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Todesinstinkt

Todesinstinkt

Titel: Todesinstinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Fußbodenleiste an einer Wand war ein Häufchen Sägemehl zu sehen. Eineinhalb Meter darüber hing ein Stierkampfbild.
    »Hab ich dich«, knurrte Littlemore.
    Er hob das Aquarell vom Haken. Dahinter war ein Loch gebohrt worden, durch das man die Hand stecken konnte. Genau das tat Littlemore und förderte einen Pappzylinder zutage. An beiden Enden lugten die Ecken von zusammengerollten Blättern heraus. Nachdem Littlemore die Unterlagen herausgenommen hatte, strich er sie auf dem Tisch glatt und hielt sie fest, damit sie sich nicht wieder wellten.
    Einige der Dokumente waren Fotografien. Dazu kam ein Schreiben auf Spanisch mit dem Stempel und Briefkopf einer mexikanischen Regierungsstelle. Zuletzt folgte ein Schaubild.
    »Heiliger Strohsack«, murmelte Littlemore. »Heiliges Kanonenrohr. «
     
    W arum nehmen wir die Feuertreppe?« Mrs. Cross stieg ein wenig hinter Littlemore die Metallstufen hinab.
    »Falls jemand auf uns wartet, dann bestimmt vorn.«

    »Wer sollte denn auf uns warten?«
    »Wenn ich Elias Torres wäre und diese Dokumente hiergelassen hätte, dann würde ich schleunigst zurückkommen, um sie zu holen. Mit ein paar Freunden. Und Waffen. Halten Sie mal.«
    Nachdem er Mrs. Cross den Pappzylinder mit den Unterlagen gereicht hatte, glitt Littlemore eine kurze Metallleiter hinab, von der aus er noch ein kleines Stück bis zum Boden springen musste. Er befand sich im Hinterhof des Gebäudes, der anscheinend leer war.
    »Werfen Sie mir die Rolle zu«, sagte er leise, »und kommen Sie runter.«
    Sie folgte seiner Anweisung, doch auf der letzten Sprosse, die knapp zwei Meter über dem Boden war, hielt sie inne und schaute ihn an. »Was jetzt?«
    »Lassen Sie los, ich fange Sie auf.«
    Sie zögerte.
    »Springen Sie schon, meine Güte«, flüsterte er.
    Sie tat es, und er fing sie auf. Sie hatte eine Hand an seiner Brust. »Sie sind stärker, als Sie aussehen.«
    »Ist das ein Kompliment? Nein, sagen Sie nichts. Kein Wort.«
    Geduckt führte er Mrs. Cross um das Wohnhaus und drückte sich flach an die Wand, als sie die Straße erreichten. Ein kurzer Blick um die Ecke zeigte Littlemore vier Männer vor dem Eingang, mit tief in die Stirn gezogenen Hüten. Einer hockte auf der Kühlerhaube der Limousine, mit der Mrs. Cross und er gekommen waren; der Kerl wischte achtlos an seinem Schuh herum. Littlemore zog seine Waffe.
    »Warten Sie«, flüsterte Mrs. Cross. »Ich mache das. Die
wissen nicht, dass Sie mit einer Frau hier sind. Ich hole Sie an der Avenue of the President ab.«
    »Wo ist das?«
    »Sixteenth Street.« Sie deutete. Dann trat sie beherzt hinaus auf die Straße, ohne sich auch nur einen Hauch von Unruhe anmerken zu lassen. Als sie auf das Automobil zuschlenderte, stießen sich die Männer mit dem Ellbogen an. Einer pfiff, ein anderer stellte eine persönliche Frage, die Mrs. Cross nicht beantwortete. Als sie im Wagen saß und den Motor anließ, lehnte sich der Kerl auf der Kühlerhaube über die Windschutzscheibe.
    »Wo wollen Sie denn hin, Schätzchen?« Vielleicht dachte er, dass sie mit einem Mann auf der Kühlerhaube nicht losfahren konnte. Wenn ja, hatte er sich getäuscht.
    »Wenn Sie sich festhalten, werden Sie es herausfinden.« Mit einem Ruck schoss das Autombobil weg vom Bordstein, und der Mann landete unsanft auf dem Asphalt. Ohne sich umzuschauen, winkte sie den vier Männern zu und bog um die nächste Ecke. Inzwischen hatte Littlemore die Ablenkung genutzt, um unbemerkt in die andere Richtung zu verschwinden.
     
    W ie abgemacht trafen sich Mrs. Cross und Littlemore an der Sixteenth Street, die von ihren gesellschaftlich ehrgeizigen Bewohnern in Avenue of the President umbenannt worden war. Nach einem flüchtigen Blick über die Schulter stieg Littlemore ein. Niemand war ihnen gefolgt.
    »Wohin?«, fragte sie.
    »Wo ist Ihr Senator gerade?«
    »Mr. Fall? Zu Hause, im Wardman Park Hotel. Nicht weit von hier.«
    »Also los.« Noch einmal spähte Littlemore nach hinten. »Nicht schlecht, Mrs. Cross.«
    »Warum haben Sie mich nach meinem Vornamen gefragt, wenn Sie ihn nicht benutzen?«
     
    D as Tausendzimmerhotel Wardman Park an der Connecticut Avenue erstreckte sich mit mehreren Flügeln über einen idyllischen Hügel. In der hell erleuchteten Lobby drängten sich trotz der späten Stunde zahlreiche Schaulustige um chromblitzende Automobile. »Ein Automobilsalon«, meinte Littlemore abschätzig. »Die ganze Welt geht den Bach runter, und diese Leute denken an nichts anderes als an einen neuen

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