragte er nach grundlegenden historischen Fakten über den Staat Mexiko. Die Bibliothekarin verwies ihn auf das World Book of Organized
Knowledge. Eine halbe Stunde später näherte sich Littlemore mit raschem Schritt dem Senatsbürogebäude.
    »Was ist los?«, fragte Fall, als Littlemore zu ihm vorgelassen wurde.
    »Ich habe den Artikel über Mexiko in der

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